Behörden nach Anschlag auf Zivilpolizist alarmiert: „Hausbesuche von Dschihadisten jederzeit möglich“

Den "Kreuzzüglern" soll Tag und Nacht Leid zugefügt, sie sollen terrorisiert und erschreckt werden, sagt IS-Sprecher Abu Mohammed al-Adnani in seiner jüngsten Rede. Nach einem aktuellen IS-Terror-Anschlag auf einen französischen Polizisten in Zivil sind deutsche Behörden alarmiert.
Titelbild
Polizisten mit dem Bild des französischen Polizisten Jean-Baptiste Salvaing und seiner Partnerin Jessica Schneider, die außerhalb ihres Heimes in Magnan getötet wurden.Foto: SYLVAIN THOMAS / AFP / Getty Images
Epoch Times29. Juni 2016

Der Islamist Larossi Abballa hatte Mitte Juni in Frankreich einen Doppelmord begangen und ein Kleinkind als Geisel genommen. Das streamte er über seine Facebook-Seite live ins Internet: "Es ist supereinfach", sagte der 27-jährige Franzose damals. Mit ruhiger Stimme sprach er: "Es genügt vor ihren Büros auf sie zu warten. Lasst sie nicht zur Ruhe kommen. Ihr sollt wissen: Ob ihr ein Polizist seid oder ein Journalist, ihr werdet nie wieder zur Ruhe kommen! Jemand wird vor euren Häusern auf euch warten!"

Abballa hatte dem 42-jährigen Polizisten Jean-Baptiste Salvaing vor dessen Haus aufgelauert und ihn tödlich mit einem Messer verletzt. Danach tötete er dessen Frau und nahm deren 3-jährigen Sohn als Geisel. Schließlich stürmten Elite-Polizisten das Haus und töteten den Abballa.

Eine neue Qualität radikal-islamistischer Gewalt

Larossi Abballas Fall zeige eine neue Qualität radikal-islamistischer Gewalt, so die Reaktion deutscher Sicherheitsbehörden, berichtet nun "Die Welt". Der Angriff sei erstmals nicht im aktiven Dienst geschehen, sondern gezielt zu Hause. So ein Hausbesuch wäre auch hierzulande jederzeit möglich.

Es gebe Hinweise darauf, "dass Attentäter bei uns gezielt Polizisten angreifen wollen", so André Schulz, Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK) gegenüber "Der Welt". Solche Angriffe sollen Unsicherheit in der Bevölkerung schüren und zeigen, dass selbst Sicherheitsbeamte sich nicht selbst schützen können, so Schulz.

Laut Einschätzung des Bundeskriminalamts stünde die Bundesrepublik ebenfalls im Fadenkreuz der Terrormiliz IS. Mögliche Motive seien der Einsatz der Bundeswehr mit Aufklärungsflügen über Syrien als auch die deutsche Ausbildungsmission im Nordirak – samt den Waffenlieferungen an die kurdischen Peschmerga-Kämpfer.

Aus Sicherheitsgründen sind Soldaten in Frankreich, Großbritannien, Belgien und den Niederlanden angewiesen worden, außerhalb von militärischen Einrichtungen keine Uniform zu tragen. Nur in der Bundeswehr gibt es bislang keine solcher Vorschriften. Es wird lediglich Soldaten, die im Ausland stationiert sind, geraten wachsam zu sein. Bislang gab es noch keinen islamistischen Angriff auf einen Bundeswehrsoldaten.

Listen mit potenziellen Zielen kursieren im Internet

"Todeslisten", wie sie derzeit im Internet kursieren, beinhalten Namen und Adressen mutmaßlicher Feinde der Terror-Miliz Islamischer Staat. Diese sollen von IS-Sympathisanten erstellt worden sein. Eine solche Auflistung, etwa von US-Soldaten und Mitarbeitern des Pentagons, tauchte zuletzt immer wieder auf einschlägigen Internetseiten auf.

In Großbritannien, den Vereinigten Staaten, Frankreich und auch in Deutschland kam es bereits zu dschihadistischen Attacken gegen Uniformträger. Schon im Mai 2013 hackten zwei Islamisten im Londoner Stadtteil Woolwich einen britischen Soldaten auf offener Straße mit einem Beil zu Tode. Ein Jahr zuvor machte im französischen Toulouse ein Islamist gezielt Jagd auf Soldaten.

Messerangriff auf Polizisten im Hannover Hauptbahnhof

In der IS-Propaganda werde aktuell vehement zu Taten aufgerufen, wie sie Safia S. im Hauptbahnhof Hannover beging, berichtet die "Welt" weiter. Sie hatte einen Polizisten bei einer Personenkontrolle mit einem 5 Zentimeter langen Küchenmesser schwer am Hals verletzt.

Der Messerangriff könnte laut Angaben der Ermittler sogar im Auftrag des IS geschehen sein. Darauf weisen Chats auf dem sichergestellten Handy der Schülerin hin.

"Die kleinste Tat, die ihr in ihrer Heimat ausführt, ist besser und uns lieber als die größte Tat bei uns. Dies ist wirkungsvoller für uns und schmerzvoller für sie", heißt es in der jüngsten Rede des IS-Sprechers Abu Mohammed al-Adnani. (dk)



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