Bildungsministerin Karliczek: Schule lief während Corona „eher mittelmäßig“
Beim digitalen Lernen zu Hause habe es „enorme Unterschiede“ gegeben“, sagte Bildungsministerin Karliczek (CDU) der „Bild am Sonntag“. „Es gab Schulen, an denen Lehrer während der Krise so gut wie gar keinen direkten Kontakt zu den Schülern hatten. Dann ist es klar, dass die Kinder Lernrückstände aufbauen. Das schmerzt jeden Bildungsminister – auch mich.“
Deutschland sei „seit Langem in der Schulbildung eher nur gutes Mittelmaß“, sagte Karliczek weiter. Und auch in Pandemie-Zeiten sei Schule im Großen und Ganzen „eher mittelmäßig“ gelaufen. „Wir müssen besser werden – jetzt in der Corona-Zeit und vor allem danach. Wir brauchen einen neuen Aufbruch im Schulwesen“, forderte die CDU-Politikerin.
Im Falle von erneuten Schulschließungen geht Karliczek aber nicht von schnellen Verbesserungen aus. „Es wird sicher weiter von Schule zu Schule Unterschiede geben. Die Rückstände sind teilweise recht groß. So realistisch müssen wir sein, trotz der Anstrengungen von Bund und Ländern“, sagte Karliczek.
Corona ist nach den Ferien nicht „einfach vorbei“
Harte Kritik an der geplanten Rückkehr zum Regelunterricht kam unterdessen vom Bundeselternrat und vom Deutschen Lehrerverband. „Es ist völlig blauäugig, jetzt so zu tun, als sei Corona nach den Ferien einfach vorbei“, kritisierte der Vorsitzende des Bundeselternrates, Stephan Wassmuth, der „Bild am Sonntag“.
Dass die Schulen jetzt einfach wieder in den Regelbetrieb wechseln sollen, liegt doch nur daran, dass es einen Mangel an Personal und Räumen gibt.“
Auch die Konzepte für eine mögliche Rückkehr zum Fernunterricht nannte Wassmuth „mangelhaft“. „Wir brauchen endlich einen qualifizierten Fernunterricht, damit Eltern nicht wieder in die Rolle der Lehrer gedrängt werden“, sagte Wassmuth. Die Homeschooling-Situation der vergangenen Monate dürfe sich nicht wiederholen.
Wenn gemeinsame Standards für den Fernunterricht fehlen, wird Bildung immer mehr zum Glücksspiel.“
Schulen können das gar nicht stemmen
Lehrerverbands-Präsident Heinz-Peter Meidinger sieht die Schulen nicht für eine Rückkehr zum Normalbetrieb gerüstet. „Alle bisherigen Konzepte können nicht davon ablenken, dass die Schulen weder auf den Normalbetrieb noch auf den Fernunterricht gut vorbereitet sind. Hier wird der Öffentlichkeit Sand in die Augen gestreut“, sagte Meidinger der „Bild am Sonntag“.
So sei es völlig unklar, wie die Hygienekonzepte der Länder umgesetzt werden sollen. „Die Isolierung von Lerngruppen wird spätestens in der Oberstufe mit ihrem Kurssystem nicht mehr funktionieren, die Lüftungskonzepte scheitern schon allein daran, dass nicht alle Klassenräume Fenster haben, die man öffnen kann.“
Besondere Kritik äußerte Meidinger an dem Umstand, dass nicht zwischen älteren und jüngeren Schülern unterschieden werde: „Es ist fatal, dass Schüler aller Altersstufen in einen Topf geworfen werden. Wir wissen, dass sich das Virus bei jungen Kindern ganz anders verbreitet als bei jungen Erwachsenen. Die meisten Konzepte unterscheiden aber nicht zwischen Erstklässlern und Abiturienten.“ (afp/ks)
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