Soll die „Landshut“ im Berliner Bundeswehrmuseum ausgestellt werden?
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sperrt sich offenbar dagegen, die 1977 von Terroristen entführte Lufthansa-Maschine „Landshut“ im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Berlin-Gatow auszustellen.
Ihr Ministerium erarbeitete zwar bereits Ende Juli eine Entscheidungsvorlage, diese wurde aber bis heute nicht von Kramp-Karrenbauer gezeichnet, berichtet der „Spiegel“. Die Ministerin nimmt demnach die Bedenken ernst, die von Historikern und Überlebenden des Geiseldramas an sie herangetragen wurden.
„Gatow ist ein militärhistorisches Museum und die `Landshut` ein Objekt der zivilen Luftfahrt“, sagte Paula Lutum-Lenger, Direktorin des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg und Vorsitzende des Anfang 2018 eingesetzten wissenschaftlichen Landshut-Beirats, dem Nachrichtenmagazin. „Es ist für mich schwer nachzuvollziehen, wie man das zusammenbringen kann.“
Beamte: Ausstellungsort Gatow wird „in Politik und Öffentlichkeit heftige Kritik hervorrufen“
Auch die Beamten des Verteidigungsministeriums schreiben in ihrer Ministervorlage, die Einbindung der „Landshut“ stelle „sowohl thematisch wie auch infrastrukturell eine Herausforderung dar“. In der als Verschlusssache eingestuften Vorlage warnten die Beamten davor, dass der Ausstellungsort „in Politik und Öffentlichkeit voraussichtlich heftige Kritik hervorrufen“ würde.
In dem internen Papier wird der Aufwand für eine Ausstellung der „Landshut“ in Berlin-Gatow auf mehr als zehn Millionen Euro geschätzt, da unter anderem eine neue Halle gebaut werden müsste und die Boeing 737 vom Bodensee nach Berlin transportiert werden müsste. Die für die „Landshut“ verantwortliche Kulturstaatsministerin Monika Grütters wollte sich auf Anfrage des „Spiegel“ nicht zu den Zweifeln Kramp-Karrenbauers an dem Standort Berlin-Gatow äußern.
Brandbrief: „Bitte degradieren Sie Erinnerungsort `Landshut` nicht zur politischen Gefälligkeit“
Der ursprünglich geplante Standort Friedrichshafen, wo das Wrack seit drei Jahren lagert, kommt aus Grütters` Sicht nicht mehr infrage. Die Ministerin habe alle weiteren in Betracht kommenden Optionen betrachtet, teilte ein Sprecher mit, darunter den ehemaligen Flughafen Tempelhof oder den früheren Flughafen Fürstenfeldbruck, wo 1972 die Befreiung der israelischen Olympiasportler scheiterte. „Sie schätzt eine Ausstellung an diesen Standorten nicht als zeitnah zu realisierende Lösungen für die `Landshut` ein.“
Der Historiker Martin Rupps, Initiator der „Landshut“-Rückholung, hatte gemeinsam mit der ehemaligen Stewardess Gabriele von Lutzau, der ehemaligen Geisel Diana Müll und dem ehemaligen Co-Piloten Jürgen Vietor einen Brandbrief an Kramp-Karrenbauer geschickt. „Wir bitten Sie heute dringend, diese Vorlage nicht zu unterzeichnen“, schreiben die Verfasser. „Bitte degradieren Sie den Erinnerungsort `Landshut` nicht zu einer politischen Gefälligkeit gegenüber Ihrer Kabinettskollegin Grütters.“
Lufthansa-Maschine von Brasilien nach Friedrichshafen gebracht
Deutsche Techniker von Lufthansa-Technik demontierten bereits am 13. September 2017 die als „Landshut“ bekannte Boeing 737-200 auf dem Fortaleza International Airport in Brasilien auseinander. Der Rumpf und die restlichen Teile wurde anschließend mit einer russischen Antonov AN 124-Frachtmaschine zum Flughafen Friedrichshafen in Süddeutschland gebracht. Vorher stand die „Landshut“ fast ein Jahrzehnt lang in Brasilien.
Die „Landshut“ wurde im französischen Luftraum von den linksextremistischen RAF-Terroristen Baader-Meinhof entführt und im Oktober 1977 nach Mogadischu (Somalia) umgeleitet. Ein deutsches Anti-Terror-Kommando stürmte später die „Landshuter“ Lufthansa-Maschine in Somalia, erschossen ihre palästinensischen Entführer und befreiten 90 Geiseln.
Die Entführung der Lufthansa-Maschine gilt als ein Höhepunkt linker RAF-Militanz. Der Überfall in Mogadischu 1977 wurde zu einem Symbol des „Deutschen Herbstes“, als sich die Bundesrepublik im Krieg mit der Roten Armee Fraktion (RAF) und ihren internationalen Verbündeten befand.
(dts/er)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion