An Rubens-Bild geklebt: Strafbefehle gegen Klimaaktivisten
Im August hatten sich zwei Aktivisten der „Letzten Generation“ in der Alten Pinakothek in München an einem 400 Jahre alten Rubens-Gemälde festgeklebt. Die Aktion hat nun erste juristische Konsequenzen, das Amtsgericht hat Strafbefehle gegen die drei Klimaaktivisten erlassen.
Zwei dieser Strafbefehle seien gegen die beiden Männer verhängt worden, die sich am Gemälde „Der bethlehemitische Kindermord“ von Peter Paul Rubens festgeklebt hatten, einer gegen denjenigen, der die Aktion filmte, bestätigte ein Gerichtssprecher.
Aktivisten in Pinakothek München: Erst Polizeieinsatz, jetzt vor Gericht
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft München I, die die Strafbefehle beantragt hat, wurde jeweils „eine erhebliche Geldstrafe festgesetzt“, die die Behörde allerdings nicht bezifferte. Teuer könnte es aber auch unabhängig davon werden: „Wir werden selbstverständlich unsere Ansprüche zivilrechtlich geltend machen“, sagte Tine Nehler, Sprecherin der Pinakotheken.
Immenser Schaden und erhebliche Geldstrafe
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war bei der Aktion im August ein Schaden von 11.000 Euro entstanden. Einer der beiden Männer, die sich an dem Kunstwerk aus dem 17. Jahrhundert festklebten, und auch der Filmer der „Letzten Generation“, legten nach Gerichtsangaben Einspruch gegen den Strafbefehl ein.
Wann es zum Prozess am Amtsgericht kommen wird, konnte der Sprecher allerdings noch nicht sagen. Gegen den dritten Strafbefehl war zunächst noch kein Einspruch eingegangen.
Zwei Aktivisten (24 und 59 Jahre) der „Letzten Generation“ hatten sich am 28. August am Rahmen des Rubens-Gemäldes festgeklebt. Die beiden Männer mussten dann durch Mitarbeiter des Museums und Polizisten mit Lösungsmitteln von dem historischen Rahmen getrennt werden, der beschädigt wurde. Auch an der Wandbespannung seien nach Angaben des Museums Schäden entstanden.
„Es ist nicht legitim, einmalige kulturelle Menschheitszeugnisse zu beschädigen, um auf die faktisch gegebenen klimatischen Probleme hinzuweisen“, sagte der Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Bernhard Maaz, nach der Aktion. „Ein Gemälde wie ‚Der bethlehemitische Kindermord‘ sowie der historische vergoldete Rahmen sind von unschätzbarem kulturhistorischen Wert“.
Klebstoff und Kartoffelbrei: Angriffe auf Kunst nehmen zu
Klimaaktivisten machen aktuell mit Klebeaktionen und anderen Attacken auf Kunstwerke immer wieder Schlagzeilen. Erst am Dienstag wurde das mit Glas geschützte berühmte Gemälde „Tod und Leben“ von Gustav Klimt im Wiener Leopold Museum mit Öl beschüttet. Einer der Aktivisten klebte sich zudem mit der Hand an das Schutzglas des Kunstwerks.
Trotz Sicherheitskontrollen war es den Aktivisten gelungen, das schwarze Öl ins Museum zu schmuggeln und es dann auf das Gemälde zu kippen. Mehrere Räume mussten für die Besucher gesperrt werden. Das Gemälde habe sich unter Schutzglas befunden, die Flüssigkeit sei vom Glas bereits wieder abgewischt worden.
In Museum Barberini in Potsdam bewarfen Aktivisten ein Werk des Impressionisten Claude Monet mit Kartoffelbrei, inklusive Festklebeaktion am Rahmen. In Berlin klebten sich im August in der Gemäldegalerie zwei Aktivisten am Gemälde „Ruhe auf der Flucht nach Ägypten“ von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1552) fest.
An die weltberühmte „Sixtinische Madonna“ von Raffael hatten sich am 23. August eine junge Frau und ein junger Mann am Rahmen des wohl berühmtesten Gemälde der italienischen Renaissance in der Dresdener Gemäldegalerie Alte Meister festgeklebt und dabei einen Schaden von bis zu 12.000 Euro verursacht. Nach Angaben der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) kam es am vergoldeten Rahmen des über 500 Jahre alten Meisterwerks zu 5.000 Euro Schaden. Zudem sei durch die Schließung der Gemäldegalerie ein Einnahmeverlust von 7.000 Euro entstanden. Die SKD wollen auf Tausende Euro Schadensersatz klagen.
Auch international: Klimakleber an Kunstwerken
In der Londoner National Gallery hatte die Umweltgruppe „Just Stop Oil“ Tomatensuppe in Richtung des berühmten van-Gogh-Gemäldes „Sonnenblumen“ geworfen. Das Werk des niederländischen Malers Vincent van Gogh war durch eine Glasscheibe geschützt. Zwei junge Frauen kippten zwei Dosen Heinz Tomatensuppe über das weltberühmte Gemälde, dessen Wert auf über 84 Millionen Dollar (86 Millionen Euro) geschätzt wird.
Niederlande: Strafe für Klebstoff und Tomatensuppe
Erst kürzlich wurden drei Klimaaktivisten in den Niederlanden nach einer Klebstoffattacke auf das Vermeer-Gemälde „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ zu zwei Monaten Haft verurteilt. Die drei Männer hatten sich mit Klebstoff an der Schutz-Glasscheibe des im Museum Mauritshuis in Den Haag ausgestellten Gemäldes festgeklebt und dann Tomatensoße auf das 300 Jahre alte Bild geschüttet. Zwar sei das kostbare Öl-Gemälde unversehrt, doch seien bei der Aktion der Rahmen und die Rückseite des Bildes beschädigt worden.
Immer mehr Stimmen werden laut, dass die Aktivisten der „Letzten Generation“ mit diesen Klebeaktionen nicht nur der Kunst- und Kulturbranche schaden, sondern auch dem eigenen Anliegen. So ergab eine aktuelle, repräsentative Meinungsumfrage des Umfrageinstituts Civey, nach der acht von zehn Deutschen die Klimaproteste der Aktivisten ablehnen.
(mit Material von dpa/red)
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