Berliner Brennpunktschule – Schulleiterin gibt auf: „Die Situation geht auch an meine Gesundheit“
Nach fünf Jahren steht der Schöneberger Spreewald-Grundschule erneut ein Wechsel der Schulleitung bevor.
Schulleiterin Doris Unzeitig hat gekündigt und kehrt zurück in den österreichischen Schuldienst. „Ich arbeite noch bis zum 7. September hier, dann wechsele ich in die Nähe von Salzburg“, sagte sie der „Berliner Zeitung“. Sie habe in Berlin nicht die Unterstützung für ihre Schule erhalten, die sie sich gewünscht hätte.
Die Spreewald-Schule gilt als „klassische“ Brennpunktschule. Im Einzugsgebiet leben viele Familien von Sozialleistungen. Es gibt einen hohen Migrantenanteil, wobei der Anteil der Kinder, die zu Hause eine andere Sprache als Deutsch sprechen offenbar bei 90 Prozent liegt. Türkische und arabische Kinder aber auch Roma-Kinder fallen dabei zahlenmäßig auf.
Zudem leidet die Schule unter baulichen Mängeln. So ist das Hortgebäude mit einer Mensa seid Jahren nicht nutzbar, da ein Fluchtweg fehlt. Eine Gegensprechanlage fehlte bis vor Kurzem, ein angemessener Schulzaun ist immer noch nicht errichtet. Beides ist dringend notwendig in der Zusammenarbeit mit einer schwierigen Elternschaft.
30 Gewaltvorfälle allein 2017
So betraten Elternteile während der Schulzeit das Schulgelände um Konflikte unter den Kindern auf ihre Weise zu lösen und bedrängten dabei andere Kinder.
Schulfremde Personen hielten sich öfter auf dem Schulgelände auf und nutzten die Toiletten oder tauchten plötzlich im Schulgebäude auf. Allein im vergangenen Jahr gab es 30 Gewaltvorfälle an der Spreewald-Schule, wobei es beim Thema Gewalt nicht nur um Gewalt unter den Schülern, sondern auch um Gewalt von Schülern gegen das Lehrpersonal ging.
Zudem berichtet die Rektorin, dass sie sich im letzten Schuljahr mit mehreren Mitarbeitern und Kindern bis zum Abend im Schulgebäude einschließen musste, weil ein gewalttätiger Übergriff durch einen Vater zu befürchten war. Um der Situation Herr zu werden, bat sie um einen Wachdienst, der ihr seitens der Schulbehörde verwehrt blieb.
Schule organisierte eigenmächtig einen Wachschutz
So organisierte und finanzierte, die Schulleiterin nach einem Beschluss durch die Schulkonferenz in ihrer Not auf eigene Faust einen Wachdienst, der durch ein Bonusprogramm für Brennpunktschulen, das eigentlich zum Ausbau des pädagogischen Angebots gedacht ist, finanziert wurde. Später lenkte man seitens der Stadt ein und die Bezirksverwaltung übernahm die Finanzierung.
Rückblickend hätte sich die Schulleiterin gewünscht, dass man gegen immer wieder verhaltensauffällige und gewaltbereite Schüler konsequenter vorgehen hätte dürfen. „Dass mehr Schulverweise möglich gewesen wären“, so Unzeitig.
Schulleiterin: „Die Situation geht auch an meine Gesundheit“
Zudem erschwert die angespannte personelle Situation das Arbeiten. Die Schule verfügt auch zum neuen Schuljahr nicht über das notwendige Personal. „Es sind weiter Stellen offen“, erklärt die Rektorin.
So wird die Schule wohl weiterhin erst einmal mit einem Kollegium, das etwa nur zur Hälfte aus gelernten Lehrern besteht, auskommen müssen. Seitens des Schulamts sei ihr dazu angetragen worden, Erzieher als Lehrer einzusetzen, als sogenannte pädagogische Unterrichtshilfen. Darauf wollte sie sich aber nicht einlassen: „Ich bin auf Experten angewiesen“, sagte sie dem „Tagesspiegel“.
Um alles musste sie kämpfen, ob um die Gegensprechanlage oder um den Wachschutz – auch eine Besserung der personellen Situation ist weiterhin nicht in Sicht. „Die Situation geht auch an meine Gesundheit“, so Unzeitig zur B.Z.
Dabei zeigen aktuelle Ereignisse, wie wichtig ein ausgereiftes Sicherheitskonzept für die Schule in diesem Umfeld ist. So haben sich nach Informationen des „Tagesspiegels“ in den Sommerferien Obdachlose auf und neben dem Schulgelände angesiedelt und ein offenbar Drogensüchtiger wurde beobachtet, wie er sich auf dem Schulhof einen Schuss setzen wollte. Als wenn es nicht schon genug Probleme gäbe, so dient anscheinend der Hof nun auch als Drogenversteck. (er)
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