Borussia Mönchengladbach gegen den 1. FC Köln am 4. Oktober und andere Krawalle
Ja, es gibt sie, die kritischen Fragen und skeptischen Stimmen, die im Zusammenhang mit Einsätzen der Polizei bei Fußballspielen laut wurden. In Zeiten, in denen sich der DFB den Fans annähert und in denen sich Theo Zwanziger regelmäßig mit Fanvertretern trifft, um einen Konsens in der Fanarbeit zu erarbeiten, wird immer klarer, dass es noch eine dritte Kraft gibt, die das Klima innerhalb und außerhalb der Stadien entscheidend mitbestimmt. Dies ist die Polizei mit all ihren Beamten und Einsatzleitern.
Die Polizei ist ein von der Gesellschaft beauftragtes Organ welches die Aufgabe hat, sich um die Ordnung und Sicherheit in unserem Land zu kümmern und diese notfalls auch durchzusetzen. Das ist gut so. Leider kommt es vor, dass sich Polizeibeamte im Dienst von Fans beschimpfen lassen müssen oder sogar von angetrunken Personen bedroht werden. Dies ist ein Zustand, der keinesfalls einfach hingenommen werden sollte.
Aber kann jeder Beamte in einer solchen Situation immer ruhig und gelassen bleiben? Ist es immer möglich, angemessen zu reagieren und mit der nötigen Ruhe die Situation zu meistern? Was passiert, wenn sich Polizisten zu übermäßig harten Reaktionen hinreißen lassen oder wenn Einsatzleiter eine falsche Anweisung geben und beispielsweise viele unbeteiligte Menschen stundenlang in einen Polizeikessel eingeschlossen werden? Was geschieht, wenn Einsatzleiter gravierende Fehler machen? Jeder macht Fehler und niemand kann von sich behaupten, er habe immer richtig gehandelt. Das gilt auch für Polizisten.
In letzter Zeit mehren sich die Stimmen, die darauf hinweisen, dass die Polizei gelegentlich Fehler macht. Seit längerem gibt es innerhalb der aktiven Fußballfan-Szene Fans, die auf ein nicht immer angemessenes Verhalten und fehlerhafte Einsatzstrategien aufmerksam machen möchten. Zwei Beispiele sind die Internetauftritte von „Fußballfans beobachten die Polizei” (www.fussballfans-beobachten-polizei.de) und „Fansmedia” (www.fansmedia.org). Letztere organisierten am 6. und 7. Spieltag der Fußballbundesliga einen „Fansmedia-Aktionstag”. Ziel dieser Aktionstage war es, die Öffentlichkeit über überzogene Reaktionen, Einschüchterungen und Zensurversuche seitens der Polizei zu informieren. Dies geschah in den Stadien zahlreicher Vereine mit Spruchbändern und Flugblättern.
Doch auch während dieser Aktionstage blieben laut Fansmedia Repressalien der Polizei nicht aus: So wurde zum Beispiel in Osnabrück und in Siegen das Verteilen der Flugblätter von der Polizei mit der Begründung unterbunden, „…dass die Flugblätter sich kritisch mit der Polizei auseinandersetzen”. Sollte dies tatsächlich der Grund sein, in einer Demokratie, welche sich die Meinungsfreiheit als ein zu schützendes Gut auf die Fahnen geschrieben hat, das Verteilen von Flugblättern zu verbieten, dann ist dies durchaus ein überdenkenswerter Zustand.
Fansmedia weiter: „Diese traurige Einschränkung der Meinungsfreiheit ist für kritische Fußballfans längst zum Alltag geworden, ebenso wie Einschüchterungen durch die Polizei, nach dem Gießkannenprinzip ausgesprochene Stadionverbote und Vorverurteilungen durch die ,Datei Gewalttäter Sport‘.“
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Es geht hier nicht darum, Gewalttäter zu schützen, Rowdys eine Plattform zu geben oder die Arbeit der vielen Beamten, die ihren anstrengenden Dienst in hervorragender Art und Weise verrichten, zu schmälern. Doch sind auch die Stimmen derer nicht mehr zu überhören, die ein derartiges Vorgehen der Polizei beklagen.
Matthias Stein, Fanbeauftragter des FC Carl Zeiss Jena und Fanarbeiter des DFB während der EM in Österreich und der Schweiz: „Wenn ich daran denke, dass gleich mehrere Fans für angebliche Taten, welche sie beim Auswärtsspiel des FC Carl Zeiss Jena in Burghausen verübt haben sollen, angeklagt wurden, und diese aber im Gerichtsverfahren glaubhaft nachweisen konnten, dass sie überhaupt nicht nach Burghausen gefahren sind, dann spricht das meiner Ansicht nach Bände, wie die Polizei teilweise gegen Fußballfans vorgeht. Leider hat auch die Erfahrung der jüngeren Vergangenheit mehrfach gezeigt, dass polizeiliches Vorgehen gegen von uns betreute Fußballfans teilweise völlig überzogen und unangebracht war. Dies wurde auch schon durch mehrere Freisprüche untermauert, welche ein seltsames Licht auf die Ermittlungsarbeit der Polizei im Zusammenhang mit Fußballspielen werfen.“
Jüngstes Beispiel, das ebenfalls Fragen über die Arbeitsweise der Polizei aufwirft, ist das Spiel Borussia Mönchengladbach gegen den 1. FC Köln vom 4. Oktober. Bei diesem Spiel kam es zu Krawallen, die es in einem solchen Ausmaß seit langem kaum noch gibt. Seit vielen Jahren wird dieses Derby aufgrund der Rivalität der beiden Fangruppen mit einer der höchsten Sicherheitsstufen behandelt.
Zusätzlich wurde in diesem Jahr die Stimmung am Niederrhein dadurch angeheizt, dass sich Kölner Fans im Frühjahr widerrechtlich Zutritt zum Stadion von Borussia Mönchengladbach verschafften, um dort Fahnen der Borussen-Fans zu stehlen. Diese wurden dann beim Spiel 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach am 7. April unter dem johlenden Beifall des Kölner Publikums vor den Augen der mitgereisten Fans aus Mönchengladbach zerrissen.
Obwohl dieser Umstand und die Brisanz, die dieses Derby mit sich bringt, bei der Polizei und den dafür zuständigen Entscheidungsträgern bekannt war, wurden fünf Busse mit Kölner Fans vor dem Spiel am 4. Oktober vor dem Fan-Haus der Gladbacher Anhänger von der Polizei vorbeigeleitet. Dies allein sollte schon Grund genug sein, sich einmal mit der Frage zu beschäftigen, wie es überhaupt dazu kommen konnte. Aber es kam noch schlimmer, denn es wurde zugelassen, dass diese fünf Busse an einer auf rot geschalteten Ampel anhielten, sodass es erst aufgrund dieses Umstandes zu Krawallen kommen konnte.
Der Pressesprecher der Polizei in Mönchengladbach, Willy Theveßen, dazu: „Die Busse mussten verkehrsbedingt da anhalten. Das ist an diesem Tag verheerend gewesen und das war auch so nicht vorgesehen. Allerdings ist das der normale Weg der Shuttle-Busse – es ist ein ausgeklügeltes System, in welchem die Busse im Pendelverkehr zwischen Bahnhöfen und Stadion hin und herfahren. Man kann an einem solchen Spieltag nicht neue Verkehrskonzepte entwickeln und der Shuttle-Busverkehr kann nicht kurzfristig für ein Spiel anders geplant werden. Dann hätten wir ein totales Chaos. Man hätte halt nur verhindern müssen, dass die da anhalten.”
Warum ist es denn nicht möglich, einzelne Busse umzuleiten, ohne dabei ein ganzes Konzept in Frage stellen zu müssen? Warum konnte das von 600 Beamten, die an diesem Tag im Einsatz waren, nicht geleistet werden? Warum mehren sich kritische Stimmen in Verbindung mit der Polizeiarbeit im Umfeld von Fußballspielen? Warum sollte es nicht das Recht aktiver Fußballfans sein, diese Fragen in der Öffentlichkeit zu stellen?
Die Epoch Times wird weiter über das Thema berichten.
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