BKA: Berlin ist „Dreh- und Angelpunkt“ vietnamesischer Menschenschleuser
Berlin ist nach Einschätzung des Bundeskriminalamts (BKA) ein „Dreh- und Angelpunkt“ für vietnamesische Menschenhändler in Westeuropa.
Von zentraler Bedeutung sei ein Industriegebiet im Stadtteil Lichtenberg, sagte der BKA-Referatsleiter für Menschenhandel, Carsten Moritz, am Montag (18. Januar) im Rundfunk Berlin-Brandenburg. Von Berlin aus werden demnach illegal eingeschleuste Vietnamesen an Geschäftsleute in Deutschland und Westeuropa vermittelt.
Bei Einsätzen der Polizei sowie der Finanzkontrolle Schwarzarbeit seien Ermittler deutschlandweit unter anderem in Nagelstudios, Restaurants, der Fleisch- oder Schlachtindustrie sowie der Textil- und Reinigungsbranche auf illegal beschäftigte Vietnamesen gestoßen. Diese seien dort unter „ausbeuterischen Bedingungen“ beschäftigt worden, sagte Moritz.
Die Betroffenen seien gezwungen, die Kosten für die Schleusung von zehntausend bis 20.000 Euro abzuarbeiten. Ihr Einsatz erfolge vor allem in Bereichen, „wo man mit relativ geringen, unauffälligen Mitteln hohe Gewinne erzielen kann“, sagte Moritz.
Deutschland gilt sowohl als Transit- als auch als Zielland. Im vergangenen Jahr wurde bei Überprüfungen von Geschäften und Unternehmen festgestellt, dass sich unter den illegal Beschäftigten auch Minderjährige befanden. Hinter den Schleusungen steckt laut BKA „ein riesiges Netzwerk“, das „in ganz Europa aktiv“ sei und „gewaltige Summen“ umsetze.
In Deutschland seien die vietnamesischstämmigen Gruppierungen, „die im Bereich des Menschenhandels und der Arbeitsausbeutung aktiv sind“, inzwischen im gesamten Bundesgebiet vertreten.
Auf Initiative des BKA soll aufgrund der steigenden nationalen und internationalen Fallzahlen im Jahr 2021 europaweit gegen die vietnamesische Kriminalität, den Menschenhandel und die Arbeitsausbeutung vorgegangen werden. Bei der Bekämpfung wollen die Ermittler unter anderem mit den Polizeibehörden Polens, Großbritanniens, der Niederlande, Österreichs, der Schweiz, Belgiens und Tschechiens sowie Europol zusammenarbeiten. (afp)
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