Bauern kämpfen mit hohen Kosten für Düngemittel – und sinkenden Agrarexporten

Deutsche Bauern leiden unter hohen Kosten für Düngemittel und instabilen Märkten. Die Agrar-Exportwirtschaft fühlt sich von der Politik im Stich gelassen.
Titelbild
Lebensmittel aus dem Ökolandbau.Foto: Jörg Carstensen/Archiv/dpa
Von 13. Januar 2023

Nach zwei Jahren Zwangspause infolge der Corona-Pandemie kehrt die Agrarmesse Grüne Woche nach Berlin zurück. Vom 20. bis 29. Januar 2023 wird vor allem die Lage der Ernährungswirtschaft deren Schwerpunktthema sein. Die Folgen des Krieges in der Ukraine gehen auch an Deutschlands Bauern nicht spurlos vorüber. Dazu kommen Beeinträchtigungen der Lieferkette und der Austauschbeziehungen auf den Weltmärkten.

Bauern müssen hohes Maß an Liquidität absichern

Von „großen Unsicherheiten“ spricht auch Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Die Marktrisiken blieben hoch, die Märkte instabil, die Preise für Betriebsmittel und Energie seien hoch.

Speziell die Bauern belaste eine deutliche Verteuerung der Düngemittel. Deren Preise pendelten sich auf einem Niveau ein, das etwa das 3,5-fache dessen betrage, was vor dem Krieg in der Ukraine zu bezahlen gewesen sei:

Insofern ist es notwendig, dass eine gewisse Liquidität bei den Betrieben da ist, um überhaupt die höheren Vorkosten bei der Erzeugung zu finanzieren.“

Es werde in diesem Zusammenhang auf eine funktionierende Logistik ankommen. Viele Betriebe hätten noch nicht den erforderlichen Versorgungsstand erreicht.

Neuerlicher Wintereinbruch nach ersten Wachstumsimpulsen für Pflanzen

Neben den Betriebsmitteln bereiteten auch schwankende Preisnotierungen bei pflanzlichen Erzeugnissen Kopfzerbrechen. In beiden Fällen betrage der Korridor derzeit etwa 15 Prozent:

Da braucht man am Ende natürlich ein Stück weit eine glückliche Hand, um im richtigen Moment einzukaufen und im richtigen Moment zu verkaufen.“

Was die Ernteaussichten anbelangt, spricht Rukwied von „guten Beständen an Wintergetreide und Winterraps“. Die Kältewelle in der ersten Dezemberhälfte habe sich zum Teil positiv auf die Bodenbeschaffenheit ausgewirkt. Derzeit gebe es jedoch auch eine gewisse Unsicherheit aufgrund des Wachstumsimpulses, den die milde Witterung manchen Pflanzen bereits verleihe.

Es bestehe das Risiko, dass diese „im Fall von Kahlfrösten noch mal einen auf den Deckel bekommen“. Für die zweite Januarhälfte haben Meteorologen in Deutschland einen erneuten Wintereinbruch prognostiziert.

Verbandschef: Lebensmittelpreise der Produktionsqualität deutscher Bauern angemessen

Rukwied begrüßte unterdessen die Rückkehr der Grünen Woche. Auf dieser könne man „Lebensmittel riechen, sehen, fühlen, schmecken, genießen“ und sich ein Bild von der Vielfalt landwirtschaftlicher Erzeugnisse machen. Außerdem komme der Beitrag der Bauern zu Ernährungssicherung, Klimaschutz und Erhalt der Artenvielfalt zur Sprache.

Der Verbandspräsident machte jedoch auch deutlich, dass die Qualität der Arbeit der deutschen Landwirte einen Preis habe. Auch unter Berücksichtigung der Inflation befürchtet Rukwied nicht, dass hochwertige Nahrungsmittel zum Luxusgut werden könnten.

Der Anteil, den Haushalte für Lebensmittel aufwendeten, bewege sich bei etwa zehn Prozent. Global gesehen, sei dies trotz allem ein „niedriger Wert“. Rukwied hält auch weitere Preissteigerungen für möglich:

Das kann ein bisschen zulegen, aber nach wie vor sind Lebensmittel in Deutschland günstig einzukaufen.“

Exportverband: „Özdemir hat noch nirgendwo auf Marktöffnung gedrängt“

Unterdessen wird aus der Ernährungsindustrie Kritik an der Politik der Bundesregierung laut. Diese fühlt sich vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) unter Cem Özdemir im Stich gelassen.

Im Jahr 2022 habe es ein Minus von 6,3 Prozent bei deutschen Agrarausfuhren inklusive Landtechnik gegeben. Die Exportorganisation German Export Association for Food and Agriproducts (GEFA) rechnet mit einem Anwachsen des Agrarhandelsdefizits auf 16 Milliarden Euro.

Wie „Agrar heute“ berichtet, seien vor allem in den umsatzstarken Warengruppen Milch, Süßwaren und Fleisch die Ausfuhren deutlich zurückgegangen. Dass das BMEL in dieser Situation die Exportförderung um ein Drittel auf zwei Millionen Euro kürze, sei ein Signal in die falsche Richtung, heißt es aus der GEFA.

Ihr stellvertretender Sprecher, Jan-Bernd Stärk, wirft Minister Özdemir, noch keine Auslandsreise mit dem Ziel organisiert zu haben, Märkte zu öffnen. Zudem erstelle das Ministerium keine eigenständigen Marktstudien mehr und falle durch einen Bearbeitungsstau auf. Politisch gewollte Produktionseinschränkungen würden den landwirtschaftlichen Gunststandort Deutschland darüber hinaus weiter schwächen.

(Mit Material von dpa)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion