Streit mit „heterogenen“ Islam-Verbänden befürchtet: Berliner Unis uneinig über islamisches Theologie-Institut
Die Berliner Universitäten können sich nicht einigen, welche in Zukunft die Ausbildung von Imamen, islamischen Religionslehrern und Sozialpädagogen übernehmen soll. Offenbar befürchtet man Konflikte mit konservativen Islamverbänden der Stadt, berichtet der "Tagesspiegel".
Angesichts der "Herausforderungen" durch die gebotene Zusammenarbeit mit den Islam-Verbänden müssten die Universitäten "sehr achtsam sein", betonte Präsident der Freien Universität (FU) Alt. Man befürchte Verhältnisse wie in Münster.
In Tübingen, Frankfurt und Erlangen-Nürnberg würde die Zusammenarbeit gut laufen, so Alt. Aber in Berlin seien die Islam-Verbände nun einmal ähnlich "heterogen" aufgestellt wie in Münster.
Streit um Beirat in Münster
Am Institut für Islamische Theologie in Münster gab es massive Konflikte zwischen den Verbänden, der Universität und der Leitung des Studiengangs. So soll sich dort erst jetzt, in wenigen Tagen, ein Beirat konstituieren. Dieser übernimmt in den Islam-Zentren die Rolle, die die Kirchen in evangelischen und katholischen Studiengängen spielen. Das bedeutet, er wacht über Entscheidungen, die Bekenntnisfragen betreffen, und hat ein Vetorecht bei der Berufung der Professoren.
Wegen dem Konflikt war es zum Beispiel in Münster bislang nicht möglich eine weitere Professur zu besetzen. Außerdem wäre es in der Vergangenheit in Münster bereits zur Ablehnung eines Islamvertreters durch den Verfassungsschutz gekommen und ein weiterer fiel durch. Ein von der Uni benannter Vertreter zog sich entnervt zurück.
Berliner Unis: Einfluss der Islam-Verbände begrenzen
Das Vetorecht der Verbände, etwa in Berufungsfragen, müsse in Berlin "streng definiert" werden, "damit es im Alltag nicht zu Konflikten kommt", sagte jetzt FU-Präsident Alt. Ebenso müsse die wissenschaftliche Verantwortung für die Lehrpläne klar bei den Unis liegen.
Die Muslime forderten lediglich die gleichen Mitspracherechte wie andere Religionsgemeinschaften. Die Freiheit der Wissenschaft werde nicht infrage gestellt, sagte der Vertreter des Islamrats, Burhan Kesici: "Die Bedenken können nicht aus den Vorgesprächen resultieren, sondern aus Vorbehalten."
Wollen die Unis überhaupt ein Institut für Islamische Theologie?
Aus der Humboldt-Universität (HU) berichtete Vizepräsident Michael Kämper-van den Boogaart von "laizistischen Tendenzen", nach denen eine Islamische Theologie nicht erwünscht sei. Dies werde aber von der Hochschulleitung nicht so gesehen. Er plädierte für eine "Balance" zwischen Hochschulautonomie und Einfluss der Verbände.
Der Eindruck die Unis würden keine Islamische Theologie wünschen, wiesen Alt und Kämper-van den Boogart zurück. Vielmehr würde man die Probleme gemeinsam schultern wollen – in einer geteilten Trägerschaft von FU und HU. Genau eine solche gemeinsame Trägerschaft lehnt der Senat aber ab. (dk)
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