Merkel wirbt um Vertrauen in Corona-Impfstoff von Astrazeneca – und kündigt „Notbremse“ an
10:01 Uhr: Bayern will Mobilität als weiteres Impfziel
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder wirbt dafür, „neben dem Schutz vor Mortalität“ den Gewinn an Mobilität als weiteres Impfziel zu definieren. Eine Vorstufe sei bereits erlaubt, nämlich in den Hotspots, sagte Söder der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. „Wir können jetzt schon an der Grenze zu Tschechien unabhängig von der starren Priorität nach Infektionsgeschehen impfen, damit immunisieren und die Ausbreitung verlangsamen. Das erfasst auch Pendler und Arbeitnehmer.“
Das müsse nun ausgebreitet werden „auf das ganze Land, wenn es mehr Impfstoff gibt“. Die Betriebe und die Wirtschaft spielten dabei eine zentrale Rolle. „Und in den Schulen sollten dann nicht nur die Lehrer, sondern auch die Schüler ab 16 Jahren geimpft werden.“ Dann hätten auch die Jüngeren wieder mehr Freiheit. „Überhaupt müssen wir freier denken. Dazu gehört auch so bald wie möglich, den russischen Impfstoff Sputnik V zuzulassen, wenn er die Voraussetzungen erfüllt.“
Der Impfstoff könnte künftig in Deutschland produziert werden. Das Unternehmen R-Pharm investiere mehr als 30 Millionen Euro in den Ausbau der Produktion im schwäbischen Illertissen, teilte am Freitag (19. März) das bayerische Gesundheitsministerium mit. Mit Blick auf die Ministerpräsidentenkonferenz am Montag sagte Söder: „Weitere Öffnungen ergeben angesichts der erneut steigenden Infektionen keinen Sinn. Die Notbremse muss für alle gelten. Und zwar konsequent.“
8:23 Uhr: Rheinland-Pfalz öffnet ab Montag Außengastronomie
Rheinland-Pfalz will am Montag (22. März) unter bestimmten Bedingungen die Außengastronomie öffnen. Dabei seien neben einem gültigen negativen Schnelltest für die Besucher unter anderem die allgemeinen Schutzmaßnahmen zu beachten.
Darüber hinaus gibt es weitere Regeln. Der gemeinsame Besuch ist nur für maximal fünf Personen aus höchstens zwei Hausständen erlaubt. Außerdem besteht für Gäste und Personal die Pflicht zum Tragen einer medizinischen Gesichtsmaske oder einer Maske der Standards KN95/N95 oder FFP2, die nur unmittelbar am Platz abgenommen werden darf.
Eine Bewirtung darf ausschließlich am Tisch mit festem Sitzplatz erfolgen. Es besteht weiterhin die Pflicht zur Kontakterfassung sowie zur Steuerung des Zutritts über eine Vorausbuchung.
8:02 Uhr: Lockdown für Paris und weitere Teile Frankreichs tritt in Kraft
Wegen stark gestiegener Corona-Infektionszahlen gilt in Teilen Frankreichs ab Samstag (20. März) zum dritten Mal seit Beginn der Pandemie ein Lockdown. Betroffen sind 16 Départements mit Großstädten wie Paris, Nizza, Le Havre und Lille. Dort müssen für vier Wochen fast alle Geschäfte des nicht täglichen Bedarfs schließen. Von der Schließung der Geschäfte sind rund 110.000 Betriebe betroffen. Ausgenommen sind unter anderem Buchhandlungen, Blumen- und Süßwarengeschäfte sowie Autohäuser. Auch die Bewegungsfreiheit von rund 21 Millionen Bürgern wird eingeschränkt. Damit treffen die Maßnahmen jeden dritten Franzosen.
Premierminister Jean Castex sprach von „massiven“ Maßnahmen, um die dritte Corona-Welle zu brechen. In den betroffenen Gebieten schlagen viele Krankenhäuser wegen Überbelegung Alarm. Die Schulen sollen allerdings überwiegend offen bleiben. In ganz Frankreich gilt ab Samstag zudem eine Sperrstunde ab 19.00 Uhr, eine Stunde später als bisher.
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19. März
20:46 Uhr: Merkel kündigt „Notbremse“ an
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat eine Rücknahme der jüngsten Lockdown-Lockerungen angekündigt. „Wir werden leider von der Notbremse Gebrauch machen müssen“, sagte Merkel am Freitagabend nach Beratungen mit Bund und Ländern, bei denen es eigentlich um die Impfstrategie ging. Die Regeln, die bis zum 7. März galten, würden wohl wieder in Kraft gesetzt werden müssen, sagte die Kanzlerin, auch wenn Details noch am Montag mit den Ministerpräsidenten beraten werden.
Die Situation entwickele sich „sehr schwierig“, so Merkel. Die Inzidenz sei für sie weiterhin eine wichtige Größe, ebenso wie der R-Faktor.
20:35 Uhr: US-Behörden halbieren Abstandsregeln an Schulen
Die US-Behörden haben die Corona-Abstandsregel an Schulen von bisher sechs Fuß (etwa 1,80 Meter) auf drei Fuß halbiert. Die Entscheidung sei nach Auswertung jüngster Studien getroffen worden, teilte die US-Gesundheitsbehörde CDC am Freitag mit. Die neuen Richtlinien gelten für Schüler von fünf bis 18 Jahren bei gleichzeitiger Maskenpflicht – bei besonders hohen Übertragungsraten und wenn die Gruppen nicht getrennt gehalten werden können, soll die 1,80-Meter-Regel wieder eingesetzt werden können.
Drei Studien hatten laut CDC ergeben, dass es bei den Corona-Zahlen keinen substanziellen Unterschied macht, ob in Schulen ein Abstand von drei oder sechs Fuß vorgeschrieben war – bei gleichzeitiger Maskenpflicht.
Zusammen mit Händewaschen und Maskentragen gilt das Abstandhalten als eine der zentralen Regeln im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Behördenvertreter stehen weltweit unter Druck, die Schulen baldmöglichst wieder zu öffnen und dabei einen Schutz vor Ansteckungen zu gewährleisten. Die Einhaltung des bisherigen Mindestabstands in den USA erschwerte dies, Klassen mussten geteilt und vielerorts zusätzliche Klassenräume geschaffen werden.
20:30 Uhr: Merkel wirbt um Vertrauen in Corona-Impfstoff von AstraZeneca
Nach der vorübergehenden Aussetzung der Astrazeneca-Impfungen in Deutschland hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) um Vertrauen in das Corona-Vakzin geworben. „Ja, ich würde mich mit Astrazeneca impfen lassen“, sagte Merkel am Freitagabend in Berlin nach ihrem Impfgipfel mit den Regierungschefs der Länder. Wenn sie gemäß der Impfpriorisierung an der Reihe sei, würde sie dies „auf jeden Fall tun“.
Zugleich verteidigte die Kanzlerin die Entscheidung, dass die Astrazeneca-Impfungen am Montag nach Berichten über das Auftreten von Blutgerinnseln bei Geimpften in Deutschland wie in einigen anderen europäischen Ländern auch ausgesetzt worden waren.
„Ich bezweifele, dass ein großer Schaden entstand ist“, antwortete Merkel auf eine entsprechende Nachfrage. Es sei „richtig, dass wir absolute Transparenz haben walten lassen“. Forderungen, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zu ersetzen, wies Merkel auf Nachfrage mit einem klaren „Nein“ zurück.
Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) hatte den Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca am Donnerstag nach einer Überprüfung für „sicher und wirksam“ erklärt. Der Nutzen überwiege die Risiken, hieß es nach Berichten über Hirnvernenthrombosen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung.
Spahn ordnete daraufhin noch am Donnerstagabend die Wiederaufnahme der Impfungen mit Astrazeneca an. Da das das Vakzin leichter lagerbar ist als die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna kommt ihm auch bei den nach Ostern geplanten Corona-Impfungen in Hausarztpraxen eine wichtige Bedeutung zu.
Merkel führte aus, dass alle in der EU eingesetzten Corona-Impfstoffe eine bedingte Zulassung hätten. „Im Laufe dieser bedingten Zulassung sammeln wir zum ersten Mal Erfahrungen, was passiert, wenn dieser Impfstoff für Millionen von Menschen angewandt wird“, fügte die Kanzlerin hinzu. Dass die Bundesregierung mit möglichen Impfnebenwirkungen „nicht hinterm Berg“ halte, schaffe „Vertrauen“ in die Impfkampagne.
18:00 Uhr: Eventim rechnet erst im Winter wieder mit Konzerten in Deutschland
Der von vielen erhoffte Konzertsommer droht hierzulande auszufallen. Open-Air-Formate dürften „maximal sehr vereinzelt“ stattfinden, sagte Klaus-Peter Schulenberg, Chef der Veranstaltungsagentur Eventim, dem „Spiegel“ in der neuen Ausgabe. „Veranstaltungen in Hallen sehe ich nicht vor dem vierten Quartal, wobei ich mich da nicht auf Anfang Oktober festlegen würde“, sagte er dem „Spiegel“.
Die Branche sei in einer schwierigen Lage, rund die Hälfte der privaten Spielstätten nachhaltig gefährdet. Es brauche eine schnellere Impfkampagne, zuverlässige Tests und moderne Technik, wie im Vereinigten Königreich, wo es von Juni an wieder große Events geben solle. Man könne vom dortigen Premier Boris Johnson ja halten was man wolle, so Schulenberg, aber das Impfmanagement habe er „sehr gut“ gemacht. „Das kann man von der EU nicht behaupten“, so der Firmenchef.
17:15 Uhr: Biontech-Gründer mit Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Biontech-Gründer Ugur Sahin und Özlem Türeci mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. „Der Impfstoff, den Sie entwickelt haben, ist ein Dienst an der Menschheit“, sagte Steinmeier bei der Verleihung am Freitag im Beisein der Bundeskanzlerin. Er traue dem Ehepaar auch zu, auch eine maßgeschneiderte Therapie gegen Krebs zu entwickeln, so wie es seit Jahren ihre erklärte Vision ist.
Türeci sagte, ohne das große Team und internationale Kooperationspartner sei die Entwicklung nicht so schnell möglich gewesen. Die Biontech-Gründer erhalten das Große Verdienstkreuz mit Stern, es steht auf der vierten von acht Stufen des Verdienstordens.
16:30 Uhr: EVP-Fraktionschef will komplettes EU-Exportverbot für Impfstoffe und kritisiert Biden
Der Vorsitzende der EVP-Fraktion im Europaparlament, Manfred Weber, hat sich für einen Stopp aller Impfstoffexporte aus der EU ausgesprochen. Wenn der Staatenverbund sein Versprechen nicht einhalte, jedem Bürger Europas im Sommer ein Impfangebot zu machen, drohe ein dramatischer Vertrauensverlust, sagte er dem „Spiegel“ in der neuen Ausgabe. „Die Europäer dürfen nicht die Dummen sein“, sagte der CSU-Vize.
„Wir brauchen etwas `EU first`, wir müssen mehr an die Menschen in Europa denken.“ Der stellvertretende CSU-Vorsitzende kritisiert, die EU denke und handle in der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg, „als wären wir im Normalzustand“. Die USA hätten dagegen den Defense Production Act aktiviert, der die Produktion in Kriegszeiten sichern soll. „Die Amerikaner machen Kriegsrecht, wir machen Verwaltungsrecht“, sagte Weber.
Der CSU-Politiker kritisierte auch den neuen US-Präsidenten Joe Biden: „Wir alle freuen uns, dass Joe Biden im Weißen Haus ist und wir wieder einen echten Partner im transatlantischen Verhältnis haben“, sagte der EVP-Fraktionschef. „Aber im Bereich Impfstoffe hat er diese Partnerschaft bisher nicht bewiesen, weil die USA bei Impfstoffen kaum kooperieren.“ Wenn andere Länder nicht bereit seien, mit der EU zusammenzuarbeiten, „dann müssen wir die Frage stellen, ob wir weiter bereit sind, mit ihnen zu kooperieren“.
14:57 Uhr: Kultusminister warnen vor Stigmatisierung von Kindern in Corona-Pandemie
Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat vor einer Stigmatisierung von Kindern und Jugendlichen aufgrund erhöhter Inzidenzwerte infolge einer ausgeweiteten Teststrategie in Schulen gewarnt. „Testungen sind ein ganz wichtiger Baustein, um Schulen offen zu halten“, sagte die KMK-Vorsitzende Britta Ernst (SPD) am Freitag. „Aber natürlich verschließen wir nicht die Augen vor der Realität und betrachten das Infektionsgeschehen mit Sorge.“ Kinder und Jugendliche seien jedoch nicht der Motor des Geschehens.
Die KMK habe immer auf die Folgen der Pandemie für Kinder und Jugendliche hingewiesen und sich für eine Offenhaltung der Schulen eingesetzt, sagte die brandenburgische Bildungsministerin. Nach einer zweitägigen virtuellen Tagung sprach sich die KMK am Freitag erneut gegen Automatismen bei Schulschließungen aus.
Diese allein vom Inzidenzwert abhängig zu machen, greife zu kurz, erklärten die Ressortchefs. Vermehrte Tests bei Schülern und Lehrpersonal führten unweigerlich zu höheren Inzidenzwerten. Bei Entscheidungen über Schulschließungen sei daher zu prüfen, welche andern Kriterien mit in Betracht gezogen werden könnten.
„Viele Kinder und Jugendliche leiden unter der Pandemiesituation“, sagte Ernst nach den Beratungen. Um die Folgen für sie so gering wie möglich zu halten, liege die Priorität der Kultusminister darauf, „die Schulen so lange wie möglich offen zu halten“.
14:25 Uhr: Handel warnt vor Verlust von bis zu 120.000 Geschäften
Bei einer Fortsetzung des Lockdowns im Einzelhandel droht nach Einschätzung des Handelsverbandes Deutschland (HDE) der Verlust von bis zu 120.000 Geschäften in der Bundesrepublik.
Die Folgen für die Innenstädte und das gesellschaftliche Leben würden verheerend sein, warnte der HDE-Präsident Josef Sanktjohanser in einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
Der HDE-Präsident appellierte in dem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Schreiben an die Kanzlerin, bei dem Corona-Gipfel von Bund und Ländern am Montag einen „längst überfälligen Strategiewechsel bei der Pandemiebekämpfung einzuleiten“. Als Beurteilungsmaßstab für das weitere Handeln dürfe nicht länger ausschließlich die Entwicklung des Inzidenzwertes dienen. Vielmehr müssten auch andere Aspekte wie die Auslastung der Intensivkapazitäten und der Anteil schwerer Krankheitsverläufe sowie die vermehrten Tests berücksichtigt werden. Der Handel sei bereit, seinen Beitrag zu leisten, um eine „zeitnahe komplette Öffnung aller Geschäfte“ unter Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln zu ermöglichen.
Den Einzelhändlern werde derzeit ein Sonderopfer für das allgemein gesetzte Ziel der Kontaktreduzierung abverlangt, ohne dass sie dafür ausreichend entschädigt werden, klagte Sanktjohanser. „Die Städte, Parks und Grünanlagen sind voller Menschen, die Straßen sind voll, viele Unternehmen arbeiten normal, nur Handel, Gastronomie und Hotellerie sind weiterhin geschlossen. Dieses tagtägliche Bild macht die betroffenen Händler wütend und verzweifelt“, schrieb der HDE-Präsident. Denn auch das von der Regierung gegebene Versprechen, gesunde Unternehmen durch Staatshilfen zu retten, werde bei weitem nicht gehalten.
13:30 Uhr: Länder legen unterschiedlich Corona-Impfstoff für Zweitimpfungen zurück
Entgegen einer Empfehlung des Bundesgesundheitsministeriums gibt es in Deutschland keine einheitliche Regel, wie viele Impfdosen für Zweitimpfungen zurückgelegt werden. Rheinland-Pfalz, Brandenburg und das Saarland halten vom Biontech-Wirkstoff nichts mehr für Zweitimpfungen zurück, obwohl das Berliner Ministerium eine Rücklage von 20 bis 25 Prozent empfiehlt, berichtet der „Spiegel“. Die Reserve soll Probleme bei Zweitimpfungen verhindern, sollten Impfdosen nicht wie geplant geliefert werden.
Niedersachsen will seine Biontech-Reserve in den kommenden Tagen ebenfalls komplett verimpfen, bisher war Hannover noch der Bundesempfehlung gefolgt. Bayern hortet 5 Prozent, Hessen, Schleswig-Holstein, Sachsen und Sachsen-Anhalt 20 und Baden-Württemberg 25 Prozent.
Hamburg legt mindestens 25 Prozent zurück, „eher mehr“, so ein Sprecher der Gesundheitsbehörde. Thüringen behält nach eigenen Angaben sogar fast die Hälfte für die Zweitimpfung ein, ebenso Nordrhein-Westfalen. Thüringen schert auch beim Moderna-Impfstoff aus: Statt der vom Bund empfohlenen 50 Prozent legt Thüringen von diesem Präparat gar nichts zurück. Auch das Saarland und Brandenburg gehen so vor. Die bayerische Reserve beträgt etwa 20 Prozent.
Hessen, Rheinland-Pfalz, Bremen, Sachsen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg, Hamburg und Nordrhein-Westfalen halten sich an die 50-Prozent-Quote des Bundesgesundheitsministeriums. Einheitlich ist das Bild nur bei Astrazeneca. Das Bundesgesundheitsministerium empfiehlt für diesen Impfstoff keine Rücklage, und alle befragten Bundesländer halten allenfalls eine kleine Reserve zurück. Berlin und Mecklenburg-Vorpommern machten gar keine Angaben.
13:21 Uhr: Polizei fürchtet islamistische Anschläge auf Corona-Impfzentren
Die Polizei warnt vor Angriffen auf Impfzentren und Impfstofflager. Das berichtet der „Spiegel“ in seiner neuen Ausgabe. Wie aus einer vertraulichen Analyse des nordrhein-westfälischen Landeskriminalamts (LKA) hervorgeht, muss „die Möglichkeit eines terroristischen Anschlags auf Impfzentren und Lagerstätten aus dem islamistisch motivierten Täterkreis jederzeit in Erwägung gezogen werden“.
Dafür sprächen aus Perspektive der Terroristen die auf diese Weise zu erzielende Verunsicherung der Bevölkerung sowie eine große mediale Aufmerksamkeit, die mit einer Attacke einherginge. Generell stellen die Düsseldorfer Staatsschützer wegen „der hohen Emotionalität“ der Impfkampagne eine „abstrakte Gefährdung“ auch von Pharmafirmen und Vakzinentransporten fest. Es könne mit Sachbeschädigungen und Körperverletzungen gerechnet werden. Es sei zudem nicht auszuschließen, dass Impfstoffe gestohlen würden.
Laut LKA sind Pharmafirmen darüber hinaus gefährdet, Ziel von Spionageangriffen zu werden. Unlängst war eine Hacker-Attacke auf das für die Impfstoffzulassung zuständige Paul-Ehrlich-Institut bekannt geworden. Auch die Europäische Arzneimittelagentur wurde bereits erfolgreich gehackt.
12:44 Uhr: Spahn will russischen Impfstoff notfalls im nationalen Alleingang anschaffen
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich für zügige Vereinbarungen zum möglichen Erwerb des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V ausgesprochen – notfalls auch im nationalen Alleingang ohne europäische Partner.
Er könne sich „vorstellen, dass wir Verträge zügig abschließen“, sagte Spahn am Freitag in Berlin. Sein Ministerium sei „in engem Austausch“ mit den russischen Stellen, dabei gehe es auch um ein so genanntes Memorandum of Understanding, also eine vorvertragliche Absichtserklärung.
Bei dem möglichen Erwerb von Sputnik V wolle Deutschland nicht unbedingt auf eine Entscheidung auf EU-Ebene warten, sagte Spahn. „Ich bin tatsächlich sehr dafür, dass wenn die Europäische Union dann nichts macht, wir das auch national machen.“
Voraussetzung sei, dass das russische Präparat in der EU zur Verimpfung zugelassen werde. Dazu müsse die russische Seite noch Daten liefern: „Sobald ausreichend Datenpakete da sind, ist eine ordentliche Zulassung schnell möglich“, sagte Spahn.
Mit der russischen Seite werde derzeit unter anderem über mögliche Liefermengen verhandelt, sagte Spahn. Deutschland unterstütze Russland dabei, für die Produktion des Impfstoffs Kooperationspartner in Deutschland und Europa zu finden.
10:00 Uhr: Pressekonferenz
Gesundheitsminister Jens Spahn, Lars Schaade vom Robert-Koch-Institut und SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach äußern sich am Freitag im Rahmen einer Pressekonferenz zur weiteren Impfstrategie in Deutschland.
9:44 Uhr: Ramelow fordert Abschluss von Vorverträgen zur Lieferung von Sputnik-Impfstoff
In der Debatte um die Beschleunigung der Impfkampagne hat sich Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) für einen frühzeitigen Abschluss von Vorverträgen zur möglichen Belieferung mit dem russischen Wirkstoff Sputnik V ausgesprochen.
Deutschland dürfe damit nicht warten, bis die Europäische Arzneimittelbehörde EMA über die Zulassung entschieden habe, sagte Ramelow am Freitag im ARD-„Morgenmagazin“. Auch bei anderen Vakzinen seien derartige Vorverträge vorzeitig geschlossen worden.
Die Herkunft eines Vakzins dürfe keine Rolle spielen, sagte der Regierungschef. „Es kommt darauf an, ob es wirkt.“ Sputnik V werde in den EU-Mitgliedstaaten Ungarn und der Slowakei schon heute eingesetzt, Tschechien und Österreich bemühten sich darum. Er könne sich nicht vorstellen, „was damit nicht stimmen sollte“.
Ramelow sagte, sein Vertrauen in den Wirkstoff von Astrazeneca sei „ungebrochen“.
Er würde sich auch damit impfen lassen, wenn er an der Reihe sei, fügte der Ministerpräsident an. Zugleich äußerte er Verständnis für individuelle Vorbehalte – etwa wegen Thromboserisiken oder anderer medizinischer Gründe. Es sei „immer eine konkrete Frage“, zu der die Ärzte auch in jedem Einzelfall „gut beraten müssten“.
9:32 Uhr: Zahl der Corona-Impfungen steigt auf über 7 Millionen
Am Tag 82 nach Beginn der europaweiten Corona-Impfkampagne ist die Zahl der erstmals verabreichten Dosen in Deutschland auf 7.095.076 angestiegen.
Das zeigen Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) und der Bundesländer. Gegenüber den am Donnerstag im Laufe des Tages bekannt gewordenen 6.970.876 erstmaligen Verimpfungen stieg die Zahl der Impflinge um 124.200 an.
Die bundesweite Impfquote (ohne Zweitimpfungen) liegt damit bei 8,57 Prozent der Bevölkerung. Durch den vorübergehenden Stopp der Astrazeneca-Impfungen von Montag bis Donnerstag dieser Woche hat die Zahl der Verabreichungen deutlich gelitten, wurden doch genau eine Woche zuvor der bisherige Tageshöchstwert mit über 227.000 Erstimpfungen erreicht, wie erst jetzt bekannt wurde.
Das RKI korrigiert permanent auch nachträglich noch die Tageswerte für Impfungen nach oben, wenn Nachmeldungen eintrudeln.
8:15 Uhr: Haseloff will Unterkünfte in Sachsen-Anhalt zu Ostern öffnen
Sachsen-Anhalt will seinen Bürgern zu Ostern Urlaub im eigenen Bundesland ermöglichen. Die Einwohner Sachsen-Anhalts sollten innerhalb des Bundeslandes sowohl reisen als auch Unterkünfte buchen können, sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) der „Bild-Zeitung (Freitagsausgabe).
„Ich kann doch niemandem erklären, warum der gleiche Hausstand, der ohnehin zusammen wohnt, sich nicht mit den Kindern ins Auto setzen und in eine Ferienwohnung im eigenen Bundesland fahren darf“, sagte Haseloff zur Begründung.
Der CDU-Politiker warnte davor, die Akzeptanz der Corona-Maßnahmen in der Bevölkerung durch nicht nachvollziehbare Regeln zu verspielen. „Wenn wir Regeln machen, die keiner versteht und viele ignorieren, erreichen wir auch nichts“, sagte Haseloff. Neben Ferienwohnungen will Haseloff den Einwohnern seines Bundeslandes der „Bild“-Zeitung zufolge auch das Reisen in Wohnmobilen erlauben.
Am Montag beraten die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über die Fortführung der Corona-Maßnahmen und die Möglichkeit weiterer Lockerungen. Aus den Ländern kamen trotz steigender Infektionszahlen zuletzt Rufe nach weiteren Öffnungsschritten, die durch strenge Schutzkonzepte abgesichert werden sollten.
8:11 Uhr: Gemeinden und Landkreise gegen Festhalten am Inzidenzwert
Die deutschen Gemeinden und Landkreise haben sich gegen eine zu starke Fokussierung auf die (Neu-)infektionszahlen bzw. positiven PCR-Testergebnissen ausgesprochen.
„Der reine Inzidenzwert sollte nicht die alleinige Maßzahl für unseren Umgang mit der Pandemie sein“, sagte Landkreistags-Präsident Reinhard Sager den Zeitungen der „Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft“ (Freitagsausgaben). Außer den (Neu-)infektionen bzw. positiven PCR-Testergebnisse sollte auch noch die Auslastung der Intensivkapazitäten, der Impffortschritt und die Reproduktionszahl mitberücksichtigt werden.
„Wir dürfen die ersten Öffnungen nicht leichtfertig aufs Spiel setzen“, sagte der Landrat. Daher sollte über Öffnungen oder Schließungen am besten vor Ort entschieden werden.
„Wir plädieren nach wie vor für dezentrale Entscheidungen je nach Gesamtlage in den Landkreisen“, so Sager.
Ähnlich äußerte sich der Deutsche Städte- und Gemeindebund: Der Inzidenzwert sei zwar wichtig für die Beurteilung des Infektionsgeschehen, so Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg. Daneben sollten aber auch zusätzliche Gesichtspunkte gewichtet werden.
„Dazu gehört die Belastung des Gesundheitssystems und der Krankenhäuser in der betreffenden Region oder die Möglichkeiten durch Beschleunigung der Impfungen eine wirksame Gegenmaßnahme zu installieren“, so Landsberg. Auch die Perspektive, durch häufige Schnelltests Infektionsketten aufzudecken, sollte in eine Gesamtbetrachtung einfließen.
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18. März
21:42 Uhr: Deutschland nimmt Impfungen mit Astrazeneca wieder auf
Deutschland nimmt die Corona-Impfungen mit dem Impfstoff von Astrazeneca voraussichtlich am Freitag wieder auf. Das teilte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Donnerstagabend mit. Bis dahin sollten die Informationen für Impfärzte aktualisiert werden.
Die Ärzte müssten Bescheid wissen über die Risiken, sagte Spahn. Ausführlich rechtfertigte er sich, dass die Corona-Impfkampagne vorübergehend gestoppt wurde. „Es war richtig“, sagte Spahn. Der Staat habe hier eine „besondere Sorgfaltspflicht“.
Für das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) ergänzte deren Chef Klaus Cichutek, es habe bislang nach Impfungen mit Astrazeneca in Deutschland zwölf Fälle von Sinusvenenthrombosen gegeben, allesamt bei Frauen im Alter von unter 55 Jahren und zwei davon tödlich. Außerdem habe es einen vergleichbaren Fall bei einem Mann gegeben, auch dieser sei verstorben. Insgesamt hätten die Impfungen aber „ein positives Nutzen-Risiko-Profil“. Es könne weitergeimpft werden.
Zuvor hatte die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) empfohlen, das Präparat von Astrazeneca weiter zu nutzen. Es handele sich um einen „sicheren“ Impfstoff, teilte die Behörde mit. Ein direkter Zusammenhang mit den aufgetretenen Thrombosen bestehe nicht. Auch eine Einschränkung der bisherigen Zulassung für alle Erwachsenen machte die EMA nicht.
Deutschland hatte am Montag die Corona-Impfungen mit Astrazeneca gestoppt, weil es unter anderem eine „auffällige Häufung“ von Hirnvenenthrombosen gegeben haben soll. Die EMA hatte im Anschluss eine gründliche Prüfung angekündigt. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) hatte die EMA-Entscheidung am Abend noch vor Spahns Statement begrüßt.
„Jetzt muss jede Impfdosis so schnell wie möglich verimpft werden“, sagte DIVI-Vorstands Stefan Kluge. Weil das Vertrauen in den Wirkstoff gelitten habe, solle man erwägen, Astrazeneca „für Freiwillige zur Verfügung zu stellen, die keine Angst haben und in der Impfreihenfolge aber noch gar nicht berücksichtigt werden“. Zudem eigne sich der Impfstoff hervorragend, „um endlich die Hausärzte in die Strategie mit einzubinden“.
17:54 Uhr: Österreichs Kanzler erwartet „Normalität“ im Sommer
Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz hofft, dass Deutsche so schnell wie möglich wieder in Österreich Urlaub machen können. Zu Ostern werde dies noch nicht möglich sein, sagte er der RTL/n-tv-Redaktion. Auf europäischer Ebene werde jetzt daran gearbeitet, dass es ab dem 1. Juni einen digitalen grünen Pass geben werde – für entweder Geimpfte oder Genesene und Getestete.
Darüber hinaus werde intensiv daran gearbeitet, Impfengpässe zu überwinden. „In der Summe bin ich optimistisch, dass wir bis zum Sommer jedem in Europa, der sich impfen lassen möchte, zumindest eine Erstimpfung anbieten können und dann führt das dazu, dass wir im Sommer wieder in Normalität leben können“, so der ÖVP-Politiker.
Kurz kritisierte, dass einige Hersteller ihre Lieferverpflichtungen nicht einhalten würden. „Was für uns natürlich problematisch ist, dass sehr viel in einem Steering Board von Gesundheitsbeamten vereinbart wurde, wo es keine wirkliche Transparenz gab.“ Heute sei man schlauer als vor einigen Monaten. „Natürlich hätte einiges anders laufen können und auch anders laufen sollen.“
Ziel müsse nun sein, diese Probleme so schnell wie möglich zu lösen. Er hoffe, dass man dann zurückblicken und einschätzen könne, es sei ein furchtbares Jahr gewesen, aber gemeinsam sei es gelungen, die Pandemie zu besiegen.
17:00 Uhr: EMA bleibt bei Empfehlung zur Nutzung von AstraZeneca-Impfstoff
Die europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hält an ihrer Empfehlung für den Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca fest.
Es gebe keine Hinweise darauf, dass von dem Impfstoff ein allgemein erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel ausgehe, sagte EMA-Chefin Emer Cooke nach einer Sondersitzung der Behörde am Donnerstag. Der Impfstoff sei „sicher und wirksam“, betonte Cooke.
Die EMA konnte demnach aber „nicht mit Sicherheit ausschließen“, dass es einen Zusammenhang zwischen Impfungen mit dem Astrazeneca-Vakzin und dem Auftreten seltener und gefährlicher Gerinnsel im Gehirn gebe.
Der EMA-Ausschuss für Impfstoff-Sicherheit sei zu einer „eindeutigen wissenschaftlichen Schlussfolgerung“ hinsichtlich der Sicherheit des Vakzins gekommen, sagte Cooke.
Die EMA empfiehlt allenfalls eine „Bewusstseinsschärfung“ für mögliche Risiken. Der Nutzen überwiege aber „bei Weitem“ das Risiko. „Wir haben keinerlei Hinweise gefunden, dass es Qualitätsbedenken gibt“, sagte Sabine Straus, Vorsitzende des Ausschusses für Risikobewertung im Bereich Pharmakovigilanz der EMA.
Man habe sich dafür die gemeldeten Einzelfälle genau angesehen. Deutschland und weitere Länder hatten die Impfungen mit Astrazeneca in den letzte Tagen gestoppt, weil es unter anderem eine „auffällige Häufung“ von Hirnvenenthrombosen gegeben haben soll. Die EMA hatte im Anschluss eine gründliche Prüfung des umstrittenen Wirkstoffs angekündigt.
13:58 Uhr: Trotz Impfstopp womöglich tausende Impfungen mit AstraZeneca
Trotz des bereits am Montag (15. März) verordneten Stopps könnte es am Dienstag und Mittwoch in Deutschland hunderte, womöglich sogar tausende Impfungen mit dem Wirkstoff von AstraZeneca gegeben haben. Das geht zumindest aus Daten des Bundesgesundheitsministeriums vom Donnerstag hervor, die der dts Nachrichtenagentur vorliegen. Demnach wurden für Dienstag 1.519, für Mittwoch sogar 8.284 neue Corona-Impfungen mit AstraZeneca gemeldet.
Die Daten stammen letztlich vom Robert-Koch-Institut (RKI), und das äußerte sich am Donnerstag trotz mehrfacher Nachfrage nicht zu möglichem Impfungen, die in den letzten Tagen trotz Impfstopp durchgeführt worden sein könnten.
Erklärbar wäre die hohe Anzahl auch mit falschen oder unvollständigen Meldungen, bei denen das Verimpfungsdatum nicht bekannt ist und stattdessen als Meldedatum Mittwoch und Donnerstag dieser Woche eingesetzt wurde, obwohl die Spritzen tatsächlich schon früher gesetzt worden waren. Aber auch unter dieser Annahme bleiben hunderte ungeklärte Fälle, die eine Impfung nach dem Impfstopp nahelegen.
Tatsächlich zeigen die RKI-Daten von Mittwoch auf Donnerstag nämlich sogar einen Anstieg der bislang durchgeführten AstraZeneca-Impfungen um 16.165 Fälle, gleichzeitig wurde aber auch die Gesamtzahl aller bis einschließlich Mittwoch durchgeführten Impfungen hochkorrigiert, allerdings lediglich um 15.568 Fälle. Mindestens die Differenz, also 597 Impfungen, können eigentlich nur am Mittwoch und nur mit AstraZeneca durchgeführt worden sein – wenn in der RKI-Statistik nicht noch mehr Fehler eingebaut sind.
Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) war am Montag einer Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts gefolgt und hatte einen Stopp der Impfungen mit AstraZeneca verfügt. Grund waren sieben Fälle von Sinusvenenthrombosen, die in einem Zeitraum von 14 Tagen nach einer Impfung mit AstraZeneca registriert wurden. Statistisch gesehen seien bei 1,6 Millionen Impfungen nur 1 bis 1,4 Sinusvenenthrombosen zu erwarten, so das BMG. Die Maßnahme rief allerdings viele Kritiker hervor, dir argumentieren, dass der Nutzen der Corona-Impfungen dennoch die Risiken weit Weitem überwiegt.
11:45 Uhr: EMA will um 16 Uhr über AstraZeneca-Prüfung informieren
Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) will heute um 16 Uhr über die Ergebnisse der Prüfung des umstrittenen AstraZeneca-Impfstoffs informieren. Für diesen Zeitpunkt ist derzeit eine Pressekonferenz mit EMA-Direktorin Emer Cooke geplant. Dabei sollen die Schlussfolgerungen der Untersuchung des EMA-Ausschusses für Risikobewertung (PRAC) vorgestellt werden.
11:20 Uhr: Medizinrechtler denkt, dass AstraZeneca nach Bedingungen wieder zugelassen wird
Alexander Ehlers, Fachanwalt für Medizinrecht glaubt, dass der Impfstopp mit dem Impfstoff AstraZeneca aufgehoben wird, sobald Beschränkungen für bestimmte Patienten seitens der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA erlassen werden.
„Wir erwarten (…), dass die EMA wahrscheinlich einen Warnhinweis ergänzend aufnehmen wird, und zwar dahingehend, dass Patientinnen und Patienten mit Blutgerinnungsstörungen und Einnahme von Kontrazeptiva, also Antibabypille, hier von der Impfung ausgenommen werden sollten,“ so Ehlers.
8:21 Uhr: Intensivmediziner fordern Einhalten der „Corona-Notbremse“
Der wissenschaftliche Leiter des bundesweiten DIVI-Intensivbettenregisters, Christian Karagiannidis, hat die Politik angesichts steigender Corona-Zahlen aufgefordert, die „Corona-Notbremse“ einzuhalten. Derzeit gebe es 3.000 Corona-Intensivpatienten, das sei ein ähnlicher Stand wie im Oktober 2020, sagte der Lungenspezialist dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Wenn man jetzt beim Impfen nachlasse, bei den Lockerungen bleibe und die Inzidenz bis 200 laufen lasse, dann könnten es 5.000 bis 6.000 Patienten werden.
Damit würden die Kliniken an die absoluten Kapazitätsgrenzen geraten. „Das heißt, dass im Extremfall andere Patienten nicht aufgenommen werden können.“ Die Lage in einigen Intensivstationen wie etwas in Köln sei bereits jetzt „sehr angespannt“. Das Intensivbettenregister erfasst tagesaktuell die freien und belegten Intensivbetten.
6:51 Uhr: Europäische Arzneimittelbehörde berät in Sondersitzung über AstraZeneca-Impfstoff
Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) berät heute (18. März) in einer Sondersitzung über die Sicherheit des Corona-Impfstoffs von AstraZeneca. Erwartet wird, dass die EMA im Anschluss eine abschließende Empfehlung abgibt.
Nach Berichten über das Auftreten schwerer Blutgerinnsel bei einigen Impf-Patienten hatten Deutschland und mehrere weitere europäische Staaten die Impfungen mit dem Vakzin des britisch-schwedischen Herstellers vorerst gestoppt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte dies als reine Vorsichtsmaßnahme bezeichnet.
In der EU ist der AstraZeneca-Impfstoff seit Ende Januar für Menschen ab 18 Jahren zugelassen. Es war der dritte Impfstoff, der eine EU-weite Zulassung erhielt.
6:40 Uhr: Erste Corona-Impfungen in der Antarktis
In der Antarktis sind die ersten Menschen gegen das Coronavirus geimpft worden. Auf dem chilenischen Stützpunkt Presidente Eduardo Frei Montalva auf der King-George-Insel erhielten seit Sonntag 49 Soldaten und Wissenschaftler ihre erste Impfdosis, wie die chilenische Luftwaffe am Mittwoch mitteilte. 53 weitere Mitarbeiter der Forschungsstation sollen demnach in den kommenden Tagen geimpft werden.
Die Antarktis war bis Dezember der einzige coronafreie Kontinent. Dann meldete Chile 36 Infizierte auf einer seiner Forschungsstationen. Chile kommt bei den Corona-Impfungen deutlich schneller voran als viele andere Länder. Mehr als fünf der rund 19 Millionen Chilenen haben bereits ihre erste Dosis erhalten.
6:37 Uhr: Niedersachsens Wirtschaftsminister Althusmann für Öffnung von Hotels über Ostern
Der niedersächsische Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) hat sich für Öffnungen im Hotel- und Gastgewerbe über Ostern ausgesprochen. Mit einer „klugen Test- und Test-App-Strategie“ müsse eine Erholung im eigenen Land möglich sein, sagte Althusmann der „Bild“-Zeitung (Donnerstagsausgabe, 18. März).
„Die Hotellerie hat ausgefeilte Hygiene-Konzepte, die ein Höchstmaß an Sicherheit bieten“, fügte der stellvertretende niedersächsische Ministerpräsident hinzu.
Zugleich müsse alles getan werden, um das steigende Infektionsgeschehen im Griff zu behalten, sagte Althusmann. Er regte vor den nächsten Bund-Länder-Beratungen am Montag daher Öffnungen bis zu einer Auslastung von maximal 60 Prozent an.
Mit seiner Forderung geht Althusmann unter anderem auf Gegenkurs zu Bayern und Sachsen. Die Landesregierungen beider Länder lehnen Öffnungen über Ostern ab.
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17. März
17:06 Uhr: Ärzteverband will Biontech für Jüngere nutzen
Der Ärzteverband Virchowbund plädiert nach dem Astrazeneca-Stopp für eine grundlegend neue Impfstrategie. „Wir müssen jetzt viel mehr Biontech für die Jüngeren nehmen“, sagte der Bundesvorsitzende Dirk Heinrich dem „Tagesspiegel“.
Da neue Studiendaten aus Israel zeigten, dass der bisher vor allem für Ältere eingesetzte Biontech-Impfstoff bei Geimpften auch eine Virusübertragung verhindere, müsse dieser nun anders eingesetzt werden, gerade auch in der aufziehenden dritten großen Infektionswelle in Deutschland – und zwar verstärkt für die Bevölkerungsgruppe, die das Virus am ehesten übertrage, etwa Kita-Mitarbeiter, Lehrer, medizinisches und pflegendes Personal, letztlich alle, die aktiv mit Menschen in Kontakt seien.
Er gehe fest davon aus, dass der Astrazeneca-Impfstoff von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) weiter zugelassen werde – der dann aber anders als bisher eingesetzt werden müsse: „Wir wissen aus Großbritannien, dass Astrazeneca zu 100 Prozent die Hospitalisierungen und den Tod verhindern kann. Auch bei älteren Menschen“, so Heinrich.
Daher wäre es die rationalste Lösung, zu sagen, „Astrazeneca ist der Impfstoff, der für die ältere Bevölkerung der geeignetste ist“. Die aufgetretenen Komplikationen – Sinusvenenthrombosen im Hirn – habe es vor allem bei jüngeren Frauen gegeben.
„Wir sehen bei älteren Menschen auch weniger allergische Impfreaktionen“, sagte Heinrich mit Blick auf die Astrazeneca-Erfahrungen im Hamburger Impfzentrum, dessen medizinischer Leiter er ist. Bleibe Astrazeneca ausgesetzt, könnten noch ausstehende Zweitimpfungen auch mit Biontech oder Moderna erfolgen:
„Es gibt ja Stimmen, die sagen, eine Mischung wäre sowieso gar nicht so verkehrt, weil jeder Impfstoff löst eine etwas andere Immunreaktion aus und die Wirkung könnte dadurch sogar besser sein, wenn es erst mit dem einen, dann mit dem anderen Impfstoff durchgeführt würde“, sagte Heinrich dem „Tagesspiegel“.
Die Immunantwort sei vermutlich genauso wirksam und vielleicht sogar wirksamer, weil mehr Immunreaktionen ausgelöst würden. Dann müsse „nur überlegt werden, ob anschließend eine dritte Impfung gegeben werden muss, also zwei Impfungen mit dem anderen Impfstoff“. (dts)
14:42 Uhr: Bayern dringt auf Lockerungen für Gastgewerbe und Reisebranche
Bayern dringt auf eine Lockerung des Lockdowns für das Gastgewerbe und die Reisebranche. Von der Sitzung der Ministerpräsidenten am 22. März müsse „ein klares Signal für Osterurlaub in Deutschland kommen“, sagte Landeswirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochausgaben). Das Ostergeschäft sei für viele „der letzte rettende Strohhalm“.
Tausende Betriebe stünden inzwischen finanziell und emotional mit dem Rücken zur Wand, „da darf die Politik nicht mehr länger zusehen“, forderte Aiwanger. Hier gehe es um wirtschaftliche Existenzen, „um das Bekenntnis zur Heimat und um den Erhalt einer bayerischen Leitökonomie“.
Auch aus Sicht des Infektionsschutzes halte er Urlaub in Bayern für besser als auf Urlaubsinseln im Süden mit diversen zusätzlichen Kontakten.
Dehoga: „Der Endlos-Lockdown ist keine Lösung“
Die Kritik an der Tourismuspolitik der Bundesregierung reißt nicht ab, seit insbesondere die Balearen nicht mehr als Risikogebiet gelten und viele Auflagen für Urlaubsrückkehrer aufgegeben wurden.
„Es ist für keinen Hotelier nachvollziehbar, warum man auf Mallorca Urlaub machen darf, aber nicht an der Ostsee oder Nordsee. Das kann niemand verstehen – und ich kann es auch niemandem erklären“, sagte die Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Ingrid Hartges, den Funke-Zeitungen.
Auch an der deutschen Küste gebe es zum Teil niedrige Inzidenzwerte. Als Beispiel nannte sie die ostfriesischen Inseln Langeoog und Spiekeroog mit einer Inzidenz von 21,1. Aktuell dürften aber nur Geschäftsreisende in Hotels übernachten. Die Branche habe keine Öffnungsperspektive bekommen, obwohl Hotels nicht als Pandemie-Treiber gelten.
„Der Endlos-Lockdown ist keine Lösung“, so Hartges. Die Wut, Verzweiflung und Existenzängste in der Hotellerie und Gastronomie wachsen nach ihren Worten „dramatisch“.
Laut Bericht der Funke-Zeitungen bereiten die norddeutschen Länder Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg gemeinsam eine Öffnung zu Ostern für die eigenen Bürger vor. Im nächsten Schritt sollen ab 1. Mai auch Gäste aus anderen Bundesländern aufgenommen werden. Darüber wollen die Länder am 22. März mit der Bundeskanzlerin beraten. Bundesweit steigt die Zahl der Neuansteckungen mit dem Coronavirus seit Tagen an.
14:30 Uhr: Kontrollen an den deutschen Grenzen zu Tschechien und österreichischem Tirol verlängert
Die stationären Kontrollen an den deutschen Grenzen zu Tschechien und zum österreichischen Bundesland Tirol im Kampf gegen die Corona-Pandemie bleiben für zunächst weitere zwei Wochen in Kraft. „Wir werden die Kontrollen verlängern“, sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) am Mittwoch dem „Münchner Merkur“. Er signalisierte aber auch, dass die Kontrollen bald beendet werden könnten.
Ohne die Verlängerung wäre die Regelung zu den Kontrollen in der Nacht zu Donnerstag ausgelaufen. Mit Blick aus Österreich verwies Seehofer auf laufende Gespräche mit der österreichischen Regierung. „Wir haben die Hoffnung, dass wir die Kontrollen zu Österreich etwas früher beenden können, vielleicht sogar noch im Laufe des März“, sagte der Innenminister.
Dazu werde man die Schritte zum Infektionsschutz und zur Eindämmung der Corona-Mutante in Tirol genau beobachten, kündigte Seehofer weiter an. Am Donnerstag dürfte das Thema demnach auch bei einem Besuch von Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz in Berlin zur Sprache kommen. „Wir werden auch über die Kontrollen reden“, sagte dazu Seehofer.
Schwieriger ist die Lage demnach weiterhin an der deutsch-tschechischen Grenze. Seehofer betonte, wegen den hohen Infektionszahlen bzw. positiven PCR-Testergebnissen in Tschechien gebe es dort bisher keine Entspannung.
Grundsätzlich verteidigte der Innenminister die Kontrollen. „Ausbruchsorte zu identifizieren und Infektionsketten zu unterbrechen, gehört zu den wichtigsten Reaktionen in einer Pandemie. Das nicht zu tun, führt zu einem bösen Erwachen.“ Auch sei der Warenverkehr nie gestoppt worden, und auch die Pendler kämen weiter über die Grenze.
„Es ist wirklich keine Zumutung, in einer Pandemie einen Negativtest zu verlangen“, sagte Seehofer. Die stationären Kontrollen seien so angelegt, dass es nicht zu nennenswerten Staus komme. „Das sind heute nicht mehr die alten Schlagbaum-Kontrollen, sondern hochintelligente Steuerungsprozesse“, hob der Minister hervor.
9:40 Uhr: CDU-Gesundheitsexpertin gegen Impfung Freiwilliger mit AstraZeneca
Die CDU-Gesundheitspolitikerin Karin Maag hat Vorschläge zurückgewiesen, den Impfstoff von Astrazeneca auf eigenes Risiko anzubieten.
„Eine Handhabung frei nach dem Motto `Jeder der sich traut, wird auch geimpft` wäre für das Vertrauen der Bevölkerung in die Sicherheit von Impfstoffen verheerend“, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der Unions-Bundestagsfraktion dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Mittwochausgaben). Der Vorschlag sei „geradezu absurd“, sagte sie.
Da man noch nicht wisse, ob es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen dem Impfstoff und Thrombosen gebe, sei eine angemessene Aufklärung von Impfwilligen gar nicht möglich.
„Umgekehrt käme ein womöglich sicherer Impfstoff fälschlicherweise in Verdacht, wenn die Thrombosen eben nicht auf den Impfstoff zurückzuführen sind, sondern auf sonstige Prädispositionen der Geimpften“, fügte sie hinzu.
Maag bedauerte die Aussetzung der Impfungen, bat aber um Verständnis. Die vom Paul-Ehrlich-Institut festgestellte auffällige Häufung einer speziellen Form von seltenen Hirnvenen-Thrombosen in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung müsse untersucht werden. „Selbstverständlich ist es der einzig richtige Weg, wenn der Bundesgesundheitsminister dieser fachlichen Empfehlung folgt“, sagte sie.
9:35 Uhr: Mehrheit hält Astrazeneca-Stopp für verantwortungsvoll
Eine Mehrheit der Deutschen hält die Aussetzung der Impfungen mit Astrazeneca und die erneute Überprüfung des Impfstoffs für verantwortungsvoll. Das ist das Ergebnis einer Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL und n-tv. 54 Prozent der Bürger begrüßen demnach den Schritt, 39 Prozent meinen, er sei übertrieben.
Die Befragten, die sich gegen Corona impfen lassen wollen oder hinsichtlich einer Impfung erst einmal abwarten möchten, wurden gefragt, ob sie sich mit dem Impfstoff von Astrazeneca impfen lassen würden, wenn die Impfungen damit nach einer erneuten Überprüfung in Deutschland wieder aufgenommen würden: Eine Mehrheit von 63 Prozent der Bundesbürger bejaht dies.
32 Prozent würden sich in diesem Fall lieber nicht mit dem Astrazeneca-Impfstoff impfen lassen. Von den Befragten, die sich sobald wie möglich gegen Corona impfen lassen möchten, geben 71 Prozent an, dass sie das Angebot, sich mit dem Impfstoff von Astrazeneca impfen zu lassen, annehmen würden, wenn die Impfungen damit wieder aufgenommen werden.
Die Zustimmung zu einer künftigen Impfung mit diesem Impfstoff fällt bei den Befragten, die hinsichtlich einer Impfung erst einmal abwarten möchten, mit 24 Prozent deutlich geringer aus. Acht Prozent der Befragten geben an, dass sie bereits gegen Corona geimpft wurden. Knapp drei Viertel (71 Prozent) wollen sich impfen lassen, sobald sie die Möglichkeit haben.
13 Prozent möchten lieber erst einmal abwarten und sieben Prozent wollen sich gar nicht dagegen impfen lassen. Gegenüber der Befragung Anfang März gibt es insgesamt betrachtet nur geringe Veränderungen bei der Impfbereitschaft der Bürger („ja, werde mich impfen lassen, sobald ich die Möglichkeit habe“ am 3. März: 73 Prozent; am 16. März: 71 Prozent). Für die Erhebung wurden am 16. März 1.001 Personen befragt.
9:08 Uhr: Impfstoffbeauftragter: AstraZeneca-Ausfall lässt sich ausgleichen
Der Impfstoffbeauftragte der Bundesregierung, Christoph Krupp (SPD), bewertet einen möglichen vollständigen Ausfall des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca als schweren Rückschlag. Er glaube dennoch, dass sich die dadurch entstehende Lücke kompensieren ließe, sagte er der RTL/n-tv-Redaktion. Es sei schon ein Rückschlag gewesen, dass die Produktion nicht ganz so schnell vorangegangen war, wie Astrazeneca es sich selber gewünscht hatte.
Die EU habe aber zum Glück sehr viel mehr Impfstoff bestellt, als erforderlich sei, „sodass man hofft, dass man das dadurch ausgleichen kann“, so Krupp.
Er führt die Störungen in der Impfstoffproduktion mehrerer Hersteller auch auf politisch verursachte Lieferengpässe zurück. „Die globalen Lieferbeziehungen laufen nicht alle so, wie sie laufen sollen“, sagte Krupp der RTL/n-tv-Redaktion. Als Beispiel nannte der SPD-Verwaltungsfachmann die USA.
Das Land habe keine Exportverbote verhängt, es gelte aber die sogenannte „Rated Order“. „Die `Rated Order` heißt, dass die amerikanische Regierung den Unternehmen sagt, in welcher Reihenfolge bestimmte Aufträge abzuwickeln sind.“ Das heiße, dass erst einmal US-Firmen beliefert werden müssten. Es betreffe auch Lieferungen, die eine hohe Priorität für die US-Regierung haben. „Und da fallen dann manche europäischen Bestellungen hinten runter“, so Krupp.
Sein Team sammele nun diese Fälle, die durch die US-Priorisierung auftreten. „Das geht also um bestimmte Komponenten und bestimmte Vorprodukte.“ Über die EU solle Druck auf die USA ausgeübt werden, „dass wir mit dem Weißen Haus darüber sprechen, dass solche Blockaden möglichst aufgelöst werden“.
8:35 Uhr: Drosten bedauert die Entwicklungen um AstraZeneca
Der Virologe Christian Drosten bedauert die Entwicklungen um AstraZeneca mit ausgesetzten Impfungen und knapperen Liefermengen.
Im Moment solle man vor allem daran denken, „dass wir diese Impfung brauchen“, betonte der Charité-Wissenschaftler im Podcast „Coronavirus-Update“ (bei NDR-Info). Die epidemiologische Lage sei momentan nicht gut in Deutschland. Die ansteckendere Virusvariante B.1.1.7 nehme immer mehr Überhand, ihr Anteil betrage inzwischen drei Viertel.
„Wir werden kurz nach Ostern eine Situation haben wie um Weihnachten herum“, sagte der Virologe, auch mit Blick auf düstere Prognosen des Robert Koch-Instituts (RKI) von vor einigen Tagen zu einem befürchteten starken Anstieg der (Neu-)infektionszahlen bzw. positiven PCR-Testergebnissen.
Die Situation werde sich dann im weiteren Verlauf „drastisch erschweren“ wegen der Mutante, erwartet Drosten. Besonders „brenzlig“ werde es für die weitestgehend noch ungeimpften Jahrgänge ab 50 Jahre. Diese Warnung hatte Drosten bereits mehrfach zuvor schon geäußert.
In Deutschland hatte das für die Impfstoff-Sicherheit zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) eine Aussetzung der Impfungen mit Astrazeneca empfohlen. Nach Angaben aus dem Gesundheitsministerium wurden in Deutschland bis Dienstagabend insgesamt acht Fälle mit Thrombosen (Blutgerinnseln) in den Hirnvenen in zeitlichem Zusammenhang zur Impfung gemeldet. Die Zahl der Fälle ist demnach statistisch signifikant höher als in der Bevölkerung ohne Impfung.
Laut PEI waren die Betroffenen vor allem Frauen. Ob ein kausaler Zusammenhang zwischen Impfung und Thrombose besteht, wird derzeit untersucht.
Über die Häufung der seltenen Thrombosen innerhalb kurzer Zeit sagte Drosten, das müsse man „natürlich ernst nehmen und anschauen“. Dazu gehöre unter anderem auch die Suche nach möglichen anderen Ursachen. Er wolle die Entscheidung nicht bewerten und habe auch keine Hintergrundinformationen, sagte Drosten.
Der Virologe gab aber zu bedenken, dass es sich möglicherweise auch um ein statistisches Problem handeln könnte: In Deutschland seien Menschen unter 65 Jahre mit Astrazeneca geimpft worden, weil es zunächst keine Empfehlung der Ständigen Impfkommission für Ältere gegeben hatte.
In England hingegen seien bevorzugt Ältere damit geimpft worden; trotz einer höheren Zahl an Impfungen sei dort keine solche Thrombosen-Häufung beobachtet worden. Drosten verwies auf einen wohl hohen Frauenanteil beim medizinischen Personal und Pflegepersonal, das das Mittel in Deutschland erhielt. Er fragte: „Könnte es sein, dass das die Statistik färbt?“ Bei Frauen seien Probleme mit Thrombosen generell häufiger.
Zu mehreren Studien über die in Großbritannien entdeckte Variante B.1.1.7 zog Drosten die Bilanz, dass das Virus nicht nur übertragbarer, sondern auch gefährlicher geworden sei. „Und das ist keine gute Botschaft, gerade in diesen Zeiten und in dieser jetzigen Nachrichtenlage“. Die Studien lieferten weitere Hinweise, dass die Variante tödlicher ist. (dpa/dts/afp)
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