Bahnhöfe und Medien im Visier: Bombendrohungen erschüttern Deutschland und Österreich

In Deutschland und Österreich häufen sich Bombendrohungen gegen öffentliche Einrichtungen und Medienhäuser. Während Funkhäuser in Deutschland am Wochenende Ziel von Drohungen waren, standen in Österreich vermehrt Bahnhöfe im Fokus. Die Polizei ermittelt, die Bevölkerung ist verunsichert.
Das Logo des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR): Die bisherige Landesfunkhausdirektorin räumt ihren Posten.
Das Logo des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR): Die bisherige Landesfunkhausdirektorin räumt ihren Posten.Foto: Lukas Schulze/dpa
Von 6. Oktober 2024

In Deutschland und Österreich scheinen sich Fälle zu mehren, in denen Unbekannte durch Bombendrohungen gegen Infrastruktur und Medien versuchen, das öffentliche Leben zu unterminieren. Am Samstag, 5. Oktober, waren Landesfunkhäuser des „Mitteldeutschen Rundfunks“ (MDR) und des „Hessischen Rundfunks“ (HR) betroffen. Im Sommer hatte es in der Region mehrere Drohungen gegen Bildungseinrichtungen gegeben.

In Österreich richteten sich in den vergangenen Tagen wiederum mehrere Bombendrohungen gegen Bahnhöfe – vorwiegend in Landeshauptstädten. Von bislang 19 bekannt gewordenen Fällen dieser Art im Jahr 2024 richteten sich laut „Standard“ acht gegen Bahnhöfe. In der Zeit vom 30. September bis 2. Oktober waren es gleich fünf davon: jene in Graz, Linz, St. Pölten und Klagenfurt. In Tschechien und der Slowakei hatte es zum Schulbeginn Hunderte Bombendrohungen gegen Schulen gegeben.

Evakuierungen nach Bombendrohungen in Erfurt

Am Samstag war einem Bericht der „Bild“ zufolge im MDR-Regionalbüro Bautzen am Samstagmittag eine anonyme Mail eingegangen. Dieser zufolge sollen in den Landesfunkhäusern des MDR in Erfurt und des HR in Frankfurt am Main Sprengsätze deponiert worden sein. Daraufhin sei es zu einem Großeinsatz der Polizei in Erfurt gekommen.

Diese habe das dortige Funkhaus vorübergehend evakuiert. Etwa 40 Mitarbeiter mussten ihre Arbeitsplätze verlassen. Polizeieinheiten durchsuchten mit Sprengstoffspürhunden das Anwesen, nach zwei Stunden konnte Entwarnung gegeben werden. Auch in Magdeburg soll es eine kurzfristige Räumung gegeben haben.

Dem MDR zufolge sei die Drohmail an mehrere Standorte verschickt worden. Konkrete Forderungen seien mit der Drohung nicht verbunden gewesen. Keine Räumungen habe es hingegen in Dresden, Leipzig und Frankfurt am Main gegeben.

Zum Wiederbeginn waren Schulen im Visier

Lediglich in Hessen hätten Streifenwagen die HR-Standorte angefahren. Durchsuchungen habe es jedoch nicht gegeben, weil man von keiner Ernsthaftigkeit der Drohung ausgegangen sei. Die Polizei Dresden wies auch darauf hin, dass auch kein konkreter Anschlagsort genannt worden sei. Mittlerweile hat die Suche nach den Urhebern der Bombendrohungen begonnen. Neben Haftstrafen von bis zu drei Jahren drohen dem oder den Verantwortlichen auch Schadensersatzforderungen, unter anderem für die Kosten des Polizeieinsatzes.

Bereits im Sommer hatte es wenige Tage nach Schulbeginn per Mail an mehrere Schulen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gerichtete Bombendrohungen gegeben. In vielen Fällen wiesen diese einen gleich oder zumindest ähnlich lautenden Inhalt auf. Auch deshalb gingen die Polizeibehörden damals nicht von einer realen Gefahr aus. Dennoch durchsuchten die Beamten einige Schulen mithilfe von Spürhunden oder führten Taschenkontrollen durch.

Bombendrohungen bringen Beeinträchtigungen im Zugverkehr in Österreich

In Österreich gehen die Behörden bezüglich der Drohungen gegenüber Bahnhöfen davon aus, dass ein und derselbe Täter oder eine identische Tätergruppe dahintersteht. Am Mittwochabend wurde zudem der Hauptplatz in Amstetten aufgrund sechs verdächtiger Pakete großräumig abgesichert. Die Beamten konnten jedoch keine gefährlichen Substanzen erkennen.

Im Nachbarland ermitteln die Landesämter für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE) in Verbindung mit der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN). Es ist möglich, dass es bezüglich der Drohungen an die ÖBB auch eine Dunkelziffer gibt. Das staatliche Unternehmen gibt keine detaillierten Auskünfte, um keine potenziellen Nachahmungstäter zu motivieren.

Die Verkehrsgesellschaft räumte jedoch ein, es seien etwa 450 Züge durch die Störungen infolge der Bombendrohungen betroffen gewesen. Die jüngsten fünf Drohungen hätten Unterbrechungen des Zugverkehrs von insgesamt acht Stunden bewirkt.

Selten ideologische Motive – Aufklärungsquote verhältnismäßig hoch

Die Aufklärungsquote bei Bombendrohungen wird von Experten als relativ hoch eingeschätzt, allerdings war sie in den vergangenen Jahren rückläufig, wie der MDR dokumentiert. Wurden im Jahr 2020 etwa noch 77,3 Prozent von 34 Fällen in Sachsen aufgeklärt, waren es 2022 nur noch 63,8 Prozent von 30 Vorkommnissen. Allerdings unterschätzen Täter oft die technischen Möglichkeiten zur Rückverfolgung und sind oft schlecht organisiert.

Aus aufgeklärten Fällen ergibt sich ein Täterprofil von überwiegend männlichen Tätern zwischen 10 und 70 Jahren mit Schwerpunkt auf erwachsenen Männern. Häufig handeln sie als Einzeltäter oder in kleinen Gruppen. Als häufige Motive für Bombendrohungen gelten das Erregen von Aufmerksamkeit, die Störung des öffentlichen Lebens, Rache oder persönliche Frustration.

Politische oder ideologische Ziele sind verhältnismäßig selten. In einigen Fällen werden sie vorgetäuscht, um die Behörden abzulenken. Dies war etwa im Vorjahr der Fall, als einige der Drohungen im Namen von Hamas oder IS abgegeben wurden. Am Ende stellte sich heraus, dass damit eine falsche Fährte gelegt werden sollte.



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