Studie: Chinesische Investoren kaufen deutsche Firmen nach Staatsinteressen

Chinesische Investoren folgen bei ihrer Einkaufstour in Deutschland vorwiegend den Interessen des chinesischen Staates. Das ergab eine am Dienstag veröffentlichte Studie der Bertelsmann-Stiftung.
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Eine chinesische Delegation macht Geschäfte in Berlin.Foto: JOHN MACDOUGALL/AFP/Getty Images
Epoch Times22. Mai 2018

Chinesische Investoren folgen bei ihrer Einkaufstour in Deutschland vorwiegend den Interessen des chinesischen Staats.

Wie eine am Dienstag veröffentlichte Studie der Bertelsmann-Stiftung ergab, beteiligten sich die Chinesen in zwei Drittel ihrer Transaktionen der vergangenen vier Jahre an Firmen, die Peking als Schlüsselbranchen für den eigenen wirtschaftlichen Aufstieg definiert hat. Dazu gehören zum Beispiel alternative Antriebstechnologien für Autos, Biomedizin oder Robotik.

Für die Studie wertete die Asien-Wirtschaftsexpertin Cora Jungbluth 175 Beteiligungen chinesischer Investoren an deutschen Firmen mit einem Anteil von zehn Prozent oder mehr aus. Der Untersuchungszeitraum liegt zwischen 2014 und 2017. In 112 Fällen kauften die Chinesen Anteile in genau den zehn Feldern, die die chinesische Führung 2015 in ihrer Industriestrategie „Made in China 2025“ definiert hatte.

Es sei „die zentrale industriepolitische Strategie der chinesischen Regierung, um China in absehbarer Zeit von der Werkbank zum Technologieführer der Welt zu befördern“, erklärte Jungbluth. „Beteiligungen chinesischer Unternehmen an ausländischen Firmen sind explizit Teil dieser Strategie.“

21 Prozent der zu der Strategie passenden Beteiligungen lagen im Bereich energiesparender Autos und alternativer Antriebe, 19 Prozent im Bereich Energiesysteme. 15 Prozent lagen bei Herstellern von Robotern – beispielsweise Kuka. Das sind laut der Bertelsmann-Stiftung Bereiche, in denen die Chinesen auch vor 2015 gerne einkauften. Auffällig seien die 18 Beteiligungen im Bereich Biomedizin und Premium-Medizingeräte: Dieser Bereich spielte vor Verkündigung der Strategie keine Rolle.

Die chinesischen Investoren sind der Studie zufolge zumindest formal mehrheitlich in privater Hand. Von den 175 untersuchten Firmenbeteiligungen gehen nur 18 Prozent auf staatliche Unternehmen zurück. Zwei Drittel der Beteiligungen gingen von privaten Akteuren aus – wobei laut Studie undurchsichtig ist, inwieweit diese privaten Investoren nicht doch mit der Kommunistischen Partei Chinas verflochten sind.

Die Stiftung sprach sich für einen besonnenen Umgang mit den chinesischen Investoren aus: Sie hätten bisher durchaus langfristiges Interesse an ihren Beteiligungen gezeigt. Gleichzeitig handelten China und Europa aber nicht auf Augenhöhe, weil China seine eigenen Schlüsselindustrien vor ausländischen Investoren schütze. „Ein mit Kuka vergleichbarer chinesischer Roboterhersteller würde nicht unter ausländische Kontrolle geraten“, schrieb die Autorin der Studie.

Deshalb riet Jungbluth, dass die deutsche Regierung bei chinesischen Beteiligungen an sicherheitsrelevanten Firmen genauer hinschaut. Die Schwelle für eine Prüfung ausländischer Beteiligungen solle von 25 Prozent auf zehn Prozent gesenkt werden. Gleichzeitig sollten sich die EU-Staaten auf gemeinsame Prüfregelungen einigen, um als starker geschlossener Wirtschaftspartner China gegenüber auftreten zu können, forderte sie. (afp)



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