So vermeiden Sie Infektionen mit dem Coronavirus: Selbstdisziplin, Eigenverantwortung und Insider-Tipps
Als Naturwissenschaftler aus dem Bereich der Festkörperforschung erlebe ich die Ausbreitung des Coronavirus als aktuelle Tragödie. Statt nur fassungslos zuzusehen, wie die Entscheidungsträger tatenlos abwarten, bis das Problem nur noch schwer beherrschbar wird, ergreife ich lieber die Initiative.
Die praktischen Insider-Tipps aus meinem Labor zur Kontaminationsvermeidung eignen sich auch sehr gut im Kampf gegen die Grippe und das neuartige Coronavirus SARS-Cov-2. Zunächst gilt: Alles mit der Ruhe. Es geht darum, als erstes das Bewusstsein zu schärfen: Generell sind unsere Hände die zentralen Überträger, weil wir viele Gegenstände unbewusst anfassen, dann unsere Augen reiben oder uns ins Gesicht fassen.
Wenn ich im Labor eine Flasche mit einer radioaktiven Substanz anfasse, gilt diese Hand als kontaminiert und ich darf mit ihr nichts Anderes mehr berühren. Hier legt sich ein innerer Schalter um: Diese Hand darf dann nichts Anderes mehr machen, sonst hätte das fatale Folgen! Erst wenn der Handschuh mit einem Detektor freigemessen wurde, darf sie wieder frei eingesetzt werden. Dieses Prozedere entspricht einer Händedesinfektion mit Alkohol.
Das Bild der kontaminierten Hand im Labor entspricht verschiedenen Alltagssituationen. In der Straßenbahn fassen viele Menschen beispielsweise dieselbe Haltestange an. Wir wissen, dass das Coronavirus mindestens neun Tage auf Oberflächen infektiös bleiben kann.
Wenn Sie also mit der Straßenbahn fahren, sollten Sie sich mit der Hand nicht mehr ins Gesicht fassen, nichts essen oder trinken. Bevor Sie Ihre Hände nicht ausreichend desinfiziert haben, sind diese Dinge absolut tabu, um eine Infektion zu vermeiden. Das ist einfacher gesagt als getan und braucht Übung. Nehmen Sie also – egal, wo Sie sind – eine kleine Flasche mit Alkohol zum Desinfizieren mit. Auch das Auto sollte damit ausgestattet sein. Alkohol mit einem Virostatikum ist dabei vorzuziehen!
Schutzkleidung – der richtige Sitz
Wir denken bei Schutzkleidung immer an die Mund-Nasen-Schutzmaske. Bitte bedenken Sie, dass diese richtig sitzen muss und keine Nebenluft an der Seite zieht. Sonst hilft sie wenig. Würden wir den Infektionsschutz sehr ernst nehmen, so bräuchten wir auch eine Schutzbrille mit Seitenwindschutz, weil die Infektion auch über die Augen erfolgen kann. Unsere Tränenwege transportieren die überflüssige Tränenflüssigkeit direkt in die Nase. Alleiniger Mund-Nasen-Schutz mag uns da wenig helfen. Viele Menschen reiben sich vor Erkrankung wahrscheinlich ihre Erkältung über die Augen in die Nase.
Der berühmte Laborkittel hilft dem Chemiker, Chemikalien von seiner Alltagskleidung fernzuhalten. Wenn wir in der Straßenbahn mit kurzer Jacke sitzen und setzen uns dann abends mit derselben Hose auf unser Sofa, so könnte ein Virus indirekt in der Wohnung übertragen werden. Das Gegenstück im Alltag zum Laborkittel ist der lange Wintermantel, der früher viel gebräuchlicher war. Er hält den Schmutz des Alltags von unserer besseren Kleidung fern und gehört in einer separaten Ecke – getrennt von anderer Kleidung aufgehängt.
Desinfektion, aber richtig
Sie kommen nach Hause, öffnen die Tür und schließen sie. Dann gehen Sie ins Bad und waschen und desinfizieren sich die Hände. Was passiert? Sie fassen anschließend wieder die Türklinke an, mit der sie zuvor mit der kontaminierten Hand die Tür geöffnet und geschlossen haben. So bringt das Händewaschen und -desinfizieren nichts. Viel besser ist es, die Hände zu desinfizieren, bevor Sie Ihre Haustür aufschließen und die Türklinke berühren. So schleppen Sie das Problem nicht ins Haus. Unmittelbar an der Haustür könnten Sie eine Flasche mit Desinfektionsmittel deponieren – als Gedächtnisstütze.
Bei der Seife empfehle ich eine klassisches Stück Arztseife, wenn es keine Händedesinfektion mehr gibt. Die Seife spült sich nicht so leicht von den Händen und zwingt Sie, gründlicher Ihre Hände abzureiben und abzuwaschen. Wäre so ein Virus radioaktiv, könnten wir es bestens messen und unsere Wachsamkeit wäre noch schärfer. Ohne einen Detektor müssen wir uns jedoch vorstellen, wo die Kontamination ist und streng danach handeln.
Der beste Schutz: Selbstdisziplin und Eigenverantwortung
Der beste Schutz ist sehr viel Selbstdisziplin und Eigenverantwortung. Wenn das Virus einen doch erwischt hat, gilt es, die Kontamination der anderen zu verhindern. Nun wendet man die gleichen Mechanismen wie oben beschrieben an, und zwar noch konsequenter – zum Schutz der anderen. Man hört nicht etwa damit auf, weil man meint, es sei jetzt eh zu spät.
Vermeiden Sie Händeschütteln und halten Sie sich von anderen Menschen möglichst fern. Am besten bleibt man ganz zu Hause. Einen Termin mit einem Arzt sollte in jedem Fall telefonisch abgeklärt werden. So bleibt auch der Arztpraxis ein unerwünschter Besuch durch das Coronavirus erspart. Anstatt sich krank in den Einkaufsmarkt zu schleppen, rufen Sie doch lieber Ihre netten Nachbarn an und bittet ihn, etwas mitzubringen. Der wird Ihnen sicherlich auch dankbar sein, dass Sie so umsichtig handeln.
Zur Person
Dr. Jens Röder (Jahrgang 1969) hat Chemie in Braunschweig studiert und ist spezialisiert in nuklearer Festkörperspektroskopie. Er hat am CERN neue digitale Spektrometer für Gestörte Gamma-Gamma-Winkelkorrelation mit entwickelt und aufgebaut. Er forscht aktuell an Feststoffen, wie z.B. neuen Batteriematerialien. Dr. Röder ist zur Zeit mit der Universität von Aveiro in Portugal affiliiert.
Exponentielles Wachstum richtig einzuschätzen, fällt vielen Menschen schwer. Wer sich etwas tiefgehender einarbeiten will, dem empfehlt Dr. Röder den Vortrag von Prof. Al Bartlett. Auch für Fortgeschrittene würde dieser Vortrag noch Überraschungen enthalten. Die wesentliche Botschaft im Video: Die größte Herausforderung ist das Unvermögen des Menschen das exponentielle Wachstum zu begreifen.
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