Antibiotika-Lieferengpass wegen Coronavirus erwartet – So abhängig ist Deutschland von China

Antibiotika-Wirkstoffe liefern größtenteils Unternehmen aus China. Doch dort stehen manche Betriebe still. „Wenn sich die Situation in den chinesischen Produktionsstätten bis Ende Februar nicht entspannt, wird sich aber die Problematik in Europa zuspitzen“, sagte Morris Hosseini, Partner im Healthcare-Team der Unternehmensberatung Roland Berger.
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Antibiotika in einer Apotheke.Foto: iStock
Epoch Times12. Februar 2020

Antibiotika könnte schon bald Mangelware in Deutschland werden. Immer mehr Unternehmen sind von Lieferengpässen aufgrund des neuartigen Coronavirus betroffen. Viele Apotheken meldeten bereits, dass der von Hygiene-Experten empfohlene Nasen-Mund-Schutz in Deutschland ausverkauft ist.

In der chinesischen Stadt Wuhan, in der das Virus erstmals nachgewiesen wurde, werden aber auch Antibiotika hergestellt.

„Wenn sich die Situation in den chinesischen Produktionsstätten bis Ende Februar nicht entspannt, wird sich aber die Problematik in Europa zuspitzen“, sagte Morris Hosseini, Partner im Healthcare-Team der Unternehmensberatung Roland Berger, laut „Handelsblatt“.

Denn den Großteil an Inhaltsstoffen beziehen Pharmabetriebe aus China.  Schon vor dem Ausbruch des Coronavirus wurden Liefer- und Versorgungsengpässe gemeldet. Durch den Kostendruck würden die Hersteller versuchen, immer billiger zu produzieren. Das ginge am besten in Fernost, äußerte Mathias Arnold, Vizepräsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) laut „Welt“.

Arnold sagte: „Dort stellt sich die Marktkonzentration dann oft so dar, dass es für einen bestimmten Wirkstoff nur noch zwei oder drei Hersteller in China oder Indien gibt, die die ganze Welt beliefern. Gibt es dort ein Qualitätsproblem oder eine Havarie, sind die Konsequenzen dramatisch – dieses System ist einfach sehr anfällig.“

Antibiotika aus China und Indien

In China und Indien würden viele Wirkstoffe hergestellt werden. Insofern sei eine Abhängigkeit gegeben. „Das ist der Preis der Zentralisierung, und man muss sich überlegen, ob man den zahlen will“, sagte Arnold. Diese Entwicklung würde durch Rabattverträge vorangetrieben werden. Exklusiverträge zwischen Pharmabetriebe und Krankenkassen zielten vor allem auf den Preis ab.

Wo diese die Wirkstoffe herbekommen und ob sie im Fall eines Lieferproblems Alternativen haben, weiß kein Mensch.“

Hersteller seien zwar angehalten, Lieferengpässe an zuständige Behörden zu melden. Eine Verpflichtung bestehe jedoch nicht. Arnold betonte: „Wir merken oft erst, dass etwas nicht lieferbar ist, wenn wir versuchen, es zu bestellen.“

Der ABDA-Vizepräsident  fordert mehr Transparenz im System und eine Meldepflicht für alle Engpässe. Wenn sich die Situation nicht verbessere, bestünde die Gefahr, dass Ärzte nur lieferbare Medikamente verschrieben, aber nicht die medizinisch notwendigen. Sonst könnte es dann immer öfter heißen: „Das haben wir nicht da.“

Da die Produktion in China teilweise aufgrund der  Coronavirus-Verbreitung eingestellt worden sei, könne dies Folgen haben für die Arzneimittelversorgung in Deutschland, sagte auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Container mit Lieferungen aus China bräuchten etwa vier Wochen bis nach Europa.

Daher dürfte in den nächsten zwei bis drei Wochen noch Wirkstoffe und Zulieferungen ankommen, die vor der Zuspitzung der Lage in China abgeschickt worden seien. „Jetzt müssen wir uns auch darauf vorbereiten, wie wir damit umgehen“, sagte Spahn. Dazu bedürfe es europäischer Absprachen.



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