Berlin: Bezirk kann sich aufgrund hoher Kosten Graffitireinigung nicht mehr leisten

Politische Denkmäler sowie Kunstobjekte mit politisch bedenklichen Beschmierungen hätten eine höhere Priorität bei der Reinigung und würden zeitnah gereinigt, hieß es noch Anfang August aus dem Bezirk Prenzlauer Berg. Doch am Ernst-Thälmann-Denkmal kapituliert die Verwaltung.
Titelbild
Das Ernst-Thälmann-Denkmal im April 2022 anlässlich einer Veranstaltung zum 136. Todestag des ehemaligen KPD-Vorsitzenden.Foto: Adam Berry/Getty Images
Von 23. Oktober 2024

Die Beschmutzung durch Graffiti ist in Berlin ein Dauerthema. Sie macht auch nicht vor Denkmälern, Statuen und Skulpturen halt. Zunehmend werden sie als Plattform für politische Propaganda genutzt.

Besonders anfällig und häufig beschmiert mit Graffiti zeigt sich das Denkmal des deutschen Kommunisten Ernst-Thälmann in Berlin-Prenzlauer Berg

Der Grund laut Bezirksamt: Das Ernst-Thälmann-Denkmal ist „aufgrund seiner Größe und Lage“ besonders von Vandalismus betroffen – „erneute Beschmierungen“ ließen sich kaum verhindern.

Nun kapituliert der Bezirk aufgrund der Reinigungskosten. „Aufgrund der hohen Kosten ist es nicht möglich, das Denkmal dauerhaft von Graffiti freizuhalten.“ Nach nur wenigen Tagen sei der Sockel erneut vollgeschmiert, zitiert die „B.Z.“ das Bezirksamt.

27.000 Euro für Reinigung

Im Jahr 2021 ließ der Bezirk für rund 13.300 Euro das Denkmal vollständig reinigen und konservieren. 2023 wurde es für Filmdreharbeiten nochmals aufwendig gereinigt, sodass es in den Urzustand der Errichtung von 1986 erschien. Doch dieser Zustand soll nur ein paar Tage gehalten haben.

Insgesamt sind rund 27.000 Euro in den vergangenen vier Jahren in die Reinigung des Ernst-Thälmann-Denkmals in geflossen, berichtet die „B.Z.“

„Beschmierungen im öffentlichen Raum haben in den letzten Jahren generell zugenommen, dazu gehören neben den Denkmälern auch die Kunst im öffentlichen Raum“, erklärt Manuela Anders-Granitzki, Pankower Bezirksstadträtin für Ordnung und öffentlichen Raum, gegenüber dem „Berliner Kurier“.

Die Reinigung erfolge nicht regelmäßig, sondern nach Bedarf. Politische Denkmäler sowie Kunstobjekte mit politisch bedenklichen Beschmierungen hätten eine höhere Priorität und würden zeitnah gereinigt, heißt es noch im August dieses Jahres.

Doch an diese Maßgabe wird sich nicht mehr gehalten. Dies ist an den zahlreichen auf das Thälmann-Denkmal aufgesprühten politischen Aussagen sichtbar.

Der Sockel des Denkmals ist seit Monaten mit weißer Farbe beschmiert. Darauf stehen israelkritische Aussagen wie „Free Gaza“, „FCK IDF“, genauso wie Aussagen der Gegenseite: „Tod der Hamas“ oder „I love Israel“.

Dazu kommen pro-Ukraine oder pro-Russland Botschaften.

Thälmann-Denkmal erinnert an DDR-Vergangenheit

Das Thälmann-Denkmal wurde vom russischen Bildhauer Lew Kerbel erschaffen. Es erinnert an den Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), der zeitweise von Stalin unterstützt wurde. Als kommunistischer Widerstandskämpfer wurde Ernst Thälmann 1933 von der NSDAP verhaftet und 1944 im KZ Buchenwald auf Anordnung Adolf Hitlers erschossen.

1986 wurde das Denkmal am jetzigen Standort im zur DDR gehörenden Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg eingeweiht.

Gleich nach der Wiedervereinigung 1990 wurde durch den Bezirk entschieden, das umstrittene Denkmal stehenzulassen. Es gab bereits damals bis heute Forderungen, es abzureißen.

Ende Juni 2019 startete ein Wettbewerb zur Frage, wie man das Denkmal künstlerischen kommentieren könnte.

Die Bezirkspolitiker entscheiden sich für die Installation von sogenannten „Hörstationen“.

Mithilfe von an dem Denkmal angebrachten QR-Codes können Interessierte mehr über Ernst Thälmann (1886–1944) erfahren.



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