Bundesnetzagentur plant Krisenübung zu Gasmangellage
Die Wahrscheinlichkeit einer Gasmangellage in Deutschland erscheint derzeit als überschaubar. Die Gasspeicher sind bereits zu 79 Prozent gefüllt. Zudem sind drei LNG-Terminals in Betrieb und weitere in Bau, der Gaspreis hat sich ebenfalls deutlich erholt. Dennoch plant die Bundesnetzagentur, im September eine eintägige Krisenübung abzuhalten, die speziell auf eine Gasmangellage zugeschnitten ist.
Bei Engpass gehört Industrie nicht zu geschützten Kunden
Wie „Bloomberg“ berichtet, warnt die Bundesnetzagentur, dass die „Energiekrise noch nicht vorbei“ sei. Es sei die erste dieser Art, erklärt ein Sprecher der Behörde gegenüber der „Berliner Zeitung“. Im Mittelpunkt sollen dabei Kommunikation und Entscheidungsfindung stehen – im Zusammenspiel mit Bundesländern, Behörden, Netzbetreibern, Versorgern und Großkunden.
Vor allem die Industrie gehört zu jenen Bereichen, die im Fall einer Gasmangellage am ehesten mit Unwägbarkeiten zu rechnen hätten. Sie gehört nicht zu den „geschützten Kunden“, sodass eine Rationierung von Gas dort denkbar ist. Ausnahmen stellen lediglich Hersteller von lebenswichtigem Bedarf wie etwa Medikamenten dar.
Geschützt sind hingegen Haushalte, Bildungseinrichtungen, Kliniken, Pflegeheime, Versorgungsbetriebe, Rettungsdienste, die öffentliche Verwaltung sowie Militär, Justiz und Polizei. Hier kann die Bundesnetzagentur Rationierungen nur für nicht lebensnotwendige Einrichtungen anordnen – etwa Saunen oder Schwimmbäder.
Verbrauch zuletzt um ein Fünftel reduziert
Was den vergangenen Winter anbelangt, zeigt sich die Bundesnetzagentur zufrieden, dass sich „durch entschlossenes Handeln auf allen Ebenen“ eine Gasmangellage vermeiden ließ. Auch verhältnismäßig milde Temperaturen hatten dazu beigetragen, dass Deutschland ohne eine solche Notlage durch die kalte Jahreszeit kam.
Die Abnehmer hatten zudem auch durch Einsparungen zu einem geringeren Verbrauch beigetragen. Wie eigene Zahlen der Bundesnetzagentur zeigen, über die „ZDF heute“ berichtet, hat der Gesamtverbrauch deutlich abgenommen. Verglichen mit dem Schnitt der Jahre 2018 bis 2021 ging dieser um 20 Prozent zurück. Die Industrie verbrauchte demnach um 20 Prozent, Privathaushalte sogar um 22 Prozent weniger Gas.
Das geplante Gebäudeenergiegesetz (GEG), auch bekannt als Heizungsgesetz, soll einen weiteren Baustein zur Reduzierung des Gasverbrauchs in Deutschland darstellen.
Mangel droht nach Auslaufen des Transitvertrages
Die größte Sorge bezüglich einer möglichen Gasmangellage besteht derzeit jedoch im Auslaufen der Transitvereinbarung zwischen Russland und der Ukraine. Diese wird am 31. Dezember 2024 enden. Angesichts des anhaltenden Krieges ist es wenig wahrscheinlich, dass es direkte Verhandlungen geben wird. Zudem ist nicht damit zu rechnen, dass Russland bereit sein wird, günstige Konditionen aufrechtzuerhalten.
Derzeit profitiert die Ukraine nach wie vor von Durchleitungsgebühren für russisches Gas, das nach Ungarn, in die Slowakei, nach Italien oder Österreich fließt. Für den Fall, dass dieses Abkommen nicht verlängert werden sollte und die Versorgung der Länder in Gefahr ist, drohen auch Konsequenzen für Deutschland.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte in der Vorwoche einen möglichen Abbau oder eine Abschaltung von Industriekapazitäten angesprochen. Auf dem Ostdeutschen Wirtschaftsforum in Bad Saarow begründete der Minister dies mit einer europäischen Vereinbarung. Deren Grundsatz laute:
Bevor die Leute dort frieren, müssten wir unsere Industrie drosseln oder gar abschalten.“
Derzeit fließt kaum noch russisches Gas nach Deutschland
Ohne zusätzliche Lieferungen aus anderen Ländern würde Deutschland die Gasversorgung nur für zwei durchschnittliche Wintermonate aufrechterhalten können. Die Speicher haben eine Kapazität von maximal 255 Terawattstunden: Der Gesamtverbrauch im Januar und Februar belief sich zuletzt auf zusammengerechnet 243.
Aus Russland kommt kaum noch Gas in Deutschland an. Bereits vor der Militäroperation in der Ukraine hatte Moskau die Lieferungen über die Jamal-Pipeline reduziert, mittlerweile bleiben sie aus. Seit September des Vorjahres fließt auch kein Gas mehr durch die Nord-Stream-Pipelines. Ende September 2022 wurden auf beide Leitungen zudem Anschläge verübt.
Derzeit importiert Deutschland sein Gas vor allem aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien. Dort landen Schiffe LNG-Erdgas an, das über Pipelines nach Deutschland gelangt. Deutschland selbst fördert und produziert nur etwa 100 bis 110 Gigawattstunden Gas pro Tag. Die Exporte aus Norwegen belaufen sich auf das Zehnfache.
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