69-, 79- oder gar 89-Euro: Union befürchtet neue Preise für Deutschlandticket
„Mit Blick auf das Urteil aus Karlsruhe ist klar, dass das 49-Euro-Ticket jetzt spätestens im Juni nächsten Jahres zum 69-, 79- oder gar 89-Euro-Ticket wird“, sagte Vorsitzende der Arbeitsgruppe Verkehr der Unionsfraktion, Thomas Bareiß (CDU), der „Rheinischen Post“ (Donnerstagausgabe). Damit werde der gewünschte Effekt, die Menschen mit Hilfe eines attraktiven Preisangebotes in den ÖPNV zu locken, verpuffen.
„Ein Großteil der ohnehin wenigen Umstiegskunden wird wieder auf das Auto oder den Einzelfahrschein zurückgreifen“, so Bareiß. Bund und Länder hätten Milliardensummen für eine einheitliche Ticketstruktur ausgegeben. „Das hätte man auch günstiger haben können, vom fehlenden Nachhaltigkeitsaspekt ganz zu schweigen“, sagte der CDU-Politiker.
SPD sieht im Deutschlandticket einen großen Erfolg
SPD-Fraktionsvize Detlef Müller forderte die Bundesregierung auf, ein Aus des 49-Euro-Tickets wegen der Haushaltskrise zu verhindern. „Das Deutschlandticket ist ein großer Erfolg für die Verkehrswende und erfolgreiche Projekte sollten fortgeführt werden“, sagte er der Zeitung.
Die Auswirkungen des Karlsruher Urteils würden gerade intensiv geprüft. „Die Haushaltslage ist aktuell sehr komplex.“ Daher werde „ein kluges, verfassungskonformes Gesamtpaket gebraucht“, so Müller.
Umfrage: 49 Euro sind die Grenze
Viele Nutzer würden eine Preiserhöhung nicht mitmachen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Yougov-Instituts im Auftrag von dpa. Demnach ist für mehr als ein Drittel der Deutschlandticket-Inhaber und -Interessenten (37 Prozent) der derzeitige Preis von 49 Euro pro Monat die Grenze. Sie würden das Abonnement für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) kündigen beziehungsweise nicht weiter in Erwägung ziehen, sollte es eines Tages teurer werden.
23 Prozent würden bei einer Erhöhung um zehn auf 59 Euro noch mitgehen, ab dann aber ebenfalls aussteigen. Immerhin fast jeder dritte Abonnent oder Interessent würde auch ein noch teureres Ticket behalten oder kaufen. Sechs Prozent der befragten Inhaber und Kaufinteressierten wäre sogar bereit, bis zu 89 Euro pro Monat zu zahlen.
Seit einem halben Jahr gibt es das Deutschlandticket. Abonnenten können damit bundesweit Busse und Bahnen des Nah- und Regionalverkehrs nutzen, ohne sich Gedanken über unterschiedliche Tarife oder Verbünde machen zu müssen. Das Abo kostet seit Einführung 49 Euro pro Monat.
Wer trägt die Mehrkosten?
Bund und Länder streiten über die Finanzierung des Angebots ab 2024. Kern der Diskussion ist die Frage, wer mögliche Mehrkosten trägt, die den Verkehrsunternehmen aufgrund der niedrigeren Einkünfte durch das vergünstigte ÖPNV-Angebot entstehen.
Das seit Mai gültige Angebot gibt es nur als Abo. Es verlängert sich jeden Monat automatisch neu, solange es nicht gekündigt wird. Das ist zwar monatlich möglich. Trotzdem würde sich fast die Hälfte der Verbraucher – Inhaber und Nicht-Inhaber – der dpa-Umfrage zufolge ein Modell wie beim sogenannten 9-Euro-Ticket wünschen. Den Vorgänger des Deutschlandabos gab es zwischen Juni und August 2022. Das 9-Euro-Ticket galt pro Monat und musste in der Zeit für die einzelnen Monate jeweils neu gekauft werden.
Für die Umfrage wurden vom 27. bis 30. Oktober 2120 Personen ab 18 Jahren in Deutschland befragt. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die Bevölkerung ab 18 Jahren.
Die Frage nach dem noch akzeptablen Preis beantworteten jene 936 Befragten, die ein Deutschlandticket besitzen oder sich dessen Kauf vorstellen können. Die Frage lautete konkret: „Ab welchem Preis wäre das Deutschlandticket nicht mehr interessant für Sie bzw. würden Sie es kündigen?“ (dpa/dts/ks)
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