BKK-Chef Knieps kritisiert Corona-Politik von Bund und Ländern – „Bunkermentalität im Kanzleramt“

Der Chef des Betriebskrankenkassen-Verbandes kritisiert die Corona-Politik von Bund und Ländern scharf. Er spricht sogar von gravierenden Fehlentscheidungen und falschen Zahlen.
Epoch Times18. Januar 2021

Im Vorfeld des Bund-Länder-Treffens zu Beratungen über die Corona-Krise hat der Chef des Dachverbandes der Betriebskrankenkassen, Franz Knieps, eine rasche Öffnung der Schulen gefordert und die Bundesregierung für die Maßnahmen scharf kritisiert.

„Die Schulen müssen wieder geöffnet werden, je schneller desto besser“, sagte Knieps dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder wollen am Dienstag über weitere Corona-Maßnahmen beraten.

„Es fängt schon an mit der völlig falschen Nutzung von wissenschaftlichen Begriffen an“, sagte Knieps. Das Wort Inzidenz beschreibe die Zahl neu aufgetretener Krankheitsfälle innerhalb einer definierten Personengruppe in einem bestimmten Zeitraum. „Die Zahl der positiv getesteten Menschen ist aber jeden Tag eine neue, zufällige Gruppe“, so Knieps weiter.

„Leider ist es nach wie vor so, dass insbesondere im Kanzleramt eine Bunkermentalität vorherrscht“, sagte Knieps. Man würde nur auf dieselben Virologen gehört, abweichende Absichten und Ratschläge werden ignoriert. „Dabei ist gerade in schwierigen Zeiten wie diesen jede fachkundige Stimme dringend notwendig.“

Kinder hätten völliges Kontaktverbot

Mittlerweile wisse man, dass Kinder beim Infektionsgeschehen eine größere Rolle spielten als bisher vermutet, räumte Knieps ein. „Aber das Risiko müssen wir eingehen“, forderte er und verwies auf unterschiedliche Ausgangslagen in den Elternhäusern.

Der Chef des Betriebskrankenkassen-Verbandes forderte zudem, die strikten Kontaktbeschränkungen für unter 14-Jährige zu lockern. Da Kinder nirgends alleine hingingen, bedeute die Regelung für sie ein völliges Kontaktverbot. „Das ist doch krank“, fügte er hinzu.

Knieps kritisierte im Interview mit dem RND auch die Zielvorstellungen von Bund und Ländern in der Corona-Politik. „Die ausgegebene Zielmarke von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen ist in diesem Winter nicht mehr zu erreichen“, sagte er. Ein solches Ziel zeuge von einem Unverständnis über den Verlauf einer Pandemie. „Ein realistisches Ziel kann allenfalls sein, den jetzigen Wert zu halten“, sagte er.

Er kritisiert auch die mangelnde Vorbereitung bezüglich Risikogruppen: „Statt sich im Sommer sehr gezielt mit speziellen Präventionsprogrammen für die Risikogruppen auf den Herbst und Winter vorzubereiten, werden Lockdowns aneinandergereiht, die die Älteren nicht schützen. Ende 2020 waren 88 Prozent der Corona-Toten über 70 Jahre alt.“

Das Spitzentreffen der Ministerpräsidenten sollte ursprünglich erst am 25. Januar stattfinden. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte zu der Vorverlegung des Termins: „Entscheidungen stehen an, wenn sie anstehen.“ (afp/sza)



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