Berlin: Kostbare Park-Bäume werden für temporäre Flüchtlingsunterkunft abgeholzt
„Ein hundertjähriger Park wird ausradiert, das kann man nie wieder rückgängig machen“. Diese Trauer, von einem Lankwitzer geäußert, empfinden viele.
Anwohner, Senioren, Naturschützer und Bezirkspolitiker verlieren ein Stück ihres Parks und Kulturerbes. Doch nun ist es beschlossen. 200 Bäume müssen den zukünftigen Modularen Flüchtlingsunterkünften (MUFs), Drei- und Viergeschössern für 450 Flüchtlinge, an der Lankwitzer Leonorenstraße weichen. Der Park mit seinem wertvollen Baumbestand wurde vom jüdischen Mediziner James Fraenkel im Jahr 1907 gestiftet. Die „Berliner Zeitung“ (BZ) berichtete.
50 schützenswerte Exemplare im Parkbestand
Mit dem Fällen der ersten Bäume könnten heute schon begonnen werden, wie eine Bürgerin vor Ort beobachtet. Darunter befinden sich auch 50 schützenswerte Exemplare. Diese Bäume lagen den Protestierenden besonders am Herzen. Doch nun sollen die Bäume verschwinden. Daran ließ Sascha Langenbach vom Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) keinen Zweifel mehr, so die „BZ“.
Zunächst hatte das Bezirksamt eine Fällgenehmigung verweigert. Doch wegen des hohen Zeitdrucks musste Umweltstadträtin Maren Schellenberg die Genehmigung doch erteilen. „Hätte ich die Zustimmung verweigert, hätte der Senat das Verfahren an sich gezogen“, so die Grünen-Stadträtin von Steglitz-Zehlendorf. Andere Varianten seien nicht zeitnah zu realisieren. Außerdem endet am 28. Februar die Saison in der Bäume gefällt werden dürfen.
Es herrsche großer Zeitdruck, so Langenbach laut der „BZ“. Noch immer sind 15.000 Flüchtlinge unterzubringen, die jetzt in Notunterkünften leben. Ein Vorschlag der Bürger, die Bauten auf einer benachbarten Brache erreichten zu lassen, hätte drei Jahre Wartezeit bedeutet. „Wir haben einen verflucht hohen Druck und keine Zeit, noch einmal drei Jahre zu warten“, sagt Langenbach. Bereits in einem Jahr sollen nun die Flüchtlinge einziehen.
Zukünftiger Verkauf der gerodeten Flächen geplant
Einen Umbau von Baracken auf dem Grundstück wolle die Vivantes-Klinik nicht, da diese eine wichtige Trafostation und ein Notstromaggregat enthielten. Mit Bezug auf die baumbestandene Parkfläche sagt die Vivantes-Sprecherin Kristina Tschenett zum „Tagesspiegel“: „Vivantes strebt an, solche nicht betriebsnotwendigen Grundstücke sukzessive zu verkaufen, um vom Erlös Investitionen zu finanzieren, etwa am dringend sanierungsbedürftigen Klinikum Neukölln“.
Rot-rot-grünes Politikum?
Bürger vermuten hinter der Unnachgiebigkeit seitens des Senats ein Politikum. Nachdem Flüchtlinge aus Notunterkünften in Zehlendorf-Steglitz wegen eines Bürgerbegehrens in eine bezirksfremde feste Flüchtlingsunterkunft (Marzahn) wechseln mussten, solle nun Steglitz-Zehlendorf herhalten.
Der Druck auf die Politik sei nicht groß genug gewesen, sagt Holger Holzschuher von der Bürgerinitiative resignierend. Dabei stünden im Land Brandenburg in Michendorf und Wünsdorf Unterkünfte leer.
Wichtiges Stück jüdischen Kulturerbes in Berlin
Gleichzeitig ärgern sich Bürger über die Ignoranz gegenüber der Parkanlage als Stiftung von James Fraenkel, eines wichtigen jüdischen Bürgers Berlin. Es gebe nicht einmal einen Hinweis in oder um den Park auf dessen Herkunft – kein Andenken an den Stifter, wie der engagierte Unternehmer Bruck M. Kimmerle in einem Gespräch mit der EPOCH TIMES betont. Auf einen möglicher Verlust dieses Kultur-Erbes könnte die weltweite jüdische Community empfindlich reagieren. Es gebe bereits erste empörte internationale Reaktionen, so Kimmerle.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion