Bio-Milchbauer: Kuh als „Klimakiller“ ist eine klare Bilanzfälschung
Milchbauer Jann-Harro Petersen bewirtschaftet einen Bio-Milchviehbetrieb mit 130 Kühen auf 150 Hektar Grünland mit eigener Nachzucht und zusätzlich 50 Schafen. Sein Hof in Schleswig-Holstein wird als Familienbetrieb geführt. Er lebt dort mit seiner Frau und vier schulpflichtigen Kindern zwischen 10 und 15 Jahren. Petersen ist Mitglied der Bundesvertretung der Freien Bauern, einer unabhängigen Interessenorganisation bäuerlicher Familienbetriebe. Er nahm am 10. September 2023 im Süden von Berlin an einem Bauern-Symposium unter dem Motto „BAUERN TOT – ALLE in NOT“ teil. Dort sprachen wir mit dem Bio-Milchbauern.
Was halten sie von dem Vorwurf, dass Viehwirtschaft eine Klimabelastung sei?
Die Kuh als Klimakiller. Wie bekommt man das hin? Die rülpst und furzt Methan aus. Okay, was macht das? Methan geht in die Atmosphäre. Nach zehn Jahren zerfällt es. Und da haben wir wieder CO₂. Die Kuh steht auf der Wiese und dort frisst sie das Gras und das Gras holt über die Fotosynthese das CO₂ aus der Luft.
Wird das berücksichtigt in der Bilanzierung? Frage ich einen hohen Vertreter des Meiereikonzerns Arla. Nein, wird es nicht. Warum nicht? Man hat sich international noch nicht auf einen einheitlichen Berechnungsstandard einigen können. Das ist eine ganz klare Bilanzfälschung. Das ist ein Beispiel dafür, wie wir hier hinter die Fichte geführt werden.
Also wenn mir einer sagt: „Du wirst nichts besitzen und glücklich sein und alles, was du brauchst, kriegst du per Drohne geliefert“, dann kann ich dem eigentlich nur einen Vogel zeigen. Das ist total lächerlich und es entspricht weder meinem Lebensentwurf noch dem meiner Familie und erst recht nicht der Lebensrealität. Denn wir müssen uns immer um unsere Angelegenheiten selbst kümmern. Wenn was nicht läuft, bin ich doch verantwortlich.
Doch was ist das eigentliche Ziel der politischen Agenda?
Bei genauer Betrachtung sieht man, dass eine Reihe von Ländern das Pariser Klimaabkommen nicht unterzeichneten und sie gar keine Reduktionsziele haben. Dann ist es ja völlig logisch, dass die Produktion wie bereits erwähnt dorthin abwandert. Was ist damit gewonnen? Das ist offensichtlicher Schwachsinn. Das kann ja nicht unser Ziel sein.
Da wir Menschen sind und CO₂ ausatmen und alle Produktionsprozesse letzten Endes CO₂ emittieren, muss man sich die Frage stellen, ob das nicht ein menschenfeindliches Programm ist, was da gefahren wird? Die klare Marschrichtung dieser Agenden ist letzten Endes immer eine Einschränkung der Selbstständigkeit, der Eigenverantwortlichkeit und sämtlicher persönlicher Freiheiten.
Also will man gar nicht den selbstständigen Bauern? Ist das ein Auslaufmodell?
Ja, auf jeden Fall, weil es viele gibt, die davon profitieren. Die möchten das nicht. Da ist zum Beispiel die Molkereiindustrie, dort werden Milliardenbeträge verdient, genau wie beim Lebensmitteleinzelhandel. Den großen Vier, also Aldi, EDEKA, die REWE-Gruppe und die Schwarz-Gruppe, wird nach wie vor freie Hand gelassen? Warum greift das Bundeskartellamt nicht ein? Es ist so zahnlos. Tatsächlich ist es politischer Wille, dass es so läuft. Das ist ja ein Oligopol.
Ich bin ein Verfechter von Marktwirtschaft und mehreren kleinen Unternehmen. Um den Lebensmitteleinzelhandel zurückzuholen, müssen wir das Vierer-Monopol entflechten auf ungefähr 50 Unternehmen. Die vier Konzerne im Lebensmitteleinzelhandel sind eigentlich große Logistikunternehmen. Sie produzieren nicht, sie verarbeiten nicht weiter, Sie machen Ausschreibungen für fertig verpackte Produkte, transportieren sie und verkaufen sie schließlich.
Welche Gefahr sehen Sie, dass der Selbstversorgungsgrad in Deutschland immer mehr sinkt?
Die Gefahr ist, dass wir damit in gewisser Hinsicht erpressbar sind. Wir wissen, dass wir flächenmäßig nicht so reichlich ausgestattet sind. Wir müssen uns einfach strategisch als Land überlegen, wo wir ein gewisses Maß an Autarkie vorhalten wollen.
Globalisierung bedeutet, dass wir eine komplett arbeitsteilige Welt haben und dass auf der Welt ein Produkt hergestellt wird, wo es am besten und günstigsten hergestellt werden kann. Bei mir in der Norddeutschen Tiefebene wird gemolken. Damit sind wir halbwegs international wettbewerbsfähig. Weizenanbau spielt auch eine Rolle. Obst und Gemüseanbau kann man aber woanders viel billiger machen als in Deutschland, weil die Arbeitskraft hier einfach zu teuer ist.
Wollen wir das? Welche Auswirkungen hat das auf die Vielfalt in der Landschaft? Regionalität und Eigenverantwortung und lokale Lösungen, mit denen die Bürger, die da wohnen, auch einverstanden sind, sind doch wichtig.
Es gibt eine ganze Reihe von Produkten, die wir auch hier produzieren könnten, es aber nicht tun, weil die Produktion abgewandert ist. Ich halte das für strategisch einfach dumm. Ich finde wichtig, dass auch in der Bevölkerung ein bestimmtes Wissen vorhanden ist, wie man bestimmte Nahrungsmittel erzeugt. Jetzt läuft es ja so, dass wir Nahrungsmittel im Prinzip durchtauschen.
Unsere Produkte gehen irgendwohin in die Welt und andere werden wieder hier eingeführt. Das Ganze soll dann auch noch möglichst klimafreundlich sein. Ich habe da so meine Fragezeichen. Ich wünsche mir ein Obst und Gemüseanbauprogramm, gerade in Ostdeutschland, mit dem Ziel, 5.000 neue Obst und Gemüsebaubetriebe an den Start zu bringen. Davon wollte die Fraktion der Grünen leider nichts wissen.
DOKU: „OHNE BAUERN KEIN ESSEN“
– Bereit für Insekten auf dem Teller? –
JETZT ZUGANG SICHERN!
Wie denken Sie über die Überwachung von Bauern durch Satellitenaufnahmen?
Um einen Antrag auf EU-Fördermittel überhaupt zu stellen, müssen über 70 verschiedene Kriterien erfüllt sein. Ich habe mittlerweile aufgegeben, alle Vorschriften haarklein erfüllen zu können. Ich mache das mit einer Mischung aus Wissen und Gutdünken und guter fachlicher Praxis. Mein Fokus liegt immer auf dem Tierbestand. Wenn mal eine Hofkontrolle ist und die Leute sehen meinen Tierbestand, dann haben sie keine Fragen mehr, weil sie gut aussehen.
Landwirtschaft ist nicht wie jede andere Wirtschaftsbranche. Ich kann nachvollziehen, dass der Staat nicht Gefahr laufen will, dass ein landwirtschaftliches Produkt knapp wird. Deswegen gestehe ich dem Staat zu, dass er wissen will, wie viele Rinder ich halte, wie viel Fläche ich bewirtschafte und auch wie meine Anbauplanung aussieht. Aber dann, wenn ich als Staat die Angaben vom Landwirt bekomme, muss ich doch diesen Angaben auf treu und glaub vertrauen. Warum also dieses ständige Misstrauen und auch eine Art von Beweislastumkehr. Ich muss immer beweisen, dass ich alles richtig mache. Nicht das Amt muss mir nachweisen, dass ich was falsch gemacht habe.
Jetzt haben wir dazu diese Kombination aus EU-Satellitenüberwachung mit dem verpflichtenden Herunterladen einer App auf das Smartphone, um EU-Fördermittel zu erhalten. Ich bekomme daher nach der Auswertung der Luftbilder durch eine künstliche Intelligenz einen Arbeitsauftrag. Ich als Landwirt bekomme also einen Arbeitsauftrag von einer künstlichen Intelligenz. Das ist etwas, das ich nicht für meine Kinder und mich haben möchte. Das geht deutlich einen Schritt zu weit.
Also letzten Endes sollen wir uns selbst kontrollieren. Im schlimmsten Fall würden wir uns sogar selbst belasten. Dann gibt es noch Regelungen wie Ackerrandstreifen, Gewässerabstände und so weiter – eigentlich sollen wir unser komplettes tägliches Tun über solche Verfahren dokumentieren. Ich lehne das ab.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion