Aus Brasilien geflohener schwuler Politiker Wyllys lässt sich in Berlin nieder

In Berlin war Jean Wyllys vor gut einem Monat auf Einladung der Rosa-Luxemburg-Stiftung aufgetreten und hatte sich Fragen zur Lage in seinem Land gestellt. Die der Linkspartei nahestehende Stiftung und die Open Society Foundation von US-Milliardär George Soros hätten ihm vorgeschlagen, in der Hauptstadt einen Doktortitel zu erwerben, sagte er nun.
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Der brasilianische Linkenpolitiker Jean Wyllys will sich in Berlin niederlassen.Foto: MAURO PIMENTEL/AFP/Getty Images)
Epoch Times20. März 2019

Der nach Morddrohungen aus Brasilien geflohene Politiker Jean Wyllys will sich vorerst in Deutschland niederlassen: „Berlin wird meine provisorische Heimat“, sagte der bekennende Schwule der Nachrichtenagentur AFP. Von der Bundeshauptstadt aus werde er seinen Kampf gegen Brasiliens rechtsradikalen Staatschef Jair Bolsonaro fortsetzen, der am Dienstag von US-Präsident Donald Trump in Washington empfangen worden war.

Bolsonaro habe ihn „zu einem Paria gemacht“, einem Ausgestoßenen im eigenen Land, kritisierte der frühere Abgeordnete der Linkspartei PSOL. „Ich habe Morddrohungen per Telefon, über die sozialen Netzwerke und per Email erhalten“, betonte Wyllys. „Zuletzt haben mich sogar Menschen auf der Straße angefeindet.“ Eine baldige Rückkehr nach Brasilien schließt er deshalb aus.

Mandat niedergelegt

Wyllys hatte sein Mandat im brasilianischen Kongress niedergelegt, nachdem er Brasilien im Januar verlassen hatte. Bisher hielt er seinen Aufenthaltsort aus Furcht vor Angriffen geheim.

In Berlin war Wyllys vor gut einem Monat auf Einladung der Rosa-Luxemburg-Stiftung aufgetreten und hatte sich Fragen zur Lage in seinem Land gestellt. Die der Linkspartei nahestehende Stiftung und die Open Society Foundation von US-Milliardär George Soros hätten ihm vorgeschlagen, in der Hauptstadt einen Doktortitel zu erwerben, sagte er nun.

Die Demokratie in Brasilien sei „in Gefahr“, bilanzierte Wyllys im Gespräch mit AFP. Nach Bolsonaros Wahlsieg im Oktober habe die Gewalt gegen Mitglieder der LGBT-Community (Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender) deutlich zugenommen. Er selbst werde bereits seit dem Mord an der lesbischen Kommunalpolitikerin Marielle Franco in Rio de Janeiro im März 2018 bedroht.

Der frühere Armeeoffizier Bolsonaro ist seit Jahresbeginn Präsident. In seiner Zeit als Abgeordneter waren er und Wyllys mehrfach aneinandergeraten. Im April 2016 spuckte Wyllys Bolsonaro ins Gesicht, nachdem der ultrarechte Politiker in der Debatte um die Absetzung der damaligen Präsidentin Dilma Rousseff einen Folterer aus der Zeit der Militärdiktatur gelobt hatte. (afp)



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