Bei Energiekosten drohen weitere Anstiege
Energie droht für die deutschen Haushalte noch teurer zu werden. Treiber sind massive Steigerungen bei den Großhandelspreisen, wie aus einer Analyse des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hervorgeht.
Die höheren Preise kämen durch die langfristigen Beschaffungsstrategien der Energieversorger zwar „nur mit Verzögerung bei den Kundinnen und Kunden an“, sagte BDEW-Chefin Kerstin Andreae. Doch je länger das Preisniveau hoch bleibe, desto mehr würden sich die Großhandelspreise „in den Tarifen niederschlagen und diese auch auf längere Sicht beeinflussen“.
Großhandelspreise stark gestiegen
Seit Beginn des vergangenen Jahres hätten sich die Großhandelspreise für Strom vervierfacht, die für Gas fast verfünffacht, hieß es vom BDEW. Für Privatkunden ist die durchschnittliche Kilowattstunde Strom im bisherigen Jahresmittel dagegen nur um 15,5 Prozent teurer geworden und kostete laut BDEW 37,14 Cent. Der Preis für Gas hat sich für Privatkunden dagegen in etwa verdoppelt.
Bei kleinen und mittleren Industriekunden ist der Anstieg bei den Strompreisen deutlich höher und beträgt fast 50 Prozent auf durchschnittlich 31,36 Cent im bisherigen Jahresmittel bei Neuabschlüssen. Zu Gaspreisen für Industriekunden legte der BDEW keine Zahlen vor.
Auch bei anderen Energieträgern ist kaum Besserung in Sicht: Bei den Spritpreisen ist die Entspannung nach den Rekorden des März vorbei. Seit rund einem Monat zeigt die Tendenz wieder nach oben. Laut ADAC kostete ein Liter Diesel im bundesweiten Tagesdurchschnitt des Donnerstags 2,085 Euro, ein Liter Super der Sorte E10 2,012. Das sind bei E10 fast 53 Cent mehr als im Durchschnitt des Mai 2021. Diesel liegt sogar um gut 75 Cent höher.
Stark erhöhtes Bestellaufkommen
Die Vermittlungsplattform HeizOel24 berichtet zudem von einem aktuell sehr stark erhöhten Bestellaufkommen. Die Aussicht auf ein Embargo für russisches Öl lasse viele Hausbesitzer noch einmal das eigene Lager auffüllen. Und das, obwohl die Preise mit etwa 1,40 Euro pro Liter hoch seien. „Viele Tanks in den Privathaushalten sind mehr oder weniger leer, was die Nachfrage im gesamten Sommerhalbjahr hochhalten dürfte“, sagte Geschäftsführer Oliver Klapschus.
Der Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen (Uniti) beobachtet allerdings „keine gesteigerte bzw. ungewöhnliche Nachfrage nach Heizöl“, wie ein Sprecher mitteilte. Der Verband hat einige Mitgliedsfirmen befragt, während sich HeizOel24 auf Plattformdaten stützt.
Die rasant kletternden Energiepreise gehören zu den wichtigsten Treibern der aktuell hohen Inflation. Das geschieht nicht nur über die Tankstellen-, Strom-, Gas- und Heizölrechnungen, sondern auch, weil die Energiekosten die Preise anderer Güter in die Höhe treiben. So berichtete das Münchner Ifo-Institut zuletzt von einem Höchststand beim Index der Preiserwartungen, der zeigt, wie viele Unternehmen die Preise erhöhen wollen. Eine der Hauptursachen: Die Energiekosten. Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser erwartet angesichts der Preiserhöhungspläne der Unternehmen, dass die Inflation auch in den kommenden Monaten über 7 Prozent liegen dürfte.
Debatte um mögliche Gegenmaßnahmen
Zuletzt hat auch die Debatte um mögliche Gegenmaßnahmen durch die Europäische Zentralbank (EZB) neuen Schwung bekommen – zumal ihr US-Pendant die Zinsen gerade erhöht hat. Das führe zu einer Aufwertung des US-Dollars gegenüber dem Euro und erhöhe den Inflationsdruck in Europa, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest der „Augsburger Allgemeinen“. „Insofern besteht für die EZB ein gewisser Druck zu folgen.“
Auch Bundesbank-Präsident Joachim Nagel, der im Rat der EZB sitzt, sieht eine gewisse Dringlichkeit: „Das Zeitfenster, das sich jetzt öffnet für die geldpolitischen Maßnahmen, geht so langsam zu und wir müssen schauen, dass wir jetzt in diesem Jahr da etwas tun“, sagte er bei einer Veranstaltung der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ in Frankfurt.
Bei den Verbrauchern macht sich die Preisentwicklung längst bemerkbar: In einer Umfrage des Fernsehsenders Welt sagten 49 Prozent der Teilnehmer, dass sie sich aufgrund der gestiegenen Preise „auf jeden Fall“ oder „eher“ einschränken müssten. 42 Prozent sagten, sie müssten sich „eher“ nicht oder „auf keinen Fall“ einschränken.
Nicht einmal vor dem Muttertag machen die steigenden Preise halt, wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) errechnet hat: Seit März 2021 haben sich demnach Schnittblumen um rund neun Prozent verteuert, wohl vor allem wegen der hohen Energiepreise, wie die Wirtschaftsforscher erklärten. Immerhin: Schokolade ist nur 1,7 Prozent teurer geworden. (dpa/mf)
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