Bundesbank will kein Gold verkaufen – keine Gewinne für den Haushalt 2025

Die Ampelkoalition hat sich nach langem Ringen auf einen Haushalt geeinigt, die Geldnöte bleiben groß. Die Bundesbank betont: Mit einem Geldsegen aus Frankfurt sollte Berlin über Jahre nicht rechnen.
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Das Bankenviertel in Frankfurt am Main.Foto: Markus Thoenen / iStock
Epoch Times10. Juli 2024

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) kann nicht auf die Hilfe der Deutschen Bundesbank hoffen, um Geld für den Haushalt zu mobilisieren. Man werde kein Gold verkaufen, sagte Bundesbankpräsident Joachim Nagel dem „Tagesspiegel“.

„Abgesehen von kleinen Mengen für die üblichen Sammlermünzen gilt: Wir verkaufen nichts“, so der Notenbanker. „Gold ist ein Vertrauensanker und hat gerade auch für die Bevölkerung einen hohen Symbolwert.“

Mit Blick auf die langfristige Entwicklung des Goldpreises sei es richtig gewesen, „dass wir das Gold dauerhaft halten“. Die Deutsche Bundesbank hat rund 3.350 Tonnen Gold und damit nach den USA den zweitgrößten Goldschatz der Welt. China liegt bei 2.113 Tonnen (Juni 2023).

Auch keine Bundesbankgewinne

Auch auf einen Bundesbankgewinn kann der Finanzminister auf absehbare Zeit nicht spekulieren. Die Notenbank hat im vergangenen Jahr einen Verlust von 21 Milliarden Euro gemacht.

„Als die Inflation zu niedrig war, haben wir aus geldpolitischen Gründen niedrig verzinste Anleihen gekauft“, sagte Nagel. Jetzt seien aber die Zinsen gestiegen, wodurch Verluste in unserer Bilanz entstanden sind.

„Der Finanzminister wird deshalb wohl einige Jahre ohne Bundesbankausschüttung auskommen müssen“, prophezeite der Bundesbankchef. Künftig werde es aber auch wieder Gewinne geben. „Die Bilanz der Bundesbank ist solide“, sagte Nagel.

Die Notenbanken des Eurosystems hatten in den vergangenen Jahren in großem Umfang Staats- und Unternehmensanleihen gekauft, um die Konjunktur anzukurbeln und die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie abzumildern.

Viele dieser Papiere werfen relativ niedrige Zinsen ab, zugleich müssen die Notenbanken ihrerseits den Geschäftsbanken wieder deutlich höhere Zinsen für geparkte Gelder zahlen. „Wir erwarten, längere Zeit keine Gewinne ausschütten zu können“, hatte Nagel bereits im Februar gesagt.

Bundesbankpräsident fordert, später in Rente zu gehen

Der Notenbanker warnt davor, den Wirtschaftsstandort Deutschland schlechtzureden. „Es ist richtig, wir haben Probleme“, sagte Nagel. „Aber wir haben auch große Chancen.“ Das Wirtschaftswachstum werde langsam stärker, die deutschen Unternehmen seien sehr innovationsfähig.

Die Auftragslage der Industrie scheine sich in der Grundtendenz zu stabilisieren, auch der Konsum dürfte bald wieder anziehen. „Deutschland könnte eine gute Turnaround-Story werden, also eine Erfolgsgeschichte, wenn die strukturellen Probleme beherzt angegangen und gelöst werden“, sagte der Bundesbankpräsident.

Nagel fordert zudem ein späteres Renteneintrittsalter, um auf den demografischen Wandel zu reagieren. Die Bundesbank gehe davon aus, „dass wir in einer alternden Gesellschaft den Wohlstand nicht erhalten können, ohne Veränderungen vorzunehmen“.

Die Rente mit 63 fördere den vorzeitigen Renteneintritt, behauptete der Bundesbankpräsident. Angesichts der demografischen Aussichten wäre es aber wichtig, Arbeitskräfte zu mobilisieren.

„Ich bin auch der Auffassung, dass es angemessen wäre, beim gesetzlichen Rentenalter grundsätzlich die steigende Lebenserwartung zu berücksichtigen“, sagte Nagel. „Das mag politisch unpopulär sein, aber ich glaube, an dieser Stelle sind Reformen unumgänglich.“ Rentnern solle es zudem erleichtert werden, neben der Rente weiterzuarbeiten, schlägt der Bundesbankpräsident vor.

„Wir müssen grundsätzlich dafür sorgen, dass alle Menschen, die gerne arbeiten würden, auch arbeiten können“, mahnte er. Dazu sei es nötig, die Kinderbetreuung auszubauen und für Zuwanderung zu sorgen. Deutschland müsse außerdem für ausländische Fachkräfte attraktiv bleiben, „sonst werden wir die Fachkräftelücke nicht schließen“, sagte Nagel. (dts/dpa/red)



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