Hygiene-Experte warnt: Fehlinformationen des Robert-Koch-Instituts helfen der Bevölkerung nicht weiter
Trotz der Zunahme der Coronavirus-Fälle in Deutschland sieht das Robert-Koch-Institut (RKI) nach wie vor kein erhöhtes Risiko. „Das Risiko ist als gering bis mäßig einzuschätzen“, sagte RKI-Vizepräsident Lars Schaade am Freitag (28.2.) vor Journalisten in Berlin. Die bestehende Risikoeinschätzung, wonach mit einem Import von weiteren Fällen nach Deutschland gerechnet werden müsse und auch weitere Übertragungen, Infektionsketten sowie örtliche Ausbrüche möglich seien, werde aufrechterhalten.
Seit Donnerstag wurden in Deutschland 27 neue Coronavirusfälle gemeldet. Damit erhöhte sich die Zahl laut RKI bis Freitagvormittag auf insgesamt 53 Fälle. Diese beschränkten sich zumeist auf konkrete Ausbrüche, sodass es derzeit „kein breites Geschehen“ zu geben scheine, sagte Schaade. Bislang sei nur in einem Fall ein schwerer Krankheitsverlauf bekannt.
Die Frage, was jeder einzelne zum Schutz tun könne, beantwortete der RKI-Vize damit, dass die Husten- und Niesetikette einzuhalten sei. Wegwerfbare Taschentücher sollten nach dem Gebrauch entsorgt werden. Nach Husten und Niesen sollte man sich die Hände waschen. Ebenso könne man, falls das nicht möglich sei, in die Ellenbeuge husten oder niesen.
„Wichtig ist, sich häufig die Hände zu waschen. Häufiges Händewaschen ist eine sinnvolle und wirksame Maßnahme“, empfiehlt Schaade. Zudem solle man trainieren, sich möglichst nicht so häufig ins Gesicht zu fassen, damit der Weg von der Hand zum Mund, zu den Schleimhäuten möglichst reduziert werde.
Zuverlässige Quellen zur Information der Bevölkerung
Weiterhin rät das RKI: „Informieren Sie sich bei zuverlässigen Quellen.“
Ausdrücklich nicht empfohlen wird vom RKI „die Benutzung von Desinfektionsmitteln im allgemeinen Alltagsleben, auch in dieser jetzigen Situation. Wir empfehlen ebenfalls nicht die Benutzung von Gesichtsmasken oder Mund-Nasen-Schutz in der allgemeinen Öffentlichkeit oder im Alltagsleben.“
Dass das RKI gebetsmühlenartig vom Mund-Nasen-Schutz abrät, ist schon bekannt. Dass jetzt aber auch noch die Desinfektion der Hände der Bevölkerung aktiv durch das RKI untersagt wird, hält Hygiene-Experte Professor Dr. Klaus-Dieter Zastrow für „extrem gefährlich“.
RKI verbreitet Fehlinformationen und hilft bei Virusverbreitung
„Das sind Fehlinformationen, die der Bevölkerung und dem Land bei der Eindämmung der Epidemie kein bisschen weiterhelfen“, sagt Zastrow gegenüber Epoch Times. Der Hygiene-Experte, der gleichzeitig im Normungsausschuss für Gesichtsmasken am Deutschen Institut für Normung sitzt, kritisiert zudem: „Bei der Normungsarbeit dort habe ich noch nie jemanden vom RKI gesehen. Der Mund-Nasen-Schutz ist der einzig wirksame Schutz vor einer Tröpfcheninfektion.“
Der Fachmann kritisiert immer wieder die falschen Informationen, die das RKI veröffentlicht. Wenn von vornherein der Bevölkerung von Mund-Nasen-Schutz und jetzt sogar von der Hände-Desinfektion abgeraten würde, dann würde dies sogar die Weiterverbreitung des Virus begünstigen und dann gäbe es keine Möglichkeiten mehr, das Virus aufzuhalten.
Es sei an der Zeit, dass die Menschen ihrem gesunden Menschenverstand vertrauen. Die Hände zu desinfizieren sei der sicherste Weg, um das Virus abzutöten. Wenn man der Empfehlung des RKI hingegen folge, passiere Folgendes:
Die Hände werden zwar vielleicht äußerlich sauber, aber das reiche nicht aus, „selbst wenn Sie zweimal ‚happy birthday‘ singen, so Zastrow. Vielleicht gelinge es, dass ein Großteil der an den Händen befindlichen Coronaviren weggeschwemmt werden oder im Waschbecken verteilt werden. „Sie können zwar vermindert, aber nicht abgetötet werden.“
„Spätestens bei dem nächsten Griff zum Mund kann eine Virusübertragung erfolgen“, so Zastrow. Dann gelange das auf RKI-Empfehlung nicht abgetötete Virus direkt in die Mundhöhle, kann sich dort festsetzen und vermehren.
Händedesinfektion als oberstes Gebot gegen Coronavirus
Natürlich sei Händewaschen besser als gar keine Maßnahme. Aber so lange man die Hände desinfizieren kann, um die Erreger abzutöten, sollte man diese Möglichkeiten auch nutzen. Im Vorfeld vom Desinfizieren der Hände abzuraten, ist einfach „fahrlässig“, sagte Zastrow.
Der Hygiene-Experte kritisiert die unprofessionelle Arbeit des RKI. So bemängelte Zastrow, dass nach Bekanntwerden eines Falls, indem sich ein Patient in Mailand infiziert hatte, diese Region nicht sofort in die Risikogebiete-Liste des RKI aufgenommen wurde. Erst am Donnerstag erfolgte dann eine eher unauffällige Änderung, indem das RKI „Region Lombardei und die Stadt Vo in der Provinz Padua in der Region Venetien“ in Italien aufnahm.
Wer nicht weiß, dass Mailand die Provinzhauptstadt der Lombardei ist, an dem gehen die Informationen des RKI vorbei. Aber die meisten Geschäftsreisenden kommen aus Mailand. Nun wurde in Hamburg ein Coronavirus-Fall gemeldet, bei dem ein Mann sich im Urlaub im italienischen Trentino infiziert hat. „Mal schauen, wie lange das RKI braucht, um Trentino als Risikogebiet einzustufen“, fragt Zastrow.
Fehlende Hilfsmittel und Schutzmaßnahmen
Die Bundesregierung sucht derzeit nach Lösungen, um im Kampf gegen das Coronavirus Schutzausrüstung etwa für medizinisches Personal verfügbar zu halten. „Wir müssen uns auf eine Knappheit in dem Bereich einstellen“, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“.
Daher solle auch im Krisenstab geschaut werden, welche Lagerbestände es in Deutschland gebe. Außerdem gelte es – notfalls durch Beschlagnahmungen oder Exportverbote – auch rechtlich sicherzustellen, dass nichts davon mehr das Land verlasse.
Spahn erläuterte, es sei eine Herausforderung, dass derzeit Länder auf der ganzen Welt Ausrüstung wie Atemmasken oder Schutzanzüge bestellten. Zudem sei China, das Ursprungsland der neuen Krankheit, ein großes Produktionsland für Schutzkleidung oder Bestandteile davon. (afp/dts/dpa/sua)
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