Busunfall: „Nur noch ein schwarzes Gerippe“ – Polizei sucht nach Unfallursache
Als die ersten Rettungskräfte eintreffen, ist es für 18 Menschen schon zu spät. Es habe niemand mehr aus dem brennenden Bus geholt werden können, sagt ein Feuerwehrsprecher über das zerstörerische Bild, das die ersten Einsatzkräfte zu sehen bekommen.
„Das ist nur noch ein schwarzes Gerippe“, sagt eine Polizeisprecherin über den auf der Autobahn 9 bei Münchberg verunglückten Reisebus.
Hoffnungen, dass sich mehr als 30 der insgesamt 48 Insassen gerettet haben könnten, zerschlagen sich nach stundenlanger vergeblicher Suche in der Nähe der Unfallstelle. Eine Zeit lang glaubten die Ermittler noch, Businsassen könnten in Panik geflohen sein.
Bergung der Toten könnte Stunden dauern
Nun müssen Spezialisten unter anderem des Bundeskriminalamts versuchen, die sterblichen Überreste der Toten zu identifizieren. Allein schon die Suche nach den völlig verkohlten Leichen ist schwierig – es dauert Stunden, bis die 18 Toten im Alter von 66 bis 81 Jahren geborgen werden können.
Der Bus geriet in kürzester Zeit in Vollbrand. Für die Retter gab es keine Chance, noch jemanden lebend zu bergen. „Die Hitzeentwicklung war so stark, dass die ersten Rettungskräfte, die ohne Wasser vor Ort waren, nicht an den Bus ran konnten“, sagt Feuerwehrsprecher Andreas Hentschel der „Frankenpost“.
Polizei sucht nach Unfallursache
Vermutlich ist es ein alltäglicher Unfall, der am Montag das schwerste Busunglücke in Deutschland in den vergangenen Jahren auslöste. Am Ende eines der auf diesem Autobahnteilstück häufigen Staus stand oder rollte sehr langsam ein Lastwagen, angeblich mit Bettwaren beladen. Der Busfahrer übersah die Gefahr offensichtlich und fuhr schräg von hinten auf den Lastwagen auf.
Warum der Busfahrer in dem mit einer Seniorengruppe besetzten Bus, die Berichten zufolge zum Gardasee fahren wollte, am frühen Morgen diesen fatalen Fehler machte, ist zunächst völlig unklar. Gutachter sollen der Polizei bei der Suche nach der Unfallursache helfen. Auch der technische Zustand des Busses soll geprüft werden.
Allerdings gibt es zunächst keine Erkenntnisse zu möglichen technischen Problemen. Der Bus soll nur drei Jahre alt gewesen sein und erst kürzlich ohne Probleme eine neue TÜV-Plakette bekommen haben. Der Fahrer soll äußerst erfahren und bis zu diesem verhängnisvollen Tag unfallfrei unterwegs gewesen sein – 2013 erhielt er sogar eine Auszeichnung für langjähriges unfallfreies und sicheres Fahren vom sächsischen Innenministerium.
Ursache für „gigantische Hitze“ noch nicht geklärt
Während an der über Stunden gesperrten Autobahn im Konvoi ein Leichenwagen nach dem anderen zum Abholen der sterblichen Überreste der geborgenen Unfallopfer anrückt, rätseln die Ermittler vor allem über die schnelle Ausbreitung des Feuers. Von einer „gigantischen Hitze“ spricht Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU).
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sagt, der Bus müsse offensichtlich sofort komplett in Flammen gestanden haben. Es gebe aber noch keine ausreichenden Erkenntnisse für eine Beurteilung, wieso es dazu kam.
Die beiden Minister reisten zur Unfallstelle und zeigen sich im Anschluss von den Bildern schockiert. An dem Buswrack befinde sich nichts Brennbares mehr, sagt Dobrindt. „Es sind nur noch Stahlteile erkennbar, von daher kann man nachvollziehen, was das für die Menschen in diesem Bus bedeutet hat.“
Helfer von Kriseninterventionsteams kümmern sich vor Ort um die Rettungskräfte, die mit dem Anblick der verkohlten Leichen konfrontiert werden. Für die Angehörigen richtet die Polizei eine Anlaufstelle zur Betreuung ein.
Politiker melden sich zu Wort
Auch in der Politik sorgt das Unglück für Entsetzen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagt, ihre Gedanken seien bei den Angehörigen der Opfer. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wünscht den Verletzten baldige Genesung.
Eine rasche Aufklärung der Unfallursache verspricht Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU). „Wir werden als Staatsregierung alles tun, um schnellstmöglich auch die Ursachen aufzuklären“, sagt er. (afp)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion