AfD vom Evangelischen Kirchentag 2019 in Dortmund ausgeschlossen

Das Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentags hat den Ausschluss der AfD für den evangelischen Kirchentag 2019 in Dortmund beschlossen.
Epoch Times27. September 2018

Vertreter der AfD werden „nicht zur Mitwirkung auf Podien und zu Diskussionsveranstaltungen des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Dortmund eingeladen“, heißt es in einem Beschluss des Kirchentagspräsidiums, den der Deutsche Evangelische Kirchentag am Mittwoch in Fulda veröffentlichte.

„Dem Kirchentag geht es ums Zuhören, aber ich möchte nicht Herrn Gauland zuhören“, sagte der Präsident des Kirchentagspräsidiums und SPD-Mitglied Hans Leyendecker der Zeit-Beilage Christ & Welt.

Seiner Ansicht nach entwickle sich die AfD „rasend weiter nach rechts“, begründete Leyendecker die Entscheidung. „Die Radikalisierung der Partei schreitet voran.“ Zwar seien Wähler und Sympathisanten der AfD willkommen – „nicht aber Repräsentanten der AfD“.

Die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, als Gastgeber des evangelischen Kirchentages 2019 hat dagegen noch vor Kurzem gegen einen grundsätzlichen Ausschluss der AfD vom Kirchentag in Dortmund ausgesprochen. Es dürfe nicht von vorneherein ausgeschlossen werden, mit Menschen unterschiedlicher Ansicht ins Gespräch zu kommen, sagte Kurschus am Donnerstagabend in Bielefeld. Zugleich müsse jedoch verhindert werden, dass rote Linien überschritten und extreme Positionen salonfähig gemacht würden, fügte die Theologin hinzu, berichtet „chrismon“.

Münz: „Die Kirche trägt weiter zur Spaltung der Gesellschaft bei“

„Ich halte das für feige“, kritisierte der religionspolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Volker Münz, die Entscheidung des Kirchentagspräsidiums gegenüber der „Jungen Freiheit“. „Es ist ein Armutszeugnis, die in den Umfragen zweitstärkste Partei derart auszugrenzen.“ Die Kirche trage weiter zur Spaltung der Gesellschaft bei, die AfD hingegen stehe weiterhin für Dialog ein. Durch die Zustimmung zu seiner Partei in Form der Wählerschaft vertrete die AfD „eine bedeutende Anzahl von Bürgern, die sich – trotz anderslautender Beschwichtigungsversuche – mitgemeint und mit ausgegrenzt fühlen können und werden“. „Kirchliche Funktionäre“ müssten einen überparteilichen Auftrag wahrnehmen und für einen gleichberechtigten Dialog sorgen, so Münz weiter.

Münz bezeichnete zudem die Entscheidung des Kirchentagspräsidiums persönlich als Enttäuschung. Er wäre gern zum Kirchentag gekommen. „Unter diesen Umständen kommt ein Besuch als eigentlich unerwünschter Gast für mich nicht mehr infrage“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zum Gottesdienst gehe er lieber dorthin, „wo ich als Christ willkommen bin“.

Leyendecker: „Klares Nein zu AfD-Repräsentanten – mit einer klaren Einladung auch an Anhänger der AfD“

Auch bei früheren Kirchentagen gab es Diskussionen um eine Teilnahme der AfD. Während beim Katholikentag 2016 in Leipzig AfD-Politiker noch als unerwünschte Personen galten, hat Volker Münz im Frühjahr diesen Jahres bei einer Podiumsdiskussion auf dem Katholikentag in Münster teilgenommen. Beim Evangelischen Kirchentag 2017 in Berlin war bereits die damalige Vorsitzende der Christen in der AfD, Anette Schultner, für eine Podiumsdiskussion eingeladen worden.

Kirchentagspräsident Hans Leyendecker unterstrich im Interview mit „Christ & Welt“, der Beschluss verbinde ein klares Nein zu AfD-Repräsentanten mit einer klaren Einladung auch an Anhänger der AfD.

Zwei Kommentare befanden sich unter dem Artikel vom Ausschluss der AfD vom Kirchentag 2019 im christlichen Magazin chrismon. Sie zeigen exemplarisch, wie weit die Meinungen zu diesem Thema auseinandergehen.

Der eine Kommentar lautet:

„AfD vs. christlicher Glaube

Endlich einmal klare Haltung und nicht dieses jämmerliche Gerede vom Zuhören und Verstehenwollen. Rassisten und faschistoiden Menschenverächtern gegenüber ist das ein Unding. Und wenn sich dann auch endlich die führenden Köpfe der evangelischen Kirchen den Äußerungen aus dem Zentralrat der Katholiken oder vieler anderer Verbände und Institutionen anschlössen, wären wir einen Schritt weiter. „Christen in der AfD“ hatten wir schon einmal. Das hieß damals „Deutsche Christen“ und hat nicht erst in der Berliner Sportpalastkundgebung deutlich gemacht, wie wenig Evangelium und wie viel dummes Deutschtum und reaktionäres Moralverständnis am Werk war.“

und der andere:

„jämmerlich und ärgerlich

Ich habe an Foren mit dem Humanistischen Verband teilgenommen, dessen einzige Anliegen es ist, gegen die Kirchen zu arbeiten.

Ich habe SPD und CDU Politikern zugehört, die deutsche Waffen in Diktaturen und Krieg führende Länder verkaufen.

Ich habe die Selbstdarstellung von Schwulenverbänden angesehen, die in unserer Bibel als Gräuel gelten.

Mir erschien die offene Diskussionskultur der ev Kirchentage ein großer Schatz zu sein für unsere Kirche und für unser Land.

Jetzt wird sie aus ideologischen Gründen beendet. Von einem Präsidenten, der selber SPD-Mitglied ist.

Welch ein Jammer und welch ein Ärger. Die Kirche unterwirft sich dem politischen Mainstream, den die herrschenden Parteien vorgeben und formulieren.“ (er)



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