300-facher Schließfachraub in Deutscher Bank wirft Sicherheitsfragen auf
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Neue Details zum Raub aus in einem Tresorraum befindlichen Schließfächern der Deutschen Bank in Lübeck (Schleswig-Holstein) deuten auf massive Sicherheitsmängel hin.
Diebe ließen sich vier Tage vor Weihnachten von Bankmitarbeitern in den Tresorraum der Deutschen Bank am Kohlmarkt in Lübeck führen. Dort versteckten sie sich dann offenbar unter einer Treppe und ließen sich so über Nacht in der Bankfiliale einschließen, berichtet „Bild“.
Dann brachen die vermutlich vier Täter über 300 Schließfächer von rund 2.500 Schließfächern auf, stahlen den Inhalt im Wert von über zehn Millionen Euro, und verschwanden aus der Bank. Und erst da, als sie das Bankgebäude verließen und mit mindestens zwei Autos vom Hinterhof aus flüchteten, schlug die Sicherheitsanlage Alarm, heißt es im Artikel. Die Polizei umstellte daraufhin die Filiale, jedoch erfolglos. Die Täter waren bereits verschwunden.
Zuvor waren die bisher unbekannten Bankräuber mit leeren Rollkoffern vermutlich zum Transport der Raubware und fast vollständig vermummt in die Bankfiliale gekommen, berichtet die Lübecker Polizei.
Der Tresorraum im Untergeschoss des Bankgebäudes gelegen, hatte keine Kameras, keine Bewegungssensoren. Daher konnten sie in aller Ruhe die Wertkassetten entleeren.
Ein Opfer des Schließfachraubes, das anonym bleiben möchte, erklärte gegenüber „Bild“, dass man, ohne ein Schließfach zu besitzen, nicht in den Tresorraum kommen könne. Das heißt, dass möglicherweise die Diebe oder ein Strohmann zuvor ein Mietvertrag zu einem Schließfach abschloss.
Trotz der massiven Sicherheitsmängel will die Deutsche Bank für den Schaden nicht aufkommen und will auch keine Entschädigung zahlen.
Kunden stehen jetzt möglicherweise mit leeren Händen da. Der Mietvertrag mit der Deutschen Bank enthält nämlich standardmäßig keinen Versicherungsschutz. Nur Kunden mit einer Extraversicherung gegen Raub können mit einer Entschädigung rechnen.
95,90 Euro pro Jahr ohne Haftung
Auch Burkhard L. hatte keine Zusatz-Versicherung. Der Rentner verlor 40.000 Euro an Erspartem durch die Räuber, heißt es in einem „Bild“-Bericht.
Er hatte sich damals durch Aussagen in einem Schreiben der Bank überzeugen lassen: „Ein Schrankfach schützt Ihre Wertsachen und wertvollen Gegenstände vor Diebstahl. Das Schrankfach ist nicht nur sicher, sondern auch diskret. Nur Sie als Kunde wissen, was darin deponiert wird.“
Aus dem abgebildeten Schreiben geht auch hervor, dass es 2020 zu einer Erhöhung der Mietgebühren für ein Schließfach in der Filiale kam. Seitdem kostet ein Schließfach für ein Jahr 95,90 Euro, allerdings ohne Haftung.
Begründet wurde die Erhöhung mit steigenden Kosten und Investitionen in die Sicherheit.
Rechtsanwalt Jürgen Hennemann, äußerte gegenüber „Bild“ als Rechtsbeistand von Dutzenden Geschädigten des Banküberfalls, dass er die Bank in der Verantwortung sehe.
Denn die Täter hätten sich unbemerkt im Gebäude verstecken und anschließend in der Tresoranlage randalieren können. „Die Frage ist nicht, ob die Deutsche Bank ihre Sorgfalts- und Obhutspflichten verletzt hat, sondern wie es dazu kommen konnte“, so Hennemann zu „Bild“.
Die Lübecker Polizei und Staatsanwaltschaft richteten zur Aufklärung des Falls eigens eine Sonderkommission namens „Carbonum“ ein. Bislang haben die Fahnder jedoch noch keine heiße Spur: „Intensive Ermittlungen führten bislang nicht zur Identifizierung der Täter“, heißt es in einer Polizeimeldung. Die Lübecker Staatsanwaltschaft hat nun eine Belohnung für sachdienliche Hinweise ausgelobt.
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