Butter mit Diebstahlsicherung: Versorgungssicherheit in Gefahr?
Lebensmittel werden nicht nur immer teurer, sondern womöglich auch bald knapp. Metro-Chef Steffen Greubel gab auf der Jahreskonferenz der Handelsgruppe vergangene Woche zu bedenken: Europa müsse aufpassen, wenn es die Lebensmittelversorgung seiner Einwohner aus eigenen Ressourcen gewährleisten will.
Der Endverbraucher merke das spätestens am Supermarktregal oder durch die gestiegenen Preise an der Kasse. Besonders bei den Gering- und Normalverdienern fallen die Preissteigerungen ins Gewicht, da hier die monatlichen Kosten für Lebensmittel einen größeren Anteil am gesamten zur Verfügung stehenden Betrag ausmachen.
Hier in Zahlen: Seit 2020 bis Juli 2024 entsprach die Preissteigerung bei Lebensmitteln laut Verbraucherzentrale unter Berufung auf Daten des Statistischen Bundesamtes 32,5 Prozentpunkte. Seit März 2022 hält sich die Lebensmittelteuerung in etwa auf diesem Level. Aktuell sind einige Lebensmittel teilweise deutlich teurer als vor einem Jahr, andere aber auch günstiger.
Während Zucker fast ein Viertel billiger geworden ist – im November 2024 war er fast 23 Prozent günstiger als noch vor zwölf Monaten – oder etwa Marmelade mit minus 2,8 Prozent für weniger zu haben ist, schlagen andere Grundnahrungsmittel mehr zu Buche: Vollmilch mit plus 3,5 Prozent und Eier mit einem Plus von 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Butter kostete zuletzt sogar fast 39 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.
Nichts mehr in Butter: Apothekenpreise und Zuteilung
Die Butter der Marke Kerrygold beispielsweise geht inzwischen mit fast vier Euro für ein 250-Gramm-Stück über den Ladentisch. Allerdings: Zum Weihnachtsgeschäft wird Butter traditionell reduziert. Kerrygold-Butter ist im Aktionsgeschäft in diesem Jahr stark heruntergesetzt, von 3,99 Euro auf den Schnäppchenpreis von 1,99 Euro.
Einige Händler aber rationieren die Abgabemenge in diesem Jahr, so die „Lebensmittelzeitung“. Der Grund: knappe Warenbestände. Netto beispielsweise begrenzt laut dem Fachblatt den Verkauf auf maximal acht Packungen, Kaufland bietet Kerrygold-Butter sogar nur noch für Inhaber der Kaufland-Card an.
Mario Barth: „Kauft Butter, nicht Bitcoin!“
Bei Edeka in der Hauptstadt sollen, so Comedian Mario Barth, pro Haushalt und Tag nur drei Stück Butter herausgegeben werden. Das zumindest postet der Komiker in einer Art vorweihnachtlichem Shopping-Erlebnisbericht auf Facebook: Angesichts der Butterbedingungen bei Edeka befürchtet Barth nun eine aufkommende Butter-Mafia und fordert satirisch: „Kauft Butter, nicht Bitcoin!“
Anzusehen hier.
Butter als Luxusgut mit Diebstahlsicherung?
Die Butterrationierung ist laut „Lebensmittelzeitung“ auf hohe Nachfrage und die Rabattierung auf Butter bei gleichzeitigen Rekordpreisen zurückzuführen. Einhergehend mit dem enormen Anstieg der Lebensmittelpreise Mitte 2022, wo Steigerungen innerhalb eines Jahres um bis zu 15 Prozent verzeichnet wurden, traten auch vermehrt Diebstähle im Lebensmittelhandel auf.
Vermehrter Diebstahl bei Artikeln des täglichen Bedarfs
Gab es Diebstahlschutz bislang vorwiegend bei Handtaschen oder Luxusartikeln und im Lebensmittelhandel vielleicht bei teuren Filets zur Weihnachtszeit, haben Sicherheitsetiketten inzwischen auch beim Discounter den Einzug ins Supermarktregal geschafft. Ob bei Markenbutter oder Käse, Diebstahlsicherungen gehören beim Discounter bald zum alltäglichen Bild. Trotz dieser Sicherungsbemühungen wurde viel gestohlen: Insgesamt entstand im Jahr 2022 im deutschen Lebensmittelhandel eine sogenannte Inventurdifferenz von 4,6 Milliarden Euro.
In den sozialen Medien wird diese Entwicklung, Engpass, Rationierung und die offenbare Notwendigkeit einer Diebstahlsicherung für Grundlebensmittel kommentiert. Auch in Bezug auf die C-Zeit, in der zeitweilig aufgrund des großen Andrangs auf die Rollen im Einzelhandel das Toilettenpapier zugeteilt und limitiert wurde. HIER Beispiel X:
Metro mahnt Versorgungssicherheit an
Dass nicht nur Teuerung, sondern ein Engpass an Lebensmitteln bald Alltag werden könnte, davor warnte der Metro-Chef Steffen Greubel auf der jährlichen Bilanzkonferenz des Lebensmittelgroßhändlers. Die Metro AG agiert aktuell in insgesamt dreißig Ländern. Mit dem Blick über die Grenzen der Supermarktregale Deutschlands hinaus mahnt der Metro-Manager: Europa müsse aufpassen, wenn es seine Einwohner weiter aus eigener Kraft mit Lebensmitteln versorgen will. Schon heute müssten seine Einkäufer häufig suchen, wo sie Essen und Getränke noch herbekommen, so Greubel.
Verfügbarkeit größeres Problem als Preis
„Wir werden eine Situation erleben hier in Europa, wo wir gucken müssen, dass wir die Versorgungssicherheit gewährleisten“, sagte Greubel auf der Pressekonferenz vergangene Woche.
„Wenn man sich anschaut, was im Fleisch, Obst und Gemüse und Produktion in Deutschland, aber auch in Europa getan wird, wie sich das verändert und verschiebt, muss man den Herstellern entgegengehen. Damit sie uns die Produkte auch geben“, so der Chef des Düsseldorfer Konzerns, wie „Focus“ zuerst berichtete. „Die Verfügbarkeit von Lebensmitteln wird langfristig die größere Herausforderung sein als der Preis.“
Noch könne die Metro zwar die Versorgung gewährleisten, aber steigende Preise könnten nicht verhindert werden. Neben Metro würden auch andere Einkäufer auf Lebensmitteljagd gehen und „um die Ressourcen“ buhlen.
Das Lebensmittelkarussell als Teufelskreis
Der Manager sagte zu den Gründen der aufkommenden Lebensmittelkrise: Die sich zunehmend schwieriger gestaltende Versorgungslage habe etwas mit Klima zu tun, so Greubel, „aber auch mit Regulation und politischem Willen“.
Die abnehmenden Viehbestände in Deutschland führten dazu, dass die Metro zunehmend Fleisch aus anderen Märkten beziehe, Schweinefleisch wird beispielsweise öfter in Spanien gekauft. Dafür produziere Spanien weniger Zitrusfrüchte, entsprechend weicht die Metro beim Einkauf dieser Produkte auf den Afrika-Aal-Bezugsmarkt aus.
Der Metro-Chef kommentierte auch den massiv gestiegenen Butterpreis: „Jeder fragt sich: Warum gehen die Butterpreise hoch? Weil es weniger Rindviecher gibt und die Milch einen niedrigeren Fettgehalt hat, weil das Futter schlechter ist, wenn Düngeverordnungen geändert werden.“
Warum gehen die Butterpreise hoch?
Dass Butter teurer wird, hatte sich über einen längeren Zeitraum angekündigt. Dass zur Weihnachtszeit eine erhöhte Nachfrage hinzukommt, ist nur ein Aspekt der Preiserhöhungen.
Es werden zunehmend kleinere Milchmengen von den Landwirten geliefert. Ein weiterer Aspekt ist ein geringerer Fettgehalt in der Rohmilch, wodurch mehr davon zur Butterherstellung benötigt wird. Die Molkereien können weniger Fett aus der Milch gewinnen. Um Butter oder Käse herzustellen, wird im Verhältnis mehr Rohmilch gebraucht.
Immer mehr Bauern geben die Milchviehhaltung auf
Dass der Milchfettgehalt seit Jahren zurückgeht, ist einerseits saisonbedingt der Winterzeit geschuldet, andererseits wird die Fütterung der Tiere als Ursache angenommen. Hinzu kommt, dass die Milchleistung seit Jahren steigt, während die Anzahl der Tiere sinkt. Im Jahr 1950 gab es noch 5,7 Millionen Milchkühe in Deutschland, die im Schnitt 2.488 Kilogramm (entspricht 2.415,53 Liter) Milch pro Tier lieferten – im Jahr 2022 waren es nur noch 3,8 Millionen Tiere. Diese produzierten aber jeweils im Jahresdurchschnitt 8.499 Kilogramm (entspricht 8.202,91 Liter) Milch, wie provieh.de in einer Art „Zeitreise“ auflistete. Das ist eine Steigerung um fast 400 Prozent.
Für die knapp 50.600 Betriebe wird die Milchviehhaltung immer teurer, unter anderem durch steigende Energie- und sonstige Kosten. Immer mehr Bauern entscheiden sich auch dagegen, weil die Auflagen für Tier- und Naturschutz kostenintensiver werden.
Butter als Indikator?
Butter wird im Handel eine besondere Rolle zugestanden, nicht zuletzt durch eine gute Vergleichbarkeit. Einfach etwas weniger in die gleich groß bleibende Packung zu füllen und zum gleichen Preis zu verkaufen, wie vermehrt bei anderen Produkten festzustellen ist – solche Mogelpackungen sind nicht so leicht möglich. Denn ein Stück Butter hat traditionell 250 Gramm.
Butter gilt dadurch als sogenannter „Eckpreisartikel“ oder Schlüsselartikel. So werden Produkte bezeichnet, auf deren Preise die Kunden besonders achten und sensibel reagieren, da sie davon ableiten, wie teuer ein Geschäft ist. Deshalb fällt der Butterpreis bei der „gefühlten“ Inflation besonders ins Gewicht, auch wenn pro Kopf in Deutschland im Jahr „nur“ gut 5,5 Kilo Butter durchschnittlich kommen, was am Ende nur marginale 0,18 Prozent des Warenkorbs, der der Berechnung der Inflation zugrunde liegt, ausmacht.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion