Aus Angst um „Leib und Leben“: Söders Agrarminister-Kandidat macht Rückzieher

Der bayerische Bauernpräsident Günther Felßner hat seine Bereitschaft für ein Bundesamt zurückgezogen. Auslöser war eine Aktion von Tierschutzaktivisten auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb.
Markus Söder sieht die Union für 2024 gut aufgestellt.
CSU-Chef Markus Söder.Foto: Sven Hoppe/dpa
Epoch Times25. März 2025

Die nächste Bundesregierung ist noch nicht im Amt und CDU-Chef Friedrich Merz noch nicht Bundeskanzler, da gibt es den ersten Rückzieher: Der bayerische Bauernpräsident Günther Felßner, von CSU-Chef Markus Söder schon vor Monaten als neuer Bundeslandwirtschaftsminister angekündigt, verzichtet auf das Amt. Felßner gibt einem aus dem Ruder gelaufenen Protest gegen seine Person nach – Aktivisten drangen am Montag auf seinen Hof ein und verängstigten seine Frau zu Tode, wie der 58-Jährige sagt.

Der Vorfall auf Felßners Hof wird von der Polizei so bestätigt: Demnach ging am Montagvormittag ein Notruf ein. Die Einsatzkräfte trafen am Hof zwölf Aktivisten der Gruppe Animal Rebellion an, die auf dem Dach des Rinderstalls ein Banner mit der Aufschrift „Kein Tierausbeuter als Agrarminister“ angebracht hatten. Laut Felßner befand sich seine Frau mit einem Mitarbeiter währenddessen im Stall, das Laufen auf dem Dach und der hineinziehende Rauch von brennenden Bengalos hätten sie um „Leib und Leben“ fürchten lassen.

Die Angst um die auf dem Hof lebende Frau, um die drei Kinder und den Vater führten nach Felßners Worten dazu, dass er innerhalb von Stunden seine fest gebuchte bundespolitische Karriere wieder aufgab. Er habe noch am Montagabend bei Söder angerufen und seinen Verzicht erklärt, sagte der an der Arbeitsgruppe Landwirtschaft während der Koalitionsverhandlungen beteiligte Felßner. Söder habe ihm „jedes Vertrauen ausgesprochen“ – aber der Schritt sei unumkehrbar gewesen.

Wer ist Günther Felßner?

Eigentlich war die Personalie Felßner ein erfolgreicher Schachzug Söders für die Bundestagswahl. Felßner ist bayerischer Bauernpräsident und in der Landwirtschaft im Freistaat bestens vernetzt. Söder wollte mit dem im Bauernstand prominenten Namen die bei Landwirten populären Freien Wähler bei der Bundestagswahl klein halten – das Ziel wurde erreicht, die Partei Hubert Aiwangers verpasste den über Direktmandate angestrebten Einzug ins Parlament deutlich.

Allerdings sorgte die Ankündigung, Felßner zum Landwirtschaftsminister machen zu wollen, sehr bald für starken Protest. Der Landwirt bot dafür eine breite Angriffsfläche: Felßner hatte vor einigen Jahren einen Strafbefehl kassiert, weil er schädliches Sickerwasser in ein Wasserschutzgebiet eingeleitet hatte. Er bestritt außerdem, dass zu viel Fleisch dem Klima schade, und nannte Nutztiere klimaneutral.

Schnell entwickelte sich Felßner mit diesen und anderen Äußerungen zum roten Tuch für Klimaschützer – zwei Petitionen gegen seine Nominierung erreichten eine halbe Million Unterstützer. Gerüchte, der ohne Bundestagsmandat als Quereinsteiger nach Berlin strebende Bayer habe in der CSU-Landesgruppe mittlerweile Skepsis ausgelöst, wies Felßner als „absoluten Schwachsinn“ zurück. Und auch Söder bestritt fehlenden Rückhalt in den eigenen Reihen.

Söder war mit dem Alleingang der Nominierung des politisch unerfahrenen Felßners ins Risiko gegangen, wie die Proteste zeigten. Der CSU-Chef reklamiert nun auch ohne Felßner weiter das Bundeslandwirtschaftsministerium für die CSU. Anders als im vergangenen Jahr, als er den Bauernpräsidenten aufs Schild hob, will Söder aber diesmal nicht vorzeitig einen Namen nennen. „Wer es wird, ist völlig offen.“ (afp/red)



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