Agrarmarkt-Analyse: Preise für frische Lebensmittel steigen – Gemüse 27 Prozent teurer als im Vorjahr

Die Corona-Krise wirbelt nicht nur das Alltagsleben der Menschen durcheinander, sie hat auch Einfluss auf die Produktion und den Preis für Lebensmittel. Beim Gemüse fehlen vermutlich in Spanien und Frankreich die Erntehelfer - es wird teurer.
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Ein Händler sortiert an seinem Verkaufsstand auf einem Wochenmarkt frisches Gemüse.Foto: Julian Stratenschulte/dpa/dpa
Epoch Times26. April 2020

Die Landwirte spüren die momentane Schließung von Restaurants, Kantinen und Catering-Diensten. So sind bei Fleisch die Erzeugerpreise derzeit im Sinkflug. Bei den Privatleuten kommen die Preisverwerfungen, unter denen die Landwirte leiden, nicht an: Die Verbraucherpreise für frische Nahrungsmittel liegen in diesem April fast zehn Prozent über dem Vorjahresniveau, sagt Thomas Els, Marktxperte von der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft (AMI) in Bonn.

Das liege nicht nur an Corona: Beim Schweinefleisch spiele die weltweite Nachfrage eine Rolle, bei Äpfeln die im vergangenen Jahr knapper ausgefallene Ernte. Ein Überblick:

Gemüse kostet im April mehr als ein Viertel mehr als Vorjahresmonat

Beim Gemüse sei im April ein Preisaufschlag von 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu verzeichnen, sagt AMI-Experte Els. Dafür verantwortlich sei vor allem Kohlgemüse wie Brokkoli oder Blumenkohl, das zu dieser Jahreszeit in Frankreich und Spanien geerntet werde.

Hinter der Preissteigerung könnte ein Mangel an Erntehelfern wegen der Reisebeschränkungen stecken.

Der Milchmarkt ist zweigeteilt

Die Zweiteilung des Milchmarkts sei extrem, sagt Frank Feuerriegel, Geschäftsführer der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen. Für die Molkereien, die sich auf die Belieferung von Großverbrauchern konzentrieren, sei der Absatz von einem auf den anderen Tag weggebrochen.

Darunter litten auch die Landwirte, die mit diesen Molkereien Verträge haben: Im Durchschnitt lagen die Auszahlungspreise in Niedersachsen für den Liter Milch im März bei 32 bis 34 Cent.

„Einige Molkereien haben schon angekündigt, den Auszahlungspreis senken zu wollen, wenn sich die Situation nicht bessert“, sagt Feuerriegel. Die Krise treffe die Milchbauern in einer schwierigen Zeit, denn nach zwei Dürrejahren gehe es den Betrieben ohnehin nicht gut. Wegen der schlechten Ernte mussten die Betriebe Futter zukaufen. Im Nordwesten kommt noch eine Feldmausplage hinzu. Molkereien reagierten, indem sie Produkte wie Butter oder Milchpulver jetzt zunächst einlagerten, um sie später zu verkaufen.

Rindfleisch: Es fehlt das Futter und die Nachfrage

Die Dürre der vergangenen zwei Jahre hat sich schon seit längerer Zeit auf die Erzeugerpreise für die Rinderhalter ausgewirkt, erklärt AMI-Fleischmarktexpertin Mechthild Cloppenburg aus Berlin. Wegen des fehlenden Futters mussten viele Landwirte ihre Tierbestände reduzieren.

In der Corona-Krise schlage der fehlende Absatzmarkt für Restaurants und Kantinen nochmals durch. „Die Nachfrage ist so mau, da ist nichts los“, sagte Cloppenburg. Das wichtige Ostergeschäft und Feiern wie Kommunion oder Firmung fehlten – damit auch die Nachfrage nach Rinderfilet oder Roastbeef.

Schweinepreise und Wildbret

Auch die Schweinemäster spüren einen deutlichen Rückgang des Schlachtpreises, der aktuell bei 1,75 Euro pro Kilo liegt. Noch vor einigen Monaten lag er bei über 2 Euro, sagt Cloppenburg. Hier wirke sich auch der coronabedingte Rückgang des Asiengeschäfts vor allem mit China aus. Die hohe Fleischnachfrage aus China hatte im vergangenen Jahr den Schweinemästern hohe Erzeugerpreise beschert. Aber wegen des Corona-Ausbruchs dort sei der Absatz gesunken.

Inzwischen laufe aber das China-Geschäft langsam wieder an, sagte Ulrich Pohlschneider von der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) in Damme bei Vechta. Die Landwirte bemerkten, dass wegen Corona auch innerhalb Europas der Warenfluss ins Stocken geraten sei, besonders nach Italien.

Die Wildhändler nehmen bundesweit kaum noch Wildbret ab, weil die Kühlhäuser voll sind. Die Ursache: Die Gaststätten als Hauptabnehmer fallen zurzeit aus. Die Preise für Wild sind einem Händler zufolge auf die Hälfte bis ein Drittel des üblichen Niveaus gefallen. Je Kilogramm Reh oder Rotwild erhalte ein Jäger einen statt drei Euro, für Wildschwein nur noch 50 Cent. (dpa)



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