Bundeswehr in der Krise: Pistorius reagiert auf sinkende Bewerberzahlen
Angesichts sinkender Bewerberzahlen bei der Bundeswehr hat Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) verstärkte Anstrengungen beim Werben um neue Soldaten angekündigt. Die Bundeswehr müsse schneller werden, Interessenten zu gewinnen, und die Abbrecherquote verringern, sagte Pistorius am Mittwoch beim Besuch eines Karrierecenters der Streitkräfte in Stuttgart. Er kündigte aber auch an, das Ziel einer Erhöhung der Personalzahl auf 203.000 Beschäftigte bis zum Jahr 2031 auf den Prüfstand zu stellen.
Pistorius bestätigte, dass die Zahl der Bewerber bei der Bundeswehr in diesem Jahr um sieben Prozent gesunken ist. Gleichzeitig gebe es 16 Prozent mehr Beratungsanfragen, sagte der Minister. „Hier setzt sich was in Bewegung.“
Nach den monatlich aktualisierten Personalzahlen waren Ende Juni 180.770 Soldaten bei der Bundeswehr. Hinzu kamen 80.619 Zivilbeschäftigte.
Hohe Abbrecherquote beim Heer
Jobinteressenten hätten heute eine riesige Auswahl von Angeboten, die Bundeswehr stehe hier in wachsender Konkurrenz mit der Wirtschaft und anderen Stellen, sagte Pistorius. Hinzu komme eine älter werdende Gesellschaft mit immer mehr jungen Menschen im wehrfähigen Alter. „Wer nicht schnell genug ist, gerät ins Hintertreffen.“
Wichtig in der Werbung für den Soldatenberuf sei es, ein realistisches Bild zu zeichnen, betonte Pistorius und verwies auf die Abbrecherquote von 30 Prozent beim Heer. Die Bewerber müssten sich klar darüber sein, dass sie „im Zweifel (…) die eigene Gesundheit für die Sicherheit anderer aufs Spiel“ setzen müssten. Er wolle deshalb in der Kampagne „keine Mission-Impossible-Filmchen (…) wie in Hollywood“, sondern eine wahrhaftige Beschreibung des Soldatenberufs.
Mit Blick auf die Zielmarke von 203.000 Soldaten im Jahr 2031 sagte Pistorius, er lasse überprüfen, ob diese deutlich vor seinem Amtsantritt festgelegte Zahl erreicht werden könne. In jedem Fall sei eine Personalerhöhung „ambitioniert angesichts der Bewerberzahl“. Die Bundeswehr müsse gegebenenfalls ihre Maßnahmen weiter anpassen, „falls die Zahl nicht erreicht werden kann oder nicht zu dem Zeitpunkt“. (afp/dl)
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