Beck gewinnt Gold im Freiwasser: „Um mein Leben geschwommen“
Lächelnd genoss Leonie Beck auf dem Siegerpodest die Klänge der deutschen Nationalhymne und küsste die Goldmedaille.
Der beeindruckende Triumph im WM-Rennen über zehn Kilometer bescherte der Freiwasserschwimmerin den größten Erfolg ihrer bisherigen Karriere und dem deutschen Team einen perfekten Start in die Titelkämpfe von Fukuoka. Erste Entscheidung, erstes Gold – besser geht’s nicht. „Ich habe nicht aufgehört zu kämpfen. Ich glaube, ich war diejenige, die es am meisten gewollt hat und bin um mein Leben geschwommen“, sagte Beck nach gut zwei Stunden sportlicher Schwerstarbeit bei großer Hitze.
Die 26-Jährige siegte mit einem starken Schlussspurt souverän vor der Australierin Chelsea Gubecka und Katie Grimes aus den USA. Mit dem Sieg sicherte sich Beck bereits die Qualifikation für die Olympischen Spiele im nächsten Jahr in Paris. Wie wichtig ihr das ist, machte die gebürtige Augsburgerin in der Interviewzone im Momochi Seaside Park deutlich. „Ich wäre auch mit dem dritten Platz zufrieden gewesen. Hauptsache, ich habe mich für die Olympischen Spiele qualifiziert“, sagte Beck, die aber auch betonte: „Weltmeisterin zu sein, ist etwas ganz Besonderes.“
Planungssicherheit für Beck
Durch die Olympia-Qualifikation hat Beck nun frühzeitig Planungssicherheit. Auf die terminlich ungünstig gelegene WM im Februar in Katar, wo weitere Olympia-Plätze vergeben werden, muss sie sich nun nicht gezielt vorbereiten und könnte sie sogar auslassen. „Alles, was jetzt kommt, ist Bonus“, sagte sie mit Blick auf die weiteren WM-Freiwasserrennen über fünf Kilometer und in der Staffel. „Ich gebe aber weiter 110 Prozent.“
Bei größtenteils sonnigem Wetter mit einem zwischenzeitlichen kurzen Regenschauer und bei einer Wassertemperatur von 26,2 Grad zeigte Beck ihre Extraklasse. Auch Außentemperaturen von über 30 Grad beeinflussten die Bayerin, die in Italien lebt und trainiert, nicht negativ. „Das war ein Auftakt nach Maß – ein goldener Auftakt“, sagte der Leistungssportdirektor des Deutschen Schwimm-Verbands, Christian Hansmann, und ergänzte: „Wir sind sehr, sehr stolz auf sie.“
Dreck und Keime im Wasser
Dabei war es für die deutschen Schwimmerinnen und Schwimmer im Südwesten Japans alles andere als optimal losgegangen. Nach starken Regenfällen ließen sie aus Angst vor Dreck und Keimen im Wasser eine erste Trainingsmöglichkeit aus. Erst am Tag vor dem Rennen testeten Beck und die zweite deutsche Starterin Lea Boy, die Siebte wurde, erstmals die Strecke.
Am Samstag stimmte die Wasserqualität. Die Werte waren nach Angaben von Beck im vorgegebenen Rahmen, auch, wenn sie sagte: „Man sieht nicht viel unter Wasser. Es ist eine braune Suppe.“ Die Übersicht behielt sie trotzdem: Beck schwamm lange in einer Spitzengruppe mit. Ganz vorn zeigte sie sich zunächst nicht. Wenige hundert Meter vor dem Ziel setzte sie sich dann aber ab. Ihr Vorsprung auf Rang zwei betrug am Ende 4,1 Sekunden. Beck schlug nach 2:02:34,0 Stunden an.
Umzug nach Italien als Schub für Beck
Sie hatte ihre Karriere als Beckenschwimmerin begonnen, wurde damit nicht glücklich und beschloss, sich nur auf das Freiwasser zu konzentrieren. Der Umzug nach Italien, wo sie in Lido di Ostia regelmäßig im Meer trainiert, gab ihr einen weiteren Schub. Im vergangenen Jahr holte Beck WM-Silber über zehn Kilometer und Gold in der Staffel mit Florian Wellbrock, Oliver Klemet und Boy. In Rom wurde sie zudem Europameisterin über die olympische Distanz. Nun folgte der große Triumph auf Weltniveau.
Am Sonntag (1.00 Uhr MESZ) will sich Olympiasieger Wellbrock ebenfalls sein Sommerspiele-Ticket sichern. Der 25-Jährige, der bei den vergangenen Weltmeisterschaften in fünf Wettkämpfen fünf Medaillen gewann, zählt über zehn Kilometer zu den Topfavoriten. „Ich glaube, für die Motivation der Jungs war das hier Gold wert heute“, sagte Hansmann. (dpa)
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