Brigadegeneral a.D.: Stationierung von US-Waffen dringend geboten
Die als Antwort auf russische Bedrohungen angekündigte Stationierung weitreichender US-Waffen in Deutschland ist nach Einschätzung von Brigadegeneral a.D. Heinrich Fischer „dringend geboten“. „Sie setzt im Bündnis ein klares Signal der USA als Führungsmacht und verbessert die Glaubwürdigkeit der Abschreckung durch einen konventionellen Fähigkeitszuwachs“, schreibt Fischer im Fachmagazin „Europäische Sicherheit & Technik“ (Augustausgabe).
Und: „An den Reaktionen aus dem Kreml lässt sich der gestiegene Abschreckungswert ablesen, der durch die beabsichtigte Stationierung dieser Waffenkategorie erzielt werden kann.“ Fischer war zuletzt Kommandeur der Heeresschulen und Vizechef des Heeresamtes.
Mehr Deutsche gegen Stationierung als dafür
Laut dem Trendbarometer im Auftrag der Sender RTL und ntv findet nur eine Minderheit der Deutschen, 45 Prozent, die Stationierung der US-Waffen richtig. 49 Prozent der Befragten halten das für falsch. Besonders groß ist die Ablehnung bei den Ostdeutschen mit 74 Prozent, unter bei Anhängern des BSW (85 Prozent) und der AfD (79 Prozent). Das Meinungsforschungsinstitut Forsa befragte am 25. und 26. Juli 2024 dazu 1.002 Personen.
Am Rande des NATO-Gipfels in Washington hatten die USA und Deutschland die Stationierung von Tomahawk-Marschflugkörpern, SM-6-Raketen und neuen Hyperschallwaffen von 2026 an angekündigt.
Nach Angaben des Brigadegeneral Fischer kann eine Typhon-Batterie – bestehend aus einem Gefechtsstand, Versorgungsfahrzeugen und Raketenwerfern – sowohl SM-6-Raketen als auch Tomahawk-Marschflugkörper aus Containern abfeuern.
Was die Waffen können
Der Tomahawk habe eine Reichweite von mehr als 1.000 Kilometern, trage einen 450 Kilogramm schweren, konventionellen Sprengkopf und treffe auf etwa 10 Meter genau. Die Rakete SM-6 sei „mehrrollenfähig“: Sie könne ballistische Raketen in ihrer Endflugphase abwehren, gegen Schiffe und in einer modifizierten Version auch gegen Bodenziele eingesetzt werden.
Die neue US-Hyperschallwaffe („Long Range Hypersonic Weapon“) befinde sich in der Endphase ihrer Entwicklung. Sie fliege mit fünffacher Schallgeschwindigkeit an und habe eine Reichweite von mehr als 2500 Kilometern.
Waffen zur Zerstörung russischer Militärpotenziale
Fischer verweist in seiner Analyse auf Waffensysteme in der russischen Exklave Kaliningrad, die in Zentraleuropa und im Ostseeraum eine reale Bedrohung für die NATO-Verteidigungsplanung seien.
Im Konfliktfall könne eine Verlegung von NATO-Landstreitkräften aus dem Zentrum an die Nato-Ostflanke deswegen nicht zeitgerecht und in der gebotenen Stärke erfolgen. Ein Zusammenbruch der Verteidigung durch die dort schon vorhandenen NATO-Truppen würde beschleunigt.
„Einer verschärften Bedrohung in diesem Prozess wäre das Territorium der Bundesrepublik Deutschland in seiner Rolle als strategisch logistische Drehscheibe ausgesetzt“, stellt er fest.
Die Waffen sind nach Einschätzung Fischers nötig, um russische Militärpotenziale zerstören zu können, die NATO-Truppen das Eindringen in einen Operationsraum („Anti Access“) oder die Operationsfreiheit im Einsatzraum („Area Denial“) verwehren können.
Dieser Kampf wird nach Darstellung des Generals in fünf Phasen geführt. In der ersten Phase des Wettstreits („Competition“) würden feindliche Kräfte vor einer bewaffneten Auseinandersetzung lückenlos überwacht und in einem Konflikt dann schrittweise zerstört, um den eigenen Truppen Handlungsspielräume zu schaffen.
Fischer sieht in der Stationierung eine deutliche Steigerung der konventionellen Fähigkeiten der NATO, die die Glaubwürdigkeit der Abschreckungsstrategie verstärkt „bei gleichzeitiger Anhebung der nuklearen Schwelle“. Er erinnert daran, dass die im Kalten Krieg in Deutschland stationierten Tomahawks einen nuklearen Sprengkopf trugen. (dpa/red)
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