Chinas „Gas-Wäsche“ und eine Energiewende in die Abhängigkeit

Lange Zeit spielte die Abhängigkeit von russischer Energie in Deutschland keine Rolle. Dann kamen die Energiewende und der Ukraine-Krieg. Man wollte aus der fossilen Abhängigkeit von Moskau heraus – und gerät ganz offenbar in eine noch gefährlichere Abhängigkeit.
Windräder und Braunkohlekraftwerk - Die angestrebte Energiewende gibt es nicht umsonst.
Windräder und Braunkohlekraftwerk. Wo geht die Energiewende hin?Foto: Federico Gambarini/dpa
Von 1. Oktober 2022

Während der Westen gegen Russland einen kalten Energiekrieg als Antwort auf die russische Invasion in der Ukraine führt, freut sich das kommunistische Regime in China über die gute Chance, seinen Einfluss in Europa zu vergrößern. Denn China liefert Erdgas nach Europa, russisches Erdgas. Und auch in anderen Bereichen macht man sich mehr und mehr abhängig von der kommunistischen Diktatur im Reich der Mitte.

Chinesische „Gas-Wäsche“

Das Mehr an russischem Erdgas nutzt China indes auch anderweitig für seinen Profit, zum Beispiel indem es verflüssigtes Erdgas (LNG) nach Europa verkauft – eine Art „Gas-Wäsche“. Die LNG-Exporte Chinas erreichten in diesem Jahr bereits Rekordniveau. Chinesische Firmen verkauften in diesem Jahr bereits vier Millionen Tonnen LNG, was umgerechnet knapp 1,4 Milliarden Kubikmeter Erdgas entspricht.

Während China im Jahr 2021 nur LNG im Wert von sieben Millionen US-Dollar exportierte, wurden in den ersten acht Monaten 2022 bereits erhebliche Mengen LNG an Teilnehmerländer des Russland-Embargos verkauft. Verflüssigtes Erdgas im Wert von 164 Millionen US-Dollar ging nach Europa und im Wert von 284 Millionen US-Dollar in Länder wie Japan und Südkorea, berichtet die Epoch Times (USA) und schätzt: „Selbst wenn man von einem zehnfachen Preisanstieg ausgeht, ist der Anstieg der chinesischen Gasexporte immer noch enorm.“

Sanktionen aushebeln

China erhöhte im ersten Halbjahr dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr seine Gaskäufe aus Russland um fast 65 Prozent. Laut „Bloomberg“ wurden die diesbezüglichen Energieausgaben von 20 Milliarden auf umgerechnet 35 Milliarden US-Dollar erhöht. Bezahlt wird jedoch das russische Gas von China derzeit hälftig in Rubel und chinesischem Yuan, berichtet die amerikanischen Epoch Times nach Angaben der beiden Staatsunternehmen Gazprom und China National Petroleum Corporation (CNPC) vom 7. September.

Damit würden dem Bericht nach zum einen die westlichen Finanzsanktionen gegen Russland gedämpft, weil die Verwendung von Dollar und Euro für die Transaktionen vermieden werde – und zum anderen könne das Regime in China dadurch mögliche westliche Sekundärsanktionen vermeiden.

Russisches Gas wird LNG aus China

In China weiß man von Europas Nadelöhr beim LNG-Transport. Den ET-Angaben nach hätten chinesische Medien am 2. September von einem „Engpass“ bei den LNG-Tankern zur Lösung von Europas Energiekrise gesprochen, während China etwa 100 LNG-Tanker für den Export zur Verfügung habe.

Laut Wang Yongzhong, Direktor für internationale Rohstoffforschung am Institut für Weltwirtschaft und Politik der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, ist es für Europa aufgrund von Transport- und Infrastrukturproblemen wie Pipelines und Annahmestationen schwierig, kurzfristig große Mengen LNG aus Ländern wie den Vereinigten Staaten, Australien und Katar zu importieren.

Im Gespräch mit der amerikanischen Epoch Times erklärte Frank Xie, Marketing-Professor an der Aiken School of Business an der University of South Carolina, dass Europa, während es sich von Russland entwöhne, in Bezug auf Energie vom kommunistischen Regime in China abhängig werden könne: „Das gibt der KPC plötzlich eine neue Hebelwirkung.“ Peking habe jetzt sowohl Fähigkeit als auch Möglichkeit, „als Reaktion auf russische Forderungen die Gaslieferungen nach Europa einzustellen“.

Aus der Abhängigkeit in die Abhängigkeit

Offenbar besteht für Europa die große Gefahr, die russische Abhängigkeit gegen eine noch gefährlichere einzutauschen, die Abhängigkeit vom KP-Regime in China. Schon jetzt berichtet das Institut der Deutschen Wirtschaft (IDW) in Köln, dass China „seine Abhängigkeit bei den entscheidenden gesamtwirtschaftlichen Handelsanteilen“ gegenüber der EU verringere, unter anderem durch seine Dual Circulation Strategie. Diese Strategie des doppelten Kreislaufs beinhaltet zwei Wirtschaftskreisläufe – einen internen für Bedarf und Konsum und einen externen, zur Optimierung des internen Kreislaufs durch Importe und Export. Durch diese Entwicklung werde „die EU mittelfristig (wie Deutschland jetzt schon) deutlich abhängiger von China als umgekehrt“. Man rät, dass es „höchste Zeit“ sei, diese Abhängigkeit von China zu reduzieren.

In Deutschland setzt die Ampelregierung auf Ausstieg bei den fossilen Energiequellen und bei der Atomenergie. Man will eine Energiewende erzwingen, hin zu regenerativer Energie wie Wind und Sonne. Doch diese Naturkräfte sind nicht immer gleichbleibend zu haben. Man braucht Batteriespeicher, Elektromotoren – und seltene Erdmetalle.

Vor einigen Monaten warnte das IDW: „Eine Analyse der EU-Kommission (2020) zeigt, dass im strategisch wichtigen Sektor Erneuerbare Energien die Abhängigkeit zu China sehr hoch ist. So werden beispielsweise 65 Prozent der Rohstoffe für Elektromotoren aus China importiert. Auch bei Windturbinen und Photovoltaik-Anlagen ist China mit über 50 Prozent Anteil führend bei den Rohstoffzulieferungen.“

China verfüge auch über einen führenden Weltexportanteil von 34 Prozent bei Seltenen Erden. In Deutschland kommen 45 Prozent aller Importe in dem Bereich aus dem kommunistischen Staat. Laut dem IDW sei die Abhängigkeit von China noch größer als sie auf den ersten Blick erscheine. „Der Anteil der Rohstoff-Weiterverarbeitung von China liegt bei Lithium und Kobalt zwischen 50 und 70 Prozent und bei Seltenen Erden bei fast 90 Prozent (IEA, 2022)“, schreibt das Wirtschaftsforschungsinstitut. Man glaubt, dass sich Deutschland auf dem „Weg zur Unabhängigkeit von russischen Energieträgern“ in eine neue Abhängigkeit von China begeben könnte.

Russland-China-Connection

Die russisch-chinesische Zusammenarbeit im Energiesektor wurde nach dem Treffen von Russlands Präsident Wladimir Putin mit dem chinesischen Führer Xi Jinping weiter ausgebaut. Während die nie in Betrieb genommene Pipeline Nord Stream 2 derzeit von mutmaßlichen Terrorakten betroffen ist, hat Russland die Lieferungen über Nord Stream 1 eingestellt. 2021 noch wurden über die Pipeline 59,1 Milliarden Kubikmeter Gas nach Europa geliefert. Nun schweigt Nord Stream 1 – nach russischen Aussagen bis zum Ende der westlichen Sanktionen. Insgesamt lieferte Russland 2021 laut „Handelsblatt“ und nach Angaben des Bundesverbandes Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG) von seinen rund 700 Milliarden geförderten Kubikmetern Gas etwa 180 Milliarden über diverse Pipelines nach Europa. Schon in diesem Sommer war klar, dass Russland trotz der zu dieser Zeit bereits reduzierten Lieferungen aufgrund der drastisch gestiegenen Preise genauso profitabel davonkam wie zuvor.

Doch was macht Russland mit den freigewordenen Gasmengen? Zukünftig sollen jährlich 50 Milliarden Kubikmeter ihren Weg über die „Kraft Sibiriens 2“-Gaspipeline nach China finden. Deren Bau ist für 2024 geplant. Dies bestätigte Russlands Energieminister Mitte September im russischen TV gegenüber dem Staatssender „Rossija 1“. Bereits seit Ende 2019 beliefert Russland den Roten Drachen über die „Kraft Sibiriens 1“-Pipeline mit Erdgas. Deren Kapazität soll noch in diesem Jahr von geschätzten 16 auf 20 Milliarden Kubikmeter Erdgas erhöht werden und bis 2025 auf 61 Milliarden Kubikmeter.



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