Corona-Krise wird eine Welt in Unruhe hinterlassen

Die Lockerung der Corona-Regeln ist ebenso von Exzessen begleitet wie die Abkehr davon. Vieles spricht dafür, dass die Krise auch perspektivisch unseren Alltag und die Welt insgesamt unsicherer machen wird. Unruhen und Polarisierungen werden eher noch zunehmen.
Von 12. Juli 2020

Die Corona-Krise ist noch weit davon entfernt, vorüber zu sein. In Ländern wie Österreich oder Serbien wurden einige der bereits aufgehobenen Pandemie-Maßnahmen wieder eingeführt – was in Serbien teils gewalttätige Proteste hervorgerufen hat. Man weiß nicht, welche Effekte von potenziellen Superspreader-Ereignissen wie der jüngsten „Ballermann-Party“ deutscher Urlauber auf Mallorca ausgehen.

Es zeichnet sich jedoch ab, dass der allgegenwärtige Krisenmodus die Pandemie überdauern wird – und dass Unruhen auch in Europa zum Normalfall werden könnten.

Andere Form der Polarisierung seit Ausbruch der Corona-Krise

Polarisierung und eine zunehmende Ideologisierung des öffentlichen Raumes hatten sich bereits vor Ausbruch der Krise abgezeichnet. Der Brexit und die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten waren Ausdruck einer zunehmenden Wut über eine vom Normalbürger abgekoppelte politische Elite, die sich mit ihren Visionen verselbstständigt hatte. Diese reagierte darauf mit einer Gegenmobilisierung von oben in Form gesteigerten politischen Drucks auf soziale Medien und eigenen Massenbewegungen wie „Fridays for Future“.

Ein latenter Antiamerikanismus und die Abneigung gegen den neu gewählten US-Präsidenten brach sich in demonstrativer Distanz politischer und medialer Meinungsführer zu den USA Bahn – während gegenüber dem KP-Regime in China Indifferenz und Naivität von europäischer Seite die Beziehungen prägten.

Die Corona-Krise hat der gefühlten Krise eine reale beigesellt und nicht nur die Unsicherheit darüber, ob und wie weit sich weitere Wellen bemerkbar machen werden, dämpft die Hoffnungen auf eine baldige Wiedergenesung des wirtschaftlichen und sozialen Lebens. Es ist auch nicht absehbar, wie nachhaltig die Lockdown-Phase und deren Folgen die Menschen in Europa psychisch belasten.

Umfrage bestätigt: Corona hat Deutsche mental belastet

Eine jüngste Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK), über welche die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagsausgaben) berichten, lässt erahnen, dass die Belastung für weite Teile der Bevölkerung erheblich war. Immerhin gaben dort 57 Prozent der befragten Frauen und 42 Prozent der befragten Männer an, sich durch die Corona-Pandemie gestresster zu fühlen als sonst. Bei den Eltern sind es sogar 69 Prozent, die sich durch den Alltag in der Corona-Zeit gestresster fühlen. Hier spielt nicht zuletzt der Faktor eine Rolle, dass mit einem Mal neben dem Homeoffice auch Homeschooling organisiert werden musste – in einer Kultur, in der zuvor über Jahrzehnte hinweg beides als systemfremd beargwöhnt worden war.

Als besondere Belastung empfanden 80 Prozent der Befragten den fehlende Kontakt zu Familie und Freunden. Am zweithäufigsten wurde als Belastungsfaktor die Angst vor einer Corona-Erkrankung der Angehörigen genannt (57 Prozent). Kita- und Schulschließungen (56 Prozent) nannte jeder Zweite. Ebenso fürchtet jeder Zweite einen Zusammenbruch der Wirtschaft (50 Prozent).

Im Arbeitsalltag empfinden 38 Prozent der Befragten ihre Arbeit stressiger als vor der Pandemie. Weitere 22 Prozent klagen über Einsamkeit und Langeweile. Laut der TK-Umfrage belastet die Pandemie die Jüngeren stärker als die Älteren: Jeder Dritte unter 60 Jahren (38 Prozent der 18- bis 39-Jährigen und 40 Prozent der 40- bis 59-Jährigen) gab an, starke Probleme mit der aktuellen Situation zu haben. Für die Umfrage „Corona 2020“ im Auftrag der Techniker Krankenkasse befragte Forsa vom 13. bis 26. Mai 2020 insgesamt 1.000 Personen zur Corona-Zeit.

Unruhen werden mehr und gewalttätiger

Die Erfahrungen der Ausnahmesituation und die psychische Belastung, die diese entfaltet hat, könnte ein Faktor sein, der Exzesse wie jüngst auf dem Berliner Landwehrkanal und auf dem „Ballermann“ begünstigt, wo Partys mit tausenden Personen ohne Beachtung von Schutzmaßnahmen und Abstandsbestimmungen stattgefunden hatten.

Was die Techno-Party in Berlin anbelangt, scheint die Stadt glimpflich davongekommen zu sein. Ebenso wie der Solidaritätsaufmarsch für „Black Lives Matter“ im Juni scheinen von diesen potenziellen „Superspreader“-Veranstaltungen keine signifikanten Auswirkungen auf die Infektionszahlen in der Bundeshauptstadt ausgegangen zu sein.

Nicht nur das aktive Partygeschehen, auch die der „Eventszene“ zugeschriebenen jüngsten Ausschreitungen in Stuttgart werden von Experten als Ereignis eingestuft, das ohne den vorhergehenden Ausnahmezustand in Zeichen der Corona-Krise in dieser Form vermutlich nicht stattgefunden hätte. Steve Killelea vom Institute for Economics and Peace (IEP) befürchtet, dass in den kommenden Jahren Unruhen dieser Art eher zunehmen als abnehmen werden.

Im Gespräch mit „Euractiv“ erklärt Killelea, in den vergangenen zehn Jahren sei die Zahl der Unruhen weltweit um 282 Prozent angestiegen und die der Generalstreiks um 821 Prozent. Die meisten davon hätten in Europa stattgefunden. Immerhin seien nur 35 Prozent der etwa 1.600 registrierten Proteste, Unruhen und Streiks als gewalttätig eingestuft worden. Während des Jahres 2019 habe es aber in 58 Prozent der betroffenen Länder weltweit gewalttätige Unruhen gegeben – und dieser Trend könnte sich nun auch hier infolge der Corona-Krise verstärken.

Österreich bleibt der friedlichste Nicht-Inselstaat

Die langfristige Tendenz bei den Protesten gehe zunehmend in Richtung Gewalt, warnt der Forscher, und erklärt:

Der wirtschaftliche Abwärtstrend, den die aktuelle Pandemie verursacht hat, wird sogar noch eine Verstärkungseffekt haben und wir werden eine Zunahme der Demonstrationen haben, insbesondere in Europa.“

Dabei bilden sich Experten zufolge im Zuge der Proteste auch völlig neue Fronten. Nicht nur in Serbien sind es sowohl gewaltbereite Linksextremisten als auch Ultranationalisten, die sich in besonders offensiver Form an den Corona-Protesten beteiligen.

Auch in Deutschland lassen sich die Proteste gegen die Pandemie-Maßnahmen nicht explizit einem politischen Spektrum zuordnen. Selbst im Zusammenhang mit den „Antirassismus“-Protesten könnten sich Tendenzen wie in den USA etablieren, wo die Polizei für linke und rechte Extremisten gleichermaßen zum Feindbild gerät wie für radikale Bestrebungen aus der Einwanderercommunity. Die jüngsten Krawalle zwischen türkischen Nationalisten und kurdischen und österreichischen Linksextremisten könnten bereits ein Ausdruck davon sein.

Europa werde deutlich mehr an politischer Instabilität sehen, da die Corona-Krise Jahre der sozialen und ökonomischen Entwicklung zunichtemachen werde und Länder wie Italien, Griechenland oder Lettland über wenig an „sozialer Resilienz“ verfügten. Aber auch in Deutschland und Frankreich wirkten sich Polarisierung und bröckelnde soziale Stabilität aus. Dass die europäischen Bemühungen, durch Hilfspakete die wirtschaftlichen Folgen zu dämpfen, Erfolg haben werden, hält Killelea für „eher unwahrscheinlich“.

Weltweit gesehen bleibe die Atlantikinsel Island das friedlichste Land der Welt, gefolgt von Neuseeland. An dritter Stelle liegt – trotz der jüngsten Vorfälle in Wien – mit Österreich der erste Staat ohne Insellage. Am wenigsten friedlich bliebe Afghanistan, gefolgt von Syrien, dem Irak und Südsudan. Die größten Fortschritte im Bereich einer friedlichen Entwicklung hätten die Russische Föderation und die eurasische Region gemacht, wobei Armenien im IEP-Index mit 15 Plätzen den größten Sprung nach vorne gemacht habe.

Auf die Krise folgt die Entglobalisierung

Immerhin sei auch die Zahl der weltweiten Todesopfer von Terroranschlägen von einem Spitzenwert von 33.555 im Jahr 2015 auf knapp über 8.000 im Vorjahr deutlich gesunken.

Killelea befürchtet aber, dass die sich zuspitzenden Spannungen zwischen den USA und China, die sich auch im UN-Sicherheitsrat niederschlagen würden, auch den wirtschaftlichen Niedergang infolge der Corona-Krise noch verstärken würden.

Auch Martin Wolf hat in der „Financial Times“ eine Prognose darüber gewagt, welche längerfristigen politischen Folgen die Corona-Krise haben und welche Trends sie verstärken würde.

Er geht davon aus, dass die „Globalisierung der Dinge“, deren Rückgang sich schon vor der Krise abgezeichnet habe, eine Verstärkung erfahren werde und dies auch politisch gewollt sei. Eine Desintegration der globalen Versorgungsketten sei die Folge, allenfalls die virtuelle Globalisierung werde – ebenfalls mit Abstrichen – bestehen bleiben.

Kein Zurück zur Austeritätspolitik mehr möglich

Ein weiterer Trend werde die beschleunigte Adaption von Technologien sein, die mehr Sicherheit versprechen, aber auch mehr an sozialer Kontrolle mit sich bringen. Viele werden diesbezüglich dem KP-Regime in China nacheifern.

Wolf geht auch davon aus, dass die Bestrebungen, Facebook, Google oder Amazon unter politische Kontrolle zu bringen, stärker zum Tragen kommen werden, da Staaten keine so große Konzentration an Macht in privaten Händen dulden würden.

Die politische Polarisierung werde ebenfalls weiter zunehmen zwischen „progressiver“ Linker und nationalistisch-protektionistischer Rechter, zumindest in wohlhabenden Ländern. Beide Seiten werden darum kämpfen, ihre Vorstellungen von einem immer stärkeren Staat durchzusetzen.

Austeritätspolitik werde nicht mehr stattfinden können, stattdessen werde es eine enorme Ausweitung der Staatsausgaben geben. Höhere Steuern – zumindest von einer bestimmten Einkommenshöhe an aufwärts – würden ebenso wahrscheinlich wie dauerhafte Schuldenberge, die offen oder verdeckt von den Zentralbanken finanziert würden.

(Mit Material der dts)



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