Bundesfinanzministerium weiß nichts über Verbleib der Wirecard-Milliarden
Nach eigenen Angaben weiß das Bundesfinanzministerium nichts über den Verbleib der verschwundenen Wirecard-Milliarden. Das geht aus einer Anfrage des FDP-Abgeordneten Frank Schäffler an das Bundesfinanzministerium hervor, über die das „Handelsblatt“ (Mittwochsausgabe) berichtet.
„Die Bundesregierung hat keine Kenntnis darüber, ob und in welcher Höhe Guthaben auf Treuhandkonten in Höhe von 1,9 Milliarden Euro (…) tatsächlich existieren oder existiert haben“, heißt es darin. „Bei den Kleinen ist die Finanzaufsicht unbarmherzig und hart, bei den Großen ein zahnloser Tiger“, sagte Frank Schäffler, der auch Mitglied des Finanzausschusses ist, der Zeitung.
Kurz vor der Sondersitzung des Ausschusses am Mittwoch, zu dem auch Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) geladen ist, gibt es auch erhebliche Zweifel am Aufklärungswillen der Finanzaufsicht Bafin. Das legt jedenfalls eine weitere Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Frage Schäfflers nahe. Danach erstattete die Bafin zwar am 18. Juni 2020 Anzeige wegen Bilanzbetrug – am 25. Juni meldete Wirecard Insolvenz an. Trotzdem verlangte die Bafin von der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) noch am 25. Juni die Prüfung des Konzernabschlusses 2017 beziehungsweise einen Tag vorher die Prüfung des verkürzten Konzernabschlusses zum 30. Juni 2019.
Am 28. Juni gab die Bundesregierung bekannt, den Vertrag mit der DPR zu kündigen. „Trotz Insolvenz und der Erkenntnis, dass die Prüfstelle nicht in der Lage ist, umfassend zu prüfen, hat die Bafin das Verfahren immer noch nicht an sich gezogen“, sagte Schäffler dazu. Selbst zu diesem Zeitpunkt hätte die Bafin den Ernst der Lage nicht erkannt. „Ohne personelle Erneuerung bei der Bafin ist eine Neustart nicht möglich“, sagte er.
Vom Börsen-Liebling zum Fall für den Finanzausschuss
Wirecard galt über viele Jahre als deutsche Hoffnung für die digitale Finanzindustrie. Nun ist der insolvente Münchner Zahlungsdienstleister zu einem gravierenden Problem für den Finanzstandort Deutschland geworden – und für die Bundesregierung. Die Schlüsselmomente des rasanten Auf- und Abstiegs von Wirecard:
1999
Wirecard wurde im Jahr 1999 in München gegründet und konzentrierte sich schnell auf den Zahlungsverkehr im Internet. Zu den ersten Kunden gehörten vor allem Kasinos und Porno-Seiten, weil die früh auf den Onlinehandel setzten.
2015
Wirecard legt zumindest nach außen hin ein spektakuläres Wachstum hin. Doch nach Angaben der Staatsanwaltschaft München I von vergangener Woche machte das Unternehmen spätestens ab Ende 2015 Verluste. Deshalb hätten Gründer und Vorstandschef Markus Braun und zwei weitere Manager die Bilanzsumme und das Umsatzvolumen des Unternehmens durch das Vortäuschen von Einnahmen aufgebläht.
September 2018
Wirecard wird in den Deutschen Aktienindex (Dax) aufgenommen und ersetzt dort die traditionsreiche Commerzbank.
Januar 2019
Die „Financial Times“ veröffentlicht binnen mehrerer Wochen drei Artikel, in denen Wirecard der Bilanzfälschung beschuldigt wird. Das Unternehmen habe damit in Asien seine Bilanzen künstlich aufgeblasen. Zwar weist die Konzernführung die Vorwürfe als haltlos zurück. Doch der Kurs der Wirecard-Aktie bricht von Januar bis April um 40 Prozent ein.
Februar 2019
Die Finanzaufsicht Bafin veranlasst eine Sonderprüfung zu Wirecard. Damit beauftragt sie die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR). Medienberichten zufolge war dort aber nur ein einziger Mitarbeiter für den komplexen Fall zuständig. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) wird über die Ermittlungen informiert.
September 2019
Das Kanzleramt setzt sich auf einer China-Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für Wirecard und den Markteintritt des Unternehmens in dem Land ein. Bereits im August hatte das Bundesfinanzministerium auf Anfrage des Kanzleramts per E-Mail verschiedene Informationen zum Fall Wirecard weitergegeben. Medienberichten zufolge wurde auf Arbeitsebene auch mitgeteilt, dass Wirecard in den Fokus diverser Aufsichtsbehörden gerückt war.
Oktober 2019
Die „Financial Times“ berichtet erneut über Auffälligkeiten bei der Buchhaltung, diesmal im Zusammenhang mit Geschäften von Wirecard in der Golfregion. Der Aktienkurs bricht wieder ein.
November 2019
Die Prüfgesellschaft EY verweigert der Wirecard-Tochter in Singapur das Testat für die Richtigkeit der Jahresbilanz 2017 – neue Nahrung für den Betrugsverdacht.
April 2020
Die Prüfgesellschaft KMPG veröffentlicht ihren Bericht über die Bilanzen der Jahre 2016 bis 2018. In diesem beklagen die Prüfer, Wirecard habe ihnen zentrale Dokumente nicht beigebracht.
5. Juni 2020
Die Finanzaufsicht Bafin verkündet, dass sie vor wenigen Tagen bei der Staatsanwaltschaft München I Strafanzeige gegen Wirecard wegen des Verdachts der Marktmanipulation gestellt hat. Die Staatsanwaltschaft durchsucht am 5. Juni den Firmensitz in Aschheim.
18. Juni 2020
Wirecard muss seinen Jahresabschluss erneut verschieben, weil die Abschlussprüfer keine ausreichenden Nachweise für die Existenz von Bankguthaben über 1,9 Milliarden Euro auf Treuhandkonten bei zwei asiatischen Banken hatten. Der Kurs der Wirecard-Aktie bricht um mehr als 60 Prozent ein.
19. Juni 2020
Wirecard-Chef Braun tritt zurück. Die Wirecard-Aktie stürzt erneut um mehr als 30 Prozent ab.
22. Juni 2020
Wirecard geht nun davon aus, dass die fehlenden 1,9 Milliarden Euro gar nicht existieren. Ex-Chef Braun wird wegen des Verdachts der Marktmanipulation verhaftet. Wenige Stunden später kommt Braun gegen eine Millionenkaution vorläufig frei. Der Wirecard- Aufsichtsrat entlässt den bereits zuvor freigestellten Vorstand Jan Marsalek. Seither ist der Österreicher flüchtig.
25. Juni 2020
Der Zahlungsdienstleister entscheidet, einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht München zu stellen. Der Aktienkurs rauscht in die Tiefe.
1. Juli 2020
Die Staatsanwaltschaft durchsucht fünf Gebäude von Wirecard in Deutschland und Österreich.
22. Juli 200
Ex-Wirecard-Chef Braun wird erneut festgenommen. Zudem werden zwei weitere frühere Vorstände festgenommen. Grund ist laut Staatsanwaltschaft der nun „ganz erheblich“ erweiterte Tatvorwurf der Bilanz- und Umsatzfälschung schon seit dem Jahr 2015.
23. Juli
Das Bundesfinanzministerium reagiert auf den Skandal mit einem 16-Punkte-Plan für eine Reform der Finanzaufsicht.
29. Juli
Der Finanzausschuss des Bundestags will über Wirecard beraten. Zu dem Termin haben Finanzminister Scholz und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) ihr Kommen zugesagt. (dts/afp/sua)
Unsere Buchempfehlung
Alle Völker der Welt kennen den Teufel aus ihren Geschichten und Legenden, Traditionen und Religionen. Auch in der modernen Zeit führt er – verborgen oder offen – auf jedem erdenklichen Gebiet seinen Kampf gegen die Menschheit: Religion, Familie, Politik, Wirtschaft, Finanzen, Militär, Bildung, Kunst, Kultur, Medien, Unterhaltung, soziale Angelegenheiten und internationale Beziehungen.
Er verdirbt die Jugend und formt sich eine neue, noch leichter beeinflussbare Generation. Er fördert Massenbewegungen, Aufstände und Revolutionen, destabilisiert Länder und führt sie in Krisen. Er heftet sich - einer zehrenden Krankheit gleich - an die staatlichen Organe und die Gesellschaft und verschwendet ihre Ressourcen für seine Zwecke.
In ihrer Verzweiflung greifen die Menschen dann zum erstbesten „Retter“, der im Mantel bestimmter Ideologien erscheint, wie Kommunismus und Sozialismus, Liberalismus und Feminismus, bis hin zur Globalisierungsbewegung. Grenzenloses Glück und Freiheit für alle werden versprochen. Der Köder ist allzu verlockend. Doch der Weg führt in die Dunkelheit und die Falle ist bereits aufgestellt. Hier mehr zum Buch.
Jetzt bestellen - Das dreibändige Buch ist sofort erhältlich zum Sonderpreis von 50,50 Euro im Epoch Times Online Shop
Das dreibändige Buch „Wie der Teufel die Welt beherrscht“ untersucht auf insgesamt 1008 Seiten historische Trends und die Entwicklung von Jahrhunderten aus einer neuen Perspektive. Es analysiert, wie der Teufel unsere Welt in verschiedenen Masken und mit raffinierten Mitteln besetzt und manipuliert hat.
Gebundenes Buch: Alle 3 Bände für 50,50 Euro (kostenloser Versand innerhalb Deutschlands); Hörbuch und E-Book: 43,- Euro.
Weitere Bestellmöglichkeiten: Bei Amazon oder direkt beim Verlag der Epoch Times – Tel.: +49 (0)30 26395312, E-Mail: [email protected]
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion