Berliner Feuerwehr mit E-Fahrzeug – Zu schwer für den Einsatz?
Im Zuge der deutschen Energiewende wird der Verkehrssektor zunehmend elektrifiziert. Mit gutem Beispiel vorangehen will die Berliner Feuerwehr. Bereits seit dem vergangenen Jahr besitzt sie ein 1,8 Millionen Euro teures elektrisches Einsatzfahrzeug. Dieses hatte sie zuvor über ein Jahr in knapp 1.400 Einsätzen getestet, wie die „Berliner Morgenpost“ berichtete.
Neue E-Schwergewichte
Dabei gibt es jedoch ein Problem: Für einige Einsätze könnte das E-Fahrzeug aufgrund des zulässigen Gesamtgewichts von 18 Tonnen zu schwer sein. Dennoch plant die Behörde jetzt den Kauf von vier Elektrolösch- und hilfeleistungsfahrzeugen (eLHF) und einem elektrischen Gerätewagen. So will sie den CO₂-Ausstoß ihres Fuhrparks reduzieren, berichtet die „Berliner Zeitung“.
Doch auch diese Fahrzeuge sind möglicherweise zu schwer. Nach Angaben erfahrener Feuerwehrleute würden die eLHF das zugelassene Gewicht von 16 Tonnen überschreiten. Die Stadt kauft sie trotzdem.
Wenn es voll beladen ist, könnte es für die Stellflächen, die für die Feuerwehrautos ausgewiesen sind, zu schwer sein. Die Feuerwehrzufahrten und ausgewiesenen Aufstellflächen in Berlin sind nur für eine Achslast von zehn Tonnen und eine Gesamtlast von 16 Tonnen zugelassen.
Ein normales Dieseleinsatzfahrzeug neuester Bauart wiegt neun Tonnen. Mit einer Zuladung von fünf Tonnen kommt es auf ein Maximalgewicht von 14 Tonnen. Das eLHF wiegt leer bereits 12,79 Tonnen. Es dürfte somit nur 3,21 Tonnen zuladen.
Was kommt alles in ein Feuerwehrauto?
Um für einen Einsatz voll ausgestattet zu sein, muss ein Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeug einiges mitnehmen. Der Wassertank fasst 1.200 Liter und macht rund 1,2 Tonnen aus. Dazu kommen 100 Liter (rund 100 Kilogramm) Schaummittel. Weitere 100 Kilogramm fasst der Dieseltank für den Range-Extender – ein Dieselmotor, der den Speicher auflädt und gegebenenfalls einen dauerhaften Betrieb sicherstellt.
Dann wären da noch die sechs Mann Besatzung, die im Idealfall in so einem Fahrzeug mitfahren. Pro ausgerüstetem Feuerwehrmann sind laut „Journalistenwatch“ mit rund 95 Kilo zu rechnen.
Die nun verbleibenden rund 1,2 Tonnen müssten für alle weiteren technischen Hilfsmittel und sonstigen Materialien reichen. Das sind nach Aussage eines Feuerwehrmanns der Berliner Feuerwehr Dinge wie „schwere hydraulische Schneidegeräte, Reserveflaschen mit Atemluft, CO₂-Löscher, Kettensägen, Trennschleifer, Leitern oder auch Flutlichtstrahler“.
Dafür seien 1,2 Tonnen aber „definitiv zu wenig“. Die bisherigen Löschfahrzeuge seien „schon jetzt immer bis zum Maximum vollgepackt, da geht es um jeden Besen, der noch mit drauf darf oder nicht. Und beim eLHF müssen wir plötzlich mit satten zwei Tonnen weniger Gewicht auskommen, weil das Fahrzeug sonst zu schwer wird.“
Rechtlich gesehen …
Aus rechtlicher Sicht ist der Fall laut eines Rechtsanwaltes kompliziert, berichtet der „Nordkurier“. Mit der maximal zulässigen Auslastung wäre das Fahrzeug rein rechtlich zu schwer. Das eLHF dürfte demnach sowohl die Feuerwehrzufahrten, die zum Beispiel zu den Innenhöfen von Hochhauskomplexen führen, als auch die eigens für die Feuerwehr ausgewiesenen Stellflächen im Brandfall nicht benutzen.
Darf das eLHF nun zum Einsatz kommen? Ja, sagt Kevin Bartke vom Stab Kommunikation der Berliner Feuerwehr. Denn: „Das eLHF hat eine Fahrzeuggesamtmasse voll beladen (ohne Besatzung) von unter 16 Tonnen. Die zulässige Gesamtmasse des Fahrzeuges von 18 Tonnen ist eine technisch mögliche Gesamtmasse, welche das Fahrzeug in der Berliner Konfiguration nicht erreicht.“ Warum Bartke hier ohne Besatzung rechnet und wie schwer genau das Fahrzeug in der Berliner Konfiguration ist, verrät der Befragte jedoch nicht.
Bei der Besatzung der Berliner Feuerwehr sind somit noch nicht alle Fragen beantwortet. Auch nicht die, ob die Gewichts- und Ökobilanzfrage nicht auf Kosten der Sicherheit und der Einsatzfähigkeit gehen.
Entwicklungspartnerschaft seit 2018
Der Nutzfahrzeughersteller des eLHF ist das österreichische Unternehmen Rosenbauer. Bereits im Jahr 2018 ging Rosenbauer eine Entwicklungspartnerschaft mit der Berliner Feuerwehr ein. Das Projekt eLHF dient der Erprobung elektrisch betriebener Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeuge.
Es ist ein durch das Berliner Programm für Nachhaltige Entwicklung (BENE-Förderkennzeichen 1213-B4-N) gefördertes Vorhaben und wird aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung kofinanziert. Dadurch wird das Projekt direkt durch Mittel der Europäischen Union unterstützt.
Nach Angaben der Feuerwehr gab es in der 13-monatigen Testphase, in der das E-Fahrzeug rund 14.000 Kilometer absolvierte, hin und wieder technische Probleme. Diese seien aber auf den Prototypenstatus des Projektfahrzeuges zurückzuführen.
„Bei diesem Fahrzeug handelt es sich um das weltweit erste Exemplar, welches bei einer Feuerwehr in den Einsatz ging.“ Das teilte Projektmanager Klink mit. „Ein Ziel der Erprobungsphase war es, Weiterentwicklungspotenziale zu ermitteln und den Prototyp in diesem Zeitraum zur Serienreife zu führen.“
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