Berlin droht Verkehrschaos durch 70 marode Brücken

Der plötzliche Einsturz der Carolabrücke in Dresden hat den Zustand der Brücken in Deutschland offenkundig gemacht. Neuster Befund: In Berlin müssen mindestens 70 Brücke aufgrund derselben Gefahr abgerissen und neu aufgebaut werden.
Titelbild
Das Berliner Stadtzentrum (Symbolbild).Foto: Eminaldo/iStock
Von 3. Februar 2025

In Deutschlands Hauptstadt droht aufgrund des maroden Zustandes vieler Brücken ein Verkehrschaos. Das liegt vor allem am Einsatz eines risikoreichen Spannstahls, der auch in der Dresdner Carolabrücke verbaut war.

Dies betrifft, anders als zunächst bekannt wurde, nicht nur vier, sondern 70 Brücken, die alle abgerissen und ersetzt werden müssen, berichtet die B.Z.

Vor allem der Spannstahl aus dem ehemaligen DDR-Werk in Hennigsdorf steht in der Kritik. Bei diesem bestehe das Risiko zu einer Spannungsrisskorrosion, also einer chemischen Korrosion des vergüteten Stahls unter gleichzeitiger Einwirkung eines Korrosionsmediums (Wasserstoff) und einer statischen Zugbeanspruchung. Die Probleme können dabei äußerlich unerkannt eintreten und zu einem plötzlichen Versagen der Spannfunktion des Stahls aufgrund eines Bruchs der Stahlstränge führen.

Laut Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) sind 57 Brücken im Ostteil Berlins betroffen, die zu DDR-Zeiten mit dem Spannstahl aus Henningsdorf errichtet wurden.

In der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“ erklärt der Hennigsdorfer Ex-Stahlwerker Klaus Höckel, dass nicht die Qualität des Spannstahls, sondern die Umhüllung der Stahlstränge mit Mörtel und Blech das Problem darstelle. So sei auch bei Bauten der 60er- bis 80er- Jahre im Westen vorgegangen worden.

Auch 13 Brücken im Westteil Berlins sind betroffen. Bei einer dieser Brücken, die über den Breitenbachplatz in Berlin-Dahlem führt, haben die Abbrucharbeiten bereits begonnen. Hier geht es um die Verwendung des Sigma-Stahls aus Rheinhausen am Niederrhein, der ebenfalls anfällig für Spannungsrisskorrosion ist.

Bei den meisten Brücken wurde der Stahl so verbaut, dass eine Sanierung nicht möglich ist. Sie müssen abgerissen werden.

Berliner Verkehrsverwaltung setzt auf Beruhigung

Bei der Berliner Verkehrsverwaltung setzt man auf Beruhigung. Von dort heißt es, dass die entsprechenden Bauten zwar mittelfristig abgerissen werden müssten, aber keine akute Gefährdung bestehe, berichtet die B.Z.

Die Verwaltung begründet dies damit, dass anders als bei der eingestürzten Carolabrücke in der sächsischen Landeshauptstadt der kritische Spannstahl in Berlin nur teilweise benutzt worden sei.

Daher könne man rechtzeitig reagieren und die Brücke notfalls entlasten. Laut der Verkehrsverwaltung würden alle 70 Problembrücken in kurzen Abständen kontrolliert.

Neben dem Risiko eines Einsturzes stellen sich Fragen zur Finanzierung der Brückenneubauten und der Verkehrsführung während der Bauarbeiten.

Da der geplante 40-Milliarden-Euro-Haushalt für 2025 um knapp 3,4 Milliarden Euro über den Einnahmen stand, hat die rot-schwarze Landesregierung Berlins den Rotstift angesetzt und 3 Milliarden an Ausgaben gestrichen.

Allein für den Verkehrssektor sind Einsparungen von 660 Millionen Euro geplant.

Laut der Verkehrssenatorin bestehe aufgrund der maroden Brücken aber ein erheblicher Investitionsbedarf. So wurde für eine dieser Brücken eine 15-monatige Bauzeit und Baukosten von 8,5 Millionen Euro angesetzt. Für eine andere Brücke sind 5,2 Millionen Euro veranschlagt.

Massive Verkehrsbelastung droht

Auch droht eine massive Belastung des Berliner Stadtverkehrs, da womöglich mehrere Brückenbauprojekte auf die Stadt zukommen, die teilweise zeitgleich umgesetzt werden müssen.

Davon ist auch die wichtige Ringstrecke um das Stadtzentrum der Berliner S-Bahn betroffen. Vier der maroden Brücken, die ersetzt werden müssen, führen über diese Strecke. Für den Brückenbau muss diese von zahlreichen Fahrgästen genutzte Bahnstrecke komplett gesperrt werden – möglicherweise jahrelang.

Aber auch für den Autoverkehr sind zahlreiche Beeinträchtigungen durch den Abriss und die Brückenneuerrichtungen vorprogrammiert.



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