2017 verdienten Frauen durchschnittlich 16,59 Euro pro Stunde – und die Männer 21,00 Euro
Frauen verdienten im vergangenen Jahr im Durchschnitt brutto 16,59 Euro pro Stunde, Männer hingegen 21,00 Euro. Rund drei Viertel des Verdienstunterschieds lassen sich der Statistik zufolge durch unterschiedliche Branchen und Berufe erklären, sowie durch „ungleich verteilte Arbeitsplatzanforderungen hinsichtlich Führung und Qualifikation“. Zudem seien Frauen häufiger als Männer teilzeit- oder geringfügig beschäftigt.
Werden Frauen und Männer mit vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit verglichen, ist der Lohnunterschied niedriger. Dieser bereinigte Gender Pay Gap wird alle vier Jahre erhoben und lag 2014 bei sechs Prozent. Im Jahr 2010 betrug der Unterschied sieben Prozent und 2006 acht Prozent.
Das Statistische Bundesamt veröffentlichte seine Zahlen kurz vor dem Equal Pay Day: Das ist der Tag, bis zu dem Frauen theoretisch ohne Gehalt arbeiten, bis sie den Männern gleichgestellt sind. In diesem Jahr ist es der 18. März.
Typische Frauenberufe werden schlechter bezahlt
Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden erklärte am Donnerstag, dass der unbereinigte Gender Pay Gap 2017, also der Lohnabstand zwischen Männer und Frauen, wie schon im Vorjahr bei 21 Prozent lag. Deutliche Unterschiede gibt es nach wie vor zwischen Ost und West: Während die Lücke im früheren Bundesgebiet 22 Prozent beträgt, ist sie in den ostdeutschen Ländern mit sieben Prozent deutlich kleiner.
Im Westen ging der Wert 2017 gegenüber dem Vorjahr leicht um einen Prozentpunkt zurück, im Osten blieb er unverändert.
Wird der unbereinigte Pay Gap in Höhe von 21 Prozent betrachtet, belegt Deutschland unter den EU-Ländern den 26. Rang.
Die Länder mit der kleinsten Lücke sind Rumänien (5,2 Prozent), Italien (5,3 Prozent) und Luxemburg (5,5 Prozent).
Lohnunterschiede von über 20 Prozent gibt es laut EU-Statistikbehörde Eurostat außer in Deutschland sonst nur in Estland, Tschechien, Großbritannien und Österreich.
Kipping: Frauenarbeit wird systematisch abgewertet
Die Grünen erklärten, die „Ungerechtigkeit“ bei der Bezahlung dürfe nicht weiter hingenommen werden und forderten von der neuen Regierung wirksame Maßnahmen. Problematisch sei auch, dass als typische „Frauenberufe“ geltende Jobs etwa in der Pflege schlechter bezahlt würden als zum Beispiel Techniker, erklärten Ulle Schauws und Beate Müller-Gemmeke.
Als nicht ausreichend kritisierten die Grünen das seit Januar geltende Entgelttransparenzgesetz. Beschäftigte können ab einer Firmengröße von 200 Mitarbeitern Informationen darüber verlangen, was vergleichbare Kollegen verdienen.
Die Linke bezeichnete es als „Placebo“-Gesetz. Parteichefin Katja Kipping verwies ebenfalls auf das Problem, dass Frauenarbeit „strukturell abgewertet“ werde.
Die CDU-Frauenpolitikerin Yvonne Magwas bezeichnete das Gesetz hingegen als „wichtigen ersten Schritt“, um gleiche Einkommenschancen zu schaffen. Unionsfraktionsvize Nadine Schön ergänzte, es sei wichtig, die im Koalitionsvertrag vereinbarten Maßnahmen zur Aufwertung von Sozial- und Pflegeberufen „zügig“ anzugehen.
Die SPD versprach, sich für den Abbau der strukturellen Ungleichgewichte auf dem Arbeitsmarkt „konsequent“ einzusetzen und verwies ebenfalls auf die Pläne im Koalitionsvertrag. Zugleich gebe es nicht „das eine Gesetz, das die Lohnlücke auf einen Schlag schließt“, erklärten die Politiker Katja Mast und Sönke Rix.
Der Verband der Unternehmerinnen forderte von der neuen Regierung politische Anreize, damit „Kindererziehung Familiensache wird“. (afp)
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