Bund stellt 200 Millionen Euro für mobile Luftfilter in Schulen zu Verfügung
Das Bundeskabinett hat am Mittwoch eine Förderung für mobile Luftfilter in Schulen beschlossen. Der Bund stelle den Ländern und Gemeinden 200 Millionen Euro zu Verfügung, „um mobile Lüftungsgeräte in den Schulen in geeigneten Räumen einzubauen“, sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) in Berlin. Ziel sei, dass der Präsenzunterricht im zweiten Halbjahr auch bei möglicherweise steigenden Infektionszahlen möglich bleibe.
„Uns liegt daran, dass der Unterrichtsbeginn und der Unterricht im zweiten Halbjahr so sicher wie möglich durchgeführt werden kann“, sagte Altmaier am Mittwoch in Berlin.
In den nächsten zwei Wochen sollen entsprechende Verwaltungsvereinbarungen abgeschlossen werden, sagte Altmaier weiter. Wichtig sei, dass das Programm unbürokratisch und schnell umgesetzt werde. Der Minister verwies auf die Notwendigkeit einer Prüfung der Schulräume: „Uns ist wichtig, dass vor Ort sehr genau untersucht wird, welche Räume dafür geeignet sind.“ Außerdem müsse geprüft werden, welche Geräte für die jeweiligen Räume in Betracht kommen.
Fördermittel des Bundes sollen mit Ländermitteln kombiniert werden können
Die neuen Fördermittel des Bundes, bei denen es sich um eine Ergänzung des bestehenden Förderprogramms für stationäre Luftfilter handelt, sollen mit Ländermitteln kombiniert werden können. Damit bestehe auch die Chance, das Schulträger in den Städten und Gemeinden „ohne größeren eigenen Beitrag solche Anlagen installieren können“, sagte Altmaier.
„Wir glauben nach wie vor, dass es in vielen Fällen besser ist zu lüften“, so Altmaier weiter. Aber es gebe Schulräume und Klassenräume, wo diese Lüftung nur eingeschränkt möglich sei. „Und das Weitere ist: Es muss auch sehr genau geprüft werden, welche Geräte für einen solchen Einsatz in Betracht kommen. Hier arbeitet das Umweltbundesamt gemeinsam mit dem VDI, dem Verband der Deutschen Ingenieure, an einer Übersicht, die bis Ende des Monats dann auch den Schulträger verfügbar sein wird.“
Antragsberechtigt sind laut Bundeswirtschaftsministerium Schulen, in denen Kinder unter zwölf Jahren betreut werden, weil ihnen „in absehbarer Zeit kein Impfangebot gemacht werden kann“. Das Förderangebot gelte auch für Schulen, die zugleich von älteren Schülern besucht werden.
Lambrecht: Luftfilter alleine nicht ausreichend
Bundesfamilienministerin Christine Lambrecht (SPD) betonte, dass Luftfilter alleine nicht ausreichend seien. „Es braucht einen Mix aus verschiedenen Vorkehrungen und Vorsichtsmaßnahmen im Schul- und Kitaalltag“, erklärte sie am Mittwoch. „Das manuelle Durchlüften von Kitas oder Klassenzimmern bleibt dort, wo es möglich ist, eine sehr effektive Hygienemaßnahme“. Auch das Impfen und Testen spiele eine entscheidende Rolle, so Lambrecht.
Allerdings sehen manche Betreuungseinrichtungen die Gefahr, dass Luftreiniger bald Mangelware werden könnten.
Diese Gefahr sieht auch Daniel Ehrhardt, Geschäftsführer der Firma UlmAir, die eben solche Filteranlagen herstellt. „Wenn Sie mich fragen, woran es hauptsächlich scheitern wird, das sind elektronische Bauteile. Also, ich habe hier einfach nur als Beispiel mal so eine Platinensteuerung, die wir verbauen.“
Und diese Steuerung hätte eben gewisse Bausteine, so dass ein CO2-Sensor drauf sei, eine Filterüberwachung, und die müsse funktionieren, erklärt er. Wenn nur ein kleines Teilchen wie beispielsweise ein Widerstand fehle, stehe die gesamte Produktion infrage.
Auch seien Schulen nicht die einzigen Abnehmer für Belüftungsgeräte, berichtet Ehrhardt. „Über 50 Prozent gehen in die Wirtschaft, das heißt also wirklich, gehen an Unternehmungen. Dann haben wir natürlich Gastro und Friseure. Dann mit circa 30 Prozent sind die Schulen und die Kitas, die natürlich auch im Moment eines der Hauptthemen werden.“
Bayern will 100.000 Klassenzimmer mit einer Filtervorrichtung ausstatten
Unterdessen will Bayern mit einer neuen Förderung möglichst alle der mehr als 100.000 Klassenzimmer mit einer Filtervorrichtung ausstatten. Aber die meisten anderen Bundesländer gehen diesen Weg nicht mit. „Der Einsatz von mobilen Luftreinigern kann dann ergänzend sinnvoll sein, wenn keine ausreichende Lüftung gegeben ist“, sagte etwa die nordrhein-westfälische Bildungsministerin Ina Scharrenbach zu Reuters.
Im größten Bundesland (Bayern) wurden bisher rund zehn Millionen Euro für die Beschaffung von mobilen Luftfiltergeräten und einfachen Instandsetzungen an Fensteranlagen für Schulen und Sporthallen bewilligt. In Niedersachsen etwa wurden eine Million Euro für mobile Lüftungsgeräte ausgegeben. In Hessen sind nach Angaben des dortigen Kultusministeriums von den bereitgestellten 75 Millionen Euro bisher 40 Millionen investiert worden.
Wirkung von Luftfiltern umstritten
In Baden-Württemberg dagegen etwa verweist man auf kritische Einschätzungen des Bundesumweltamtes. Auch in Thüringen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt bremst man mit Hinweis auf das Umweltbundesamt die Beschaffungs-Debatte. „Falsch aufgestellte Geräte und Luftreiniger mit unwirksamen Filtern führen nicht zu einem Mehr an innenraumlufthygienischer Sicherheit, sondern können die Situation sogar verschlechtern“, argumentierte das Kultusministerium in Sachsen-Anhalt.
Dem widerspricht Ehrhardt: „Es gibt Studien, ich will mal sagen, mindestens eine zweistellige Zahl an Studien, die mittlerweile die Funktionalität und auch die Effizienz von diesen Geräten darstellt. Die professionellen Luftreiniger, die hier in Deutschland hergestellt werden, die meisten Hersteller haben da auch eine entsprechende Luftleistung, sie haben die entsprechende Filterqualität.“
Bereits im Mai hatte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek verkündet, den Einbau von fest installierten Luftfiltern zu bezuschussen für Räume, in denen unter 12-Jährige unterrichtet werden, die noch nicht geimpft werden können. (afp/reuters/er)
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