Ataman: Diskriminierung in Deutschland „offener und ungehemmter“

Die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ferda Ataman, sieht eine „demokratische Legitimierung für menschenverachtende Einstellungen“.
Die Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman, ist unzufrieden mit dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz. (Archivbild)
Die Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman, sieht in Deutschland eine Zunahme der Diskriminierung.Foto: Soeren Stache/dpa
Von 10. Oktober 2024

In Deutschland findet Diskriminierung nach Ansicht der Antidiskriminierungsbeauftragten des Bundes „offener und ungehemmter“ statt. „Dass Rechtsextreme bei Wahlen mehr Zustimmung erhalten, empfinden manche offenbar als demokratische Legitimierung für menschenverachtende Einstellungen“, sagte Ferda Ataman der „Rheinischen Post“ von Donnerstag, 10. Oktober.

„Bevor 2006 das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz eingeführt wurde, konnte ein Arbeitgeber in Stellenanzeigen nach ‚jungen, hübschen Sekretärinnen‘ suchen oder ganz unverblümt ‚keine Bewerbungen von Ausländern‘ schreiben“, führte Ataman aus. „Nach Einführung des Gesetzes geschah das seltener.“ Sie fügte hinzu: „Heute stellen wir fest, dass Menschen wieder öfter Absagen erhalten, in denen rassistische oder behindertenfeindliche Schimpfwörter stehen oder Sätze wie ‚Leute wie Sie brauchen wir hier nicht‘.“

Lagebericht kürzlich erschienen

Am häufigsten werde rassistische Diskriminierung gemeldet, sagte Ataman weiter. Danach kämen Diskriminierungen aufgrund von Behinderung und Sexismus. Es seien zuletzt aber auch mehr Beratungsanfragen zu Altersdiskriminierung eingetroffen.

Erst vor einem Monat war der Lagebericht „Diskriminierung in Deutschland“ erschienen, in dem Ataman zunehmenden Rassismus und Antisemitismus feststellt. So hätten sich im Berichtszeitraum 2021 bis 2023 etwa 20.600 Menschen bei der Antidiskriminierungsstelle gemeldet. Die steigenden Zahlen sind aus ihrer Sicht nicht überraschend: „Rechtsextreme aber auch islamische Hetze, vergiften das Klima“, sagte Ataman bei der Vorstellung des Lageberichts.

Es sei außerdem davon auszugehen, dass es eine hohe Dunkelziffer gebe und viele Fälle nicht gemeldet würden. Laut Ataman machten viele Hilfesuchende zudem die Erfahrung, dass das deutsche Antidiskriminierungsrecht ihnen nicht hilft. Das „Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz muss dringend reformiert werden, die Schutzlücken müssen geschlossen werden“, fordert sie.

Der Lagebericht erscheint seit 2006 alle vier Jahre.



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