Bundestag war bereits seit 21. Mai vom Ausmaß der Cyber-Attacke informiert
Der Bundestag ist am 21. Mai dieses Jahres über das dramatische Ausmaß des Hacker-Angriffs auf seine Datennetze informiert worden. Das geht aus dem Protokoll einer Sitzung der "Kommission des Ältestenrates für den Einsatz neuer Informations- und Kommunikationstechniken und -medien" (IuK) hervor, das "Bild" vorliegt. Demnach erklärte der Chef des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, Michael Hange, in der nicht-öffentlichen Sitzung unter anderem: "Die Auswertungen haben bislang ergeben, dass es dem Angreifer gelungen sei, Administrationsrechte für die gesamte Infrastruktur zu erhalten. Daher sei von einer breiten Kompromittierung der Netzinfrastruktur mit höchst möglichen Rechten auszugehen."
In der Sitzung unter Vorsitz von Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) erklärte Hange weiter, "dass man nach den aktuell vorliegenden Erkenntnissen davon ausgehen müsse, dass das Netz großflächig und umfangreich kompromittiert sei. Schutzmaßnahmen griffen z. B. nur noch eingeschränkt. Die Angreifer seien jedoch so tief in das Netz eingedrungen, dass sie jederzeit wieder aktiv werden könnten." Hange teilte zudem mit, "dass nach dem Stand der Untersuchungen insbesondere der zentrale Verzeichnisdienst übernommen worden sei. Somit habe der Angreifer prinzipiell Zugriff auf alle Zugangsdaten der Fraktionen, Abgeordnete und Bundestagsmitarbeiter, die von dem Verzeichnisdienst erfasst seien."
IuK-Chef Pau unterrichtete noch am gleichen Tag den Ältestenrat unter dem Tagesordnungspunkt "Verschiedenes" über den Angriff: "Das Ausmaß der Angriffe, die noch andauerten, könne zur Zeit noch nicht abgeschätzt werden." "Das IT-System des Deutschen Bundestages stehe im Moment grundsätzlich zur Verfügung. Allerdings müsse sich jeder Nutzer bewusst sein, dass das System korrumpiert sei." Zum Schluss wendet sich Pau an die Mitglieder des Ältestenrats: "Abschließend bitte ich Sie, sich nicht an bereits umlaufenden Spekulationen über Ursache und Lösung des Problems zu beteiligen." Es sei auch nicht beabsichtigt, "zur Lösung die parlamentarische Sommerpause vorzuziehen, um das gesamte IT-System neu aufzusetzen." Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) versuchte in der einzigen Mitteilung zur Sache an die Bundestagsabgeordneten, das Problem eher herunterzuspielen: "Entgegen Mutmaßungen in der Öffentlichkeit sind Datenabflüsse aus dem Netz des Bundestages bisher nicht nachweisbar", schrieb Lammert am gleichen Tag.
(dts Nachrichtenagentur)
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