Zu wenige Kliniken für Kriegsfall – Bundeswehrkommandeur fordert Kooperation mit zivilen Kliniken

Die Bundeswehr verfügt nicht über genügend Kliniken für den Kriegsfall. „Die fünf Bundeswehrkrankenhäuser allein reichen nicht aus. Große Teile ihrer Fachkräfte würden im Ernstfall an der Front benötigt“, sagte der Kommandeur der Gesundheitseinrichtungen der Bundeswehr, Johannes Backus, der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Mittwochsausgabe).
„Im Kriegsfall würde die Hauptlast auf zivilen Krankenhäusern liegen“, so der Generalstabsarzt, der auch stellvertretender Inspekteur des Sanitätsdiensts ist. Deutschland werde in einem solchen Szenario eine logistische Drehscheibe für Truppen und Verwundetentransporte sein.
Backus forderte in der FAZ eine engere Kooperation mit nichtmilitärischen Gesundheitseinrichtungen. „Die Bundeswehr braucht für die Kranken- und Verwundetenversorgung starke zivile Partner“, sagte er der Zeitung.
Zuvor hatte schon Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach in einem Interview mit der „Augsburger Allgemeinen“ einen Operationsplan für den zivilen Gesundheitssektor gefordert, berichtet Epoch Times.
Gezielte Kooperationen mit zivilen Gesundheitseinrichtungen benötigt
Dazu böten sich die als kritische Infrastruktur eingestuften Institutionen an: neun Kliniken der Berufsgenossenschaft mit ihrer Unfallchirurgie, 36 Universitätskliniken mit hochspezialisierter Versorgung sowie die Maximalversorger mit mehr als 30.000 stationären Fällen im Jahr.
„Diese Krankenhäuser müssen gezielt ertüchtigt werden, um im Ernstfall die Bundeswehr zu unterstützen, organisatorisch, technisch, digital“, verlangte Backus.
Er sieht sogar die Gefahr, dass die deutschen Kliniken angegriffen werden. Cyberattacken, Versorgungsausfälle, Spionageaktivitäten und sogenannte hybride Bedrohungen träfen auch Zivileinrichtungen.
„Insbesondere Krankenhäuser sind gefährdet, wir müssen davon ausgehen, dass die Bedrohungen zunehmen werden und auch vor moralischen Hürden keinen Halt machen“, warnte der Kommandeur in der FAZ.
Verband der Universitätsklinika Deutschlands schließt sich Appell an
Der Vorsitzende des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands, Jens Scholz, schloss sich Backus‘ Appell an. Der Sanitätsdienst müsse sich im Krisenfall auf die Unterstützung durch leistungsfähige zivile Kliniken verlassen können. „Doch diese Rolle können nur Einrichtungen übernehmen, die inhaltlich, personell und materiell darauf vorbereitet sind“, sagte Scholz der FAZ.
„Es fehlt weiterhin an übergreifender Koordination, digitaler Steuerung von Patientenströmen und widerstandsfähiger Infrastruktur“, so der Vorstandsvorsitzende des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein. „Nur damit ist eine resiliente Gesundheitsversorgung in Frieden, Krise und Krieg zu erzielen.“
Wie Backus rief er dazu auf, die nationalen Krankenhäuser gezielt auf Krisen vorzubereiten. „Die Verteidigungsfähigkeit endet nicht in der Kaserne, sie beginnt auch in der Notaufnahme oder im OP-Saal“, sagte Scholz. (dts/red)
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