Ausbau der Schutzmaßnahmen und Warnung vor Hitzewellen

Die Bundesregierung will die Deutschen vor hohen sommerlichen Temperaturen schützen. Der erste nationale Hitzeschutzplan soll dabei die Warnungen vor Hitzewellen und Schutzmaßnahmen verbessern.
Warnung vor Hitzewellen und Ausbau der Schutzmaßnahmen
Gesundheitsminister Karl Lauterbach spricht auf einer Pressekonferenz.Foto: Fabian Sommer/dpa
Epoch Times26. Juni 2023

Mit einem nationalen Hitzeschutzplan will die Bundesregierung die Warnungen vor Hitzewellen verbessern. Zudem plant sie, die Schutzmaßnahmen auszubauen, damit insbesondere Ältere, Kranke und Kinder gut durch Hitzeperioden kommen. Der Plan, den Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Montagnachmittag mit Experten beraten will, sieht unter anderem vor, Pflegeheimen, Kommunen oder Krankenhäusern konkrete Konzepte zur Verfügung zu stellen, um besser auf Hitzewellen reagieren zu können. Sozialverbände forderten schnelle Entscheidungen.

Lauterbach kommt am Nachmittag erstmals mit Vertretern von Pflege, Ärzteschaft, Kommunen, Ländern, Sozialverbänden sowie mit weiteren Experten etwa vom Deutschen Wetterdienst (DWD) zusammen, um über die Ausarbeitung des Hitzeschutzplans zu beraten. Der Plan soll nach dem Vorbild Frankreichs unterschiedliche Schweregrade einer Hitzewelle festlegen und die konkreten Maßnahmen je nach Temperatur staffeln.

Klimawandel als Begründung

„Mit dem Klimawandel ist das Auftreten von Hitzewellen immer wahrscheinlicher geworden“, heißt es in einem Papier des Bundesgesundheitsministeriums. „Diese beeinflussen unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit unserer Gesellschaft.“ Hitze führe nicht nur zu Todesfällen, „sondern beeinflusst auch das Krankheitsgeschehen“.

Das Engagement der Politik, des Gesundheitswesens und der Zivilgesellschaft müsse daher „gestärkt und noch weiter verbessert werden“. Als Ziele nennt das Bundesgesundheitsministerium unter anderem die Sensibilisierung der Bevölkerung für Schutzmaßnahmen, die Reduzierung und Vermeidung von Todesfällen, die Abmilderung von Krankheitsverläufen sowie das Auslösen von Schutzmaßnahmen durch gezielte Information.

Zur Warnung vor Hitzewellen solle das Warnsystem des Deutschen Wetterdienstes „von allen relevanten Akteuren routinemäßig genutzt“ werden. Geprüft werde zudem, wie möglichst viele Menschen zielgenau durch digitale Lösungen wie Apps oder SMS gewarnt werden können. Die Länder sollten prüfen, ob Warnstufen des DWD verpflichtend mit bestimmten Akutmaßnahmen gekoppelt werden können, etwa in stationären Pflegeeinrichtungen. Im vergangenen Jahr soll es in Deutschland Schätzungen zufolge etwa 4.500 hitzebedingte Todesfälle gegeben haben.

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Viele Bürger skeptisch

Gerade auf Twitter ist die Reaktion vieler Menschen auf die Pläne der Bundesregierung zu beobachten. Diese äußern überwiegend Kritik und lehnen das Hilfsangebot der Regierung ab. Viele weisen darauf hin, dass mehr Menschen in wärmeren Ländern leben, als in kälteren und dass die meisten ihren Urlaub lieber in sonnenreichen Ländern verbringen. Zudem fürchten manche einen sogenannten Klimalockdown.

Verbände begrüßen Pläne

Der Sozialverband VdK kritisierte, der angekündigte Aktionsplan komme „deutlich zu spät“. VdK-Präsidentin Verena Bentele sagte dem Portal T-online, jede Verzögerung gehe „auf Kosten der besonders Betroffenen“. Als rasche Maßnahmen fordert der VdK Klimaanlagen in Einrichtungen für Senioren und Kinder.

Dabei müssten klimafreundliche Varianten gewählt werden, um den Klimawandel nicht zusätzlich zu verstärken, so Bentele. Außerdem müssten in städtischen Gebieten dringend gekühlte Räume eingerichtet werden, in denen sich Senioren tagsüber abkühlen und vor Hitze schützen könnten.

„Was früher ein ‚Jahrhundertsommer‘ war, ist heute Normalität“, sagte Michaela Engelmeier, Vorstandsvorsitzende des Sozialverbands Deutschland (SoVD), dem Portal. Der SoVD begrüße Lauterbachs Pläne, habe aber schon in der Vergangenheit immer wieder Anstrengungen zum Schutz von besonders Gefährdeten gefordert. „Jeder Hitzetote ist einer zu viel.“

Den Grünen schweben Hitzeschutzpläne für jede Kommune, jedes Krankenhaus und jede Kindertagesstätte vor, sagte der Bundestagsabgeordnete Johannes Wagner T-online. Neben gekühlten Räumen sollten Trinkbrunnen und die Bewässerung von öffentlichen Plätzen darin vorgesehen sein. Erkrankungen als Folge von Hitze müssten stärker in der Ausbildung aller Gesundheitsberufe verankert werden.

Entscheidend aber sind aus Sicht des Grünen-Politikers auch bauplanerische Maßnahmen, gerade in Städten. Wagner nannte die Entsiegelung öffentlicher Plätze, die Begrünung von Fassaden und Dächern, den Erhalt und die Neuanpflanzung von Bäumen. Es brauche mehr Grün statt „Betonwüste“ in deutschen Städten, betonte er. (AFP/mf)



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