Busunglück A9: Verdacht der fahrlässigen Tötung – vier Frauen gestorben

Nach dem Unfall mit Toten und Verletzten auf der A9 bleiben Schock und Trauer; und viele Fragen. Eine davon: Wie sicher sind Fernbusse eigentlich als Verkehrsmittel?
In den vergangenen Jahren gab es immer wieder schwere Reisebusunfälle.
In den vergangenen Jahren gab es immer wieder schwere Reisebusunfälle.Foto: Jan Woitas/dpa
Epoch Times28. März 2024

Nach dem schweren Busunglück auf der Autobahn 9 bei Leipzig ist die Identität von drei der vier Toten geklärt worden. Bei den noch an der Unfallstelle verstorbenen Businsassen handelt es sich um vier Frauen, wie die Polizei in Leipzig am Donnerstag mitteilte.

Neben einer 19-jährigen Deutschen aus Bayern kamen eine 47-jährige Polin sowie eine 20-jährige indonesische Staatsbürgerin mit Wohnsitz in Berlin ums Leben. Eine weitere getötete Frau konnte bislang nicht zweifelsfrei identifiziert werden.

Alle anderen der insgesamt 54 Insassen wurden nach dem Unfall am Mittwoch in Krankenhäuser gebracht und dort untersucht. Der Großteil blieb den Angaben zufolge unverletzt oder konnte nach ambulanter Versorgung leichter Verletzungen wieder entlassen werden. Insgesamt saßen neben 18 Deutschen Menschen aus 22 weiteren Nationen in dem verunglückten Flixbus.

Zunächst hatte die Polizei von 29 Leichtverletzten gesprochen. Eine abschließende Zahl zu ermitteln sei aber auch aus Datenschutzgründen nicht möglich, hieß es am Donnerstag. Sechs Menschen erlitten demnach schwere Verletzungen und wurden zum Teil sofort operiert. Sie befinden sich weiterhin in stationärer Behandlung.

In einem weiteren Bus, dessen Passagiere teilweise als Ersthelfer agierten, standen zwei Menschen unter Schock und mussten medizinisch betreut werden.

Es wird wegen des Verdachts einer fahrlässigen Tötung ermittelt.

Ruhezeiten wurden eingehalten

Der Fahrer des auf der A9 verunglückten Doppelstock-Flixbus soll nach Angaben des Busunternehmens alle Lenk- und Ruhezeiten eingehalten haben. „An Bord waren zwei Fahrer, der Fahrer im Einsatz steuerte den Bus seit Abfahrt in Berlin um 8 Uhr“, hieß es. Er ist nach Angaben der Polizei nicht unter den Toten. Details zu seinem Gesundheitszustand wurden nicht genannt.

Der Bus mit mehr als 50 Passagieren und zwei Fahrern war auf dem Weg von Berlin nach Zürich verunglückt. Um 8 Uhr war er losgefahren, gegen 9:45 Uhr passierte der Unfall zwischen der Anschlussstelle Wiedemar und dem Schkeuditzer Kreuz.

Der Reisebus kam von der Fahrbahn ab und stürzte schließlich zur Seite.

Der Reisebus kam von der Fahrbahn ab und stürzte schließlich zur Seite. Foto: Jan Woitas/dpa

Nach ersten Erkenntnissen war wohl kein anderes Fahrzeug daran beteiligt. Die A9, eine wichtige Nord-Süd-Strecke zwischen Berlin und München, war rund um die Unfallstelle zwölf Stunden voll gesperrt – bis gegen 21:30 Uhr am Mittwochabend.

„Fälle, in denen es zu Unfällen kommt, oft dramatisch“

In den vergangenen Jahren gab es immer wieder schwere Reisebusunfälle. Dennoch zählen Busse zu den vergleichsweise sicheren Verkehrsmitteln. Der Unfallstatistik zufolge sind sie vergleichsweise selten in Verkehrsunfälle mit Personenschaden involviert.

„Dennoch sind Fälle, in denen es zu Unfällen kommt, oft dramatisch, weil die Zahl der Betroffenen hoch sein kann“, sagte ein Sprecher des ADAC. 2022 kamen den Angaben zufolge bei Busunfällen innerhalb und außerhalb von Ortschaften insgesamt acht Menschen ums Leben – eine im langjährigen Vergleich nicht ungewöhnliche Zahl.

Gurtpflicht in Reisebussen

Der ADAC verwies auf die seit 1999 bestehende Gurtpflicht in Reisebussen. „Ob und wie die einzelnen Unternehmen kontrollieren, ob Insassen angeschnallt sind, ist nicht nachzuvollziehen“, sagte der Sprecher.

Busreisenden werde grundsätzlich empfohlen, sich anzuschnallen. Zudem müssen Reisebusse laut ADAC seit 2022 mit einem sogenannten Spurhaltewarnsystem ausgestattet sein.

Ob der verunglückte Bus eines hatte, war zunächst nicht bekannt. Ein solches System warnt den Fahrer, verhindert aber nicht das tatsächliche Abkommen von der Fahrbahn, falls er nicht gegenlenkt. (dpa)



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