Bundesregierung zum Stromnetz der Zukunft: „Grundlast wird es nicht mehr geben“
Seit 2016 ist Jochen Flasbarth Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Am Montag stellte er sich den Fragen der Twittergemeinde und beantwortet 45 Minuten lang die Fragen der Menschen.
Seine Antwort auf die Frage eines Nutzers: „Welche Energieform soll nach der Abschaltung der Kohle- und Kernkraftwerke die Grundlast sichern bzw. diese Kraftwerke ersetzen?“ löste jedoch mehr Fragen aus, als sie beantwortete.
Grundlast wird es im klassischen Sinne nicht mehr geben. Wir werden ein System von Erneuerbaren, Speichern, intelligenten Netzen und Lastmanagement haben.
— Bundesumweltministerium (@bmu) 1. April 2019
Die Frage, welche Art Grundlast – im Sinne des BMUB – es in Zukunft geben werden, blieb vom Ministerium unbeantwortet.
GrundLAST vs. GrundVERSORGUNG
Die Grundlast der Stromnetze wird während eines Tages nicht unterschritten und ist somit sowohl vom jeweiligen Tag als auch von der regionalen Betrachtung abhängig. Die Grundlast ist der Strom, der ständig von den Verbrauchern einer bestimmten Region abgenommen wird und zum Beispiel Heizungspumpen, Kläranlagen oder Kühlschränke versorgt.
In Deutschland liegt die Grundlast im Jahresverlauf bei bis zu 40 Gigawatt, die Spitzenlast beträgt 75 bis 80 Gigawatt. Wenn es keine Grundlast mehr geben soll, heißt das konkret, dass die Menschen und die Industrie zeitweise keinen Strom verbrauchen dürfen.
Sollten tatsächlich alle Grundlastkraftwerke, wie Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke abgeschaltet werden, würde das Stromnetz aus zwei Gründen vermutlich zusammenbrechen.
Einerseits benötigen die sogenannten Erneuerbaren eine stabile Grundversorgung, um ihre Frequenz auf das vorhandene Stromnetz „aufzuschalten“ und ungewollte Frequenzschwankungen zu vermeiden, die durch kurzzeitige Windböen oder extreme Sonneneinstrahlung entstehen. Andererseits würde jeder zusätzlich eingeschalter Verbraucher (Laptop, Beleuchtung oder E-Auto-Ladesäule) das ohnehin schon instabile Versorgungsnetz weiter destabilisieren.
MMNews erklärt: „Die großen rotierenden Massen der Turbinen und Generatoren sind eine Momentan-Reserve im Netz. Beim Zuschalten eines Verbrauchers wird der zusätzliche Strom durch Abbremsen der Generatoren geliefert. Die Frequenzminderung ist dann ein Signal, mehr Dampf auf die Turbinen zu geben, um die Sollfrequenz wieder zu erreichen.“
Wir werden auch künftig unsere außergewöhnlich gute und verlässliche Versorgungssicherheit bewahren.
— Bundesumweltministerium (@bmu) 1. April 2019
(ts)
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