Besetzung von Hörsaal an der Freien Universität Berlin beendet
Am Dienstagabend ließ die Universitätsleitung der Freien Universität in Berlin eine erneute Besetzung eines ihrer Hörsäle durch pro-palästinensische Aktivisten von der Polizei auflösen. Nach Angaben der Polizei wurden 27 Personen aus dem Saal entfernt und ihre Personalien aufgenommen. Dies soll ohne besondere Vorkommnisse gewaltfrei abgelaufen sein. Die Universität habe gegen die 27 Personen Anzeige erstattet, berichtet die „Welt“.
Der Hörsaal soll dabei durchgehend zugänglich gewesen sein und es soll eine Sachbeschädigung gegeben haben.
Die Besetzer hätten für die Universität unhaltbare Forderungen gestellt. Dazu gehörten unter anderem die sofortige Rücknahme der Strafanzeigen und die Beendigung der Zusammenarbeit mit israelischen Universitäten, heißt es in dem Bericht weiter.
Mit Schlafsäcken, Zelten und Transparenten hätten sie sich dort bereits eingerichtet.
Den harten Widerstandskämpfer geben, gegen den Genozid und den Faschismus kämpfen wollen, aber dann bei solchen Bildern von „gewaltsamer Vertreibung“ an der FU Berlin reden…
Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll… #FUBerlin #Occupation pic.twitter.com/0eVV22UO06— Patrick J (@Patrick_J_BER) July 10, 2024
Die Freie Universität Berlin (FU) war nach dem 7. Oktober immer wieder ein Ort für pro-palästinensische Proteste. Laut Polizei waren diese begleitet von israelfeindlichen Ausrufen. Nach Aussage der Universitätsleitung gab es im Verlauf der Proteste auch antisemitische Äußerungen und Sachbeschädigungen sowie Rangeleien. Sie lösten pro-israelische Gegenproteste aus.
Die pro-palästinensischen Demonstranten forderten bei ihren Protesten unter anderem Solidarität mit der Zivilbevölkerung in Gaza und kritisierten das Vorgehen der israelischen Armee und des deutschen Staates in diesem Konflikt.
Pro-Palästina Camp nach 19 Tagen beendet
Neben kurzzeitigen Protesten gab es bereits mehrfach längerfristige Besetzungsversuche des FU-Geländes durch die pro-palästinensischen Demonstranten. Die bisherigen Besetzungen scheiterten daran, dass die Universitätsleitung die Polizei anforderte, das Gelände zu räumen.
Bis Dienstag, 9. Juli, fand neben dem Henry-Ford-Bau – einem FU-Gebäude – auf einer öffentlich zugänglichen Rasenfläche ein nicht genehmigtes pro-palästinensisches Zeltprotestlager statt. Es begann am 20. Juni und sollte eigentlich nur bis zum 27. Juni laufen, geht aus einer Mitteilung der FU hervor.
Abgebrochen sei das Lager durch die Aktivisten selbst, da die FU-Leitung auf die Proteste und Forderungen für „eine freie Universität und ein freies Palästina“ nicht reagiert habe, berichtet die „Welt“.
Auf Initiative studentischer Gruppen des Palästinakomitees sei es errichtet worden, mit dem Ziel, einen Raum für kritische Auseinandersetzungen mit dem „Genozid in Gaza sowie Repressionen gegen studentischen Protest“ zu schaffen, heißt es dort weiter.
Laut FU werden an der Universität seit mehreren Monaten Dialoge geführt „unter anderem im Rahmen zahlreicher Veranstaltungen, die sich dem Themenkomplex Israel, Gaza und der Region aus unterschiedlichen Perspektiven widmen“.
Konflikte und Kriege, ihre Entstehung, Dynamiken und die Auswirkungen auf Politik und Gesellschaft seien selbstverständliche Themen der wissenschaftlichen Auseinandersetzung in Forschung und Lehre.
Für den Präsidenten der FU, Prof. Dr. Günter M. Ziegler, würden jedoch „Antisemitismus, Rassismus, Muslimfeindlichkeit und andere Formen von Diskriminierung sowie jede Form von Gewalt, Aufrufe zur Gewalt und Sachbeschädigungen“ eine rote Linie darstellen. „Sollte es zu solchen Verhaltensweisen kommen, werden wir Strafanzeige erstatten“, heißt es von der Hochschule.
FU-Student sieht Fehler im Bildungssystem
Der FU-Student Finn, der aus Sicherheitsgründen nicht seinen vollen Namen nennen wollte, sieht hinter den Aktionen an den Universitäten eine Ideologie, die in der akademischen Welt breit angelegt sei. Kern der Kritik sei, dass Israel ein Kolonialstaat und Besatzerstaat sei, was aus dem Postkolonialismus stamme.
Besonders junge Menschen, wovon naturgemäß viele Studenten seien, seien an den Aktionen beteiligt. Junge Menschen seien grundsätzlich leichter zu emotionalisieren.
Nährboden für die Proteste seien auch „fundamentale Fehler“ im deutschen Bildungssystem. Es blühe ein Werterelativismus gegen den Westen auf. „Das ist im Grunde eine traurige Entwicklung, die man hier in Echtzeit sehen kann.“
40.000 Menschen an der FU
Laut der FU studieren, lehren, forschen und arbeiten an der Forschungs- und Bildungseinrichtung 40.000 Menschen aus mehr als 150 Nationen unterschiedlicher Herkunft und Religionszugehörigkeit. „Diese Vielfalt prägt das Selbstverständnis der Hochschule.“
Menschlichkeit, Respekt und Toleranz seien die Grundpfeiler der FU-Gemeinschaft. Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung werde nicht geduldet.
Als Universität sein man ein Ort des Austauschs von Argumenten, ein Ort der offenen und demokratischen Diskussionskultur – „auch in konfliktreichen Situationen“.
Andere Berliner Universitäten erlebten auch Besetzungsversuche.
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