Bundeswehr: Kein Politiker kam zur Mahnwache für gefallene Soldaten – Brandbrief eines Veteranen

Eine Mahnwache für die gefallenen Soldaten der Bundeswehr fand am Wochenende in Berlin statt – und kein einziger Politiker kam. DFB-Pokal und Kirchentag waren wohl wichtiger, beklagt ein Veteran in einem Brandbrief.
Titelbild
Foto: Bund Deutscher EinsatzVeteranen e.V. / Facebook
Von 1. Juni 2017

Vergangenes Wochenende war Berlin Schauplatz zweier Großereignisse: Zum einen fand der Kirchentag statt, zum anderen das DFB-Pokalfinale. Polit-Prominenz kam zu beiden Events.

Gleichzeitig hatte der „Bund Deutscher EinsatzVeteranen“ zum Gedenken an alle gefallenen Bundeswehrsoldaten aufgerufen – parallel zum „Memorial Day“ in den USA. Doch kein einziger deutscher Politiker nahm teil an der Veranstaltung vor dem Kanzleramt, worüber die Organisatoren sehr enttäuscht waren.

Nun schrieb Björn Schreiber, ein Vereinsmitglied und Herausgeber des Buches „Die unsichtbaren Veteranen“, einen offenen Brief an die im Bundestag vertretenen Parteien. Darin heißt es:

„So sehr ich die Begeisterung für Fußball teile und auch die Freude der Teilnahme an Veranstaltungen des DEKT nachvollziehen kann, so ist es ein Zeugnis des gesamtgesellschaftlichen „freundlichen Desinteresses“ an Soldatinnen und Soldaten, das Ihre Damen und Herren Abgeordnete dadurch gezeigt haben: Diese sind es nämlich, die aufgrund des Parlamentsbeteiligungsgesetzes Soldatinnen und Soldaten in Auslandseinsätze entsandt haben und immer noch entsenden (oder entsprechend dagegen votieren) und dadurch neue Veteranen hervorbringen.

Bisherige Lippenbekenntnisse wie die des ehemaligen Verteidigungsministers de Maizière im Jahr 2012 im Bundestag sowie die im Koalitionsvertrag auf S. 123 niedergeschriebenen Worte sind bislang ohne sichtbare und deutliche Aktivitäten geblieben: Das angekündigte Veteranenkonzept scheitert nach wie vor an einer vom Ministerium festgelegten Definition (hier wird der Schwarze Peter den Verbänden zugeschoben, die sich nicht einig seien) und der Platz der Bundeswehr in der Mitte der Gesellschaft ist Dank der Aussagen der jetzigen Amtsinhaberin in weiter Ferne.

‚The greatest casualty is being forgotten!‘

Ich frage Sie ganz offen: Wo waren Ihre Abgeordneten, um zu zeigen, dass sie sich ihrer Verantwortung bewusst sind?

Mit besten Grüßen

Björn Schreiber“

Im Koalitionsvertrag ist laut dem Bund deutscher EinsatzVeteranen niedergeschrieben:

Wir treten dafür ein, das Verständnis für die Besonderheiten des Soldatenberufes zu erweitern und so die breite Anerkennung für den Dienst in den Streitkräften sicherzustellen. Feierliche Gelöbnisse etwa sind Ausdruck der Verankerung der Bundeswehr in der demokratischen Gesellschaft. Die Koalition unterstützt den fortgesetzten Dialog der Bundeswehr in und mit der Gesellschaft. Die Verantwortung für unsere Veteranen wollen wir gemeinsam tragen. Dies gilt auch für die Fürsorge für Verwundete und Versehrte und die würdige Gestaltung der Erinnerung an unsere Gefallenen und Toten.

Um in Zukunft stärker auf das Problem aufmerksam zu machen, plant der „Bund Deutscher Einsatz Veteranen“, nach der Bundestagswahl alle Abgeordneten anzuschreiben und sie einzuladen.

In den USA hat man offenbar ein ganz anderes Bewusstsein, wenn es um die Ehrung gefallener Soldaten geht. „Der Westen“ schreibt:

Dass es bei der Wertschätzung für Veteranen auch anders geht, haben am Montag die USA eindrucksvoll unter Beweis gestellt: Bei Veranstaltungen zum ‚Memorial Day‘ wurde mit Paraden, Gottesdiensten, Gedenkfeiern in öffentlichen Gebäuden der gefallenen Soldaten gedacht – und das nicht nur in Washington, der Hauptstadt, sondern im ganzen Land.“



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