Amazon Fresh startet Lieferdienst in Deutschland – Verbraucherschützer sehen Risiken für Mitbewerber

Der Internethändler Amazon startet seinen Lieferdienst für frische Lebensmittel in Deutschland. In Teilen von Berlin und Potsdam können sich Amazon-Abonnenten Lebensmittel und zusätzlich Produkte von Berliner Feinkostgeschäften ins Haus liefern lassen.
Titelbild
Amazon-Päckchen (Symbolbild).Foto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times4. Mai 2017

Der Internethändler Amazon startet seinen Lieferdienst für frische Lebensmittel in Deutschland. In Teilen von Berlin und Potsdam können sich Amazon-Abonnenten Lebensmittel und zusätzlich Produkte von Berliner Feinkostgeschäften ins Haus liefern lassen, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte.

Die „Prime“-Kunden haben demnach die Wahl unter 85.000 Produkten. Für 9,99 Euro im Monat können sie sich bei einem Mindestbestellwert von jeweils 40 Euro Lebensmittel liefern lassen, so oft sie wollen.

Der Lieferdienst heißt wie in den USA und Großbritannien Amazon Fresh. In Berlin und Potsdam liefert das Unternehmen von Montag bis Samstag aus, wie es am Donnerstag mitteilte. Demnach erfolgt eine Lieferung noch am selben Tag, wenn die Bestellung bis mittags aufgegeben wird. Die Lebensmittel erhalten die Kunden in einem von ihnen gewählten zweistündigen „Lieferfenster“.

Künstliche Intelligenz bei der Auslieferung – Lebensmittel hoher Qualität beim Kunden

Damit Fleisch, Salat oder Gemüse in hoher Qualität ausgeliefert wird, setzt Amazon auf künstliche Intelligenz, wie der für das Konsumentengeschäft zuständige Amazon-Manager Jeff Wilkes der „Wirtschaftswoche“ sagte.

Lebensmittel auszuliefern, sei nicht so einfach. „Wir müssen sicher sein, dass sie jederzeit in hoher Qualität beim Kunden ankommen. Sonst funktioniert das ganze Konzept nicht.“

Berlin und Potsdam nur der Anfang – andere Städte sollen folgen

Berlin und Potsdam sollen für Amazon nur der Anfang sein. „Wir starten mit einem umfangreichen Sortiment in einem begrenzten Gebiet und werden uns die Zeit nehmen, den Service basierend auf unserer Erfahrung und dem Feedback unserer Kunden kontinuierlich zu verbessern“, erklärte der Amazon-Fresh-Chef für Deutschland, Florian Baumgartner am Donnerstag.

Amazon werde „methodisch und sehr spezifisch“ überlegen, wie es das Angebot um andere Postleitzahlgebiete erweitern werde.

Groß geworden ist Amazon in Deutschland zunächst als Online-Versandhaus für Bücher, bietet inzwischen aber auch ein breites Sortiment sonstiger Waren an, darunter auch nicht frische Lebensmittel, Kleidung, Schuhe oder Elektrogeräte.

Der erwartete Einstieg des Internet-Riesen in den Handel mit frischen Lebensmitteln hat nach Ansicht von Experten das Potenzial, die Supermarktbranche kräftig in Bewegung zu bringen. Es gibt bereits Lieferdienste für frische Lebensmittel anderer Anbieter, etwa der Supermarktketten Edeka, Rewe oder Kaufland.

Neue digitale Player können „Lebensmittelmarkt in Deutschland aufmischen“

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) sieht durch den Start von Amazon Fresh im deutschen Lebensmittelmarkt einerseits Vorteile für die Konsumenten, andererseits aber auch Risiken für Mitbewerber.

„Die Stärkung von kleineren Anbietern über einen Onlinemarktplatz könnte den stark konzentrierten Lebensmittelmarkt in Deutschland aufmischen“, schreibt die Handelsexpertin des VZBV, Linn Selle, in einem Beitrag für das „Handelsblatt“. Derzeit verfügten die großen vier Player im stationären Lebensmitteleinzelhandel über einen Marktanteil von 85 Prozent.

„Die Etablierung und das Wachstum neuer digitaler Player ermöglicht es, die starke Marktposition der ‚big four‘ anzugreifen. –Das ist langfristig gut für Verbraucher und auch für Produzenten.“

Verbraucherschützer sehen Risiken für Mitbewerber

Die Entwicklung müsse jedoch genau beobachtet werden. Denn mit seinem Amazon-Prime-Dienst bündele der Onlineriese schon heute seine vielfältigen Dienstleistungen –vom Streaming-Dienst bis zum Premium-Lieferservice –und binde so Kunden an sich.

„Für den Kunden zunächst praktisch, verringert dies langfristig den Wettbewerb, da der Wechsel zu anderen –vielleicht günstigeren, aber weniger breit aufgestellten –Anbietern erschwert wird“, schreibt Selle.

Gleichwohl bringe der Wandel des Lebensmittelmarktes durch Digitalisierung Vorteile für Verbraucher mit sich. „Neben der weiteren Individualisierung und Regionalisierung des Lebensmitteleinkaufs bietet der Einstieg von Amazon Fresh damit auch die Chance, den Weg zwischen Herstellern und Kunden zu verkürzen“, erläuterte die VZBV-Expertin.

Im Vereinigten Königreich, wo Amazon Fresh seit Mitte 2016 aktiv ist, könnten Verbraucher beispielsweise gezielt Produkte von lokalen Herstellern über die Plattform kaufen. Um jedoch zu gewährleisten, dass diese Vielfalt auf Dauer erhalten bleibe, müssten „Konzentrationstendenzen im digitalen Markt“ früh erkannt werden, betonte Selle.

„Systeme müssen von Anfang an so entwickelt werden, dass Verbraucher nicht unumkehrbar von einzelnen Anbietern abhängig werden (sogenannte ‚Lock-In‘-Effekte) und digitale Monopole verhindert werden.“ (afp/dts)



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