Butterwegge: „Corona-Seuche kann sich als gesellschaftlicher Spaltpilz erweisen“
Die Ausbreitung der Corona-Pandemie kann nach Ansicht des Armutsforschers Christoph Butterwegge den Abstand zwischen Arm und Reich in Deutschland weiter vergrößern. „Ich fürchte, dass sich die Kluft zwischen den Bevölkerungsschichten vertieft“, sagte der Kölner Politologe dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Dienstagsausgaben). Damit nehme auch die soziale Distanz in der Gesellschaft zu. „Das Corona-Virus kann sich als gesellschaftlicher Spaltpilz erweisen“, mahnte er.
„Wenn sich die Infektionslage zuspitzt wie in Italien, beginnt der Kampf um Intensivbetten, Beatmungsgeräte und Schutzmasken“, sagte Butterwege. „Das könnte den Sozialdarwinismus in einer ganz auf Leistungs- und Konkurrenzfähigkeit getrimmten Gesellschaft verstärken.“
Im Moment sei zwar Mitmenschlichkeit, Empathie und Rücksichtnahme zu spüren, etwa wenn Junge für alte Nachbarn einkaufen. „Trotzdem kann die Ellenbogenmentalität in einer Katastrophensituation über die Solidarität triumphieren und sich die Gesellschaft noch stärker polarisieren“, sagte der Armutsforscher.
„Viele Angehörige der unteren Mittelschicht vertrauen heute schon rechtspopulistischen Demagogen – in der Hoffnung, vor dem sozialen Absturz geschützt zu werden.“ Am Ende würden der obere Teil der Mittelschicht und die Oberschicht die Krisengewinner sein, „weil sie ihre Positionen in der Gesellschaft gestärkt haben“, prognostizierte er. (afp)
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